Baustelle auf der B28 in Echtzeit gesteuert
Der Einsatz von Beschickern und Thermomulden sowie eine lückenlose
Temperaturüberwachung oder eine flächendeckende Verdichtungskontrolle führen zu besserer Qualität im Straßenbau. Jede dieser Maßnahmen setzt an einem wichtigen Stellhebel der Prozesskette an. Aber um die Potenziale der gesamten Prozesskette zu nutzen, wird es notwendig werden, den Straßenbauprozess ganzheitlich zu betrachten und bereits bei der Arbeitsvorbereitung zu beginnen.
Ein solches System zur Prozessoptimierung ist BPO Asphalt. Der Name steht für die Bauprozessoptimierung und wird von dem Pforzheimer Ingenieurbüro Volz Consulting entwickelt. Im vergangenen Jahr konnten bereits die unterschiedlichsten Projekte von Kleinbaustellen mit nur wenigen Tonnen am Tag über Ortsdurchfahrten und Bundesstraßen bis hin zu Autobahnprojekten erfolgreich begleitet werden.
Straffer Zeitplan
Ende 2014 wurde mit der ARGE Vogel-Bau und Ossola das Projekt B28 bei Appenweier in der Region Offenburg im Schwarzwald durchgeführt. „Wir hatten zunächst Bedenken, ob für uns als Mittelständler ein solches System überhaupt Sinn macht. Deshalb entschlossen wir uns, BPO Asphalt an einem Bauabschnitt auf der B28 einzusetzen, um die Ergebnisse mit den bereits eingebauten Streckenabschnitten vergleichen zu können.“, so Martin Grüninger, technischer Leiter, bei Vogel-Bau. Insgesamt sollten 5.600 t Bindermaterial und 2.900 t Deckschicht mit zwei Fertigern heiß-an-heiß verbaut werden. Bei der Deckschicht wurden beide Fertiger mit einem Offset-Beschicker mit Material versorgt. Damit das innerhalb des straffen Zeitplans gelingen konnte, wurden im Planungsprozess alle Beteiligten systematisch in einen Zielvereinbarungsprozess eingebunden, um ein verbindliches Einbaukonzept zu erstellen. Während der Bauausführung wurden die eigenen und Fremd-LKW über Smartphones in das System integriert, so konnte immer nachvollzogen werden, wann der nächste LKW auf der Baustelle eintreffen wird und wo er sich gerade befindet. Durch Schnittstellen zu bestehenden Flottenmanagementsystemen bzw. Thermomulden kann die Integration der Fahrer weiter vereinfacht werden.
Überzeugende Resultate
Die Baustelle konnte trotz der Verzögerung durch das Wetter in drei ganzen und zwei halben Tagen fertiggestellt werden. „Das Ergebnis spricht für sich und das System hat uns positiv überzeugt. Standzeiten sind während des Systemeinsatzes überhaupt nicht aufgetreten und der Einbau lief glatter ab als gewohnt. Die Vorteile liegen klar auf der Hand und wir werden ab dieser Bausaison BPO Asphalt im Unternehmen einführen.“, so Herr Grüninger, technischer Leiter bei Vogel-Bau. Im Unternehmen kommt in den eigenen LKW bereits ein Flottenmanagementsystem zum Einsatz. In Kombination mit BPO Asphalt entsteht daraus ein umfassendes System für das Prozessmanagement im Straßenbau. „Mit Vogel-Bau haben wir einen leistungsfähigen Partner gefunden, der neben Einbauteams, eine eigene LKW-Flotte mit Thermomulden und mehrere Mischanlagen unterhält. Gerade für den künftigen Ausbau von BPO Asphalt zu einem herstellerunabhängigen Dokumentationssystem ist dies für uns von großem Vorteil.“, so Stefan Volz, Geschäftsführer von Volz Consulting. Neben Vogel-Bau setzt bereits Wolff & Müller BPO Asphalt ein. Weitere Unternehmen werden folgen. Neben der Logistik wurde die Bauausführung detailliert mit der integrierten Tagebuchfunktion dokumentiert, was als Nachweis für die bevorstehende Qualitätsoffensive im Straßenbau dienen kann. Während des Projekts wurde das System auch vom Asphaltbauleiter, Herrn Armin Beck unter die Lupe genommen: „Die Ankunft der Lieferfahrzeuge hat man immer im Blick und der Aufenthaltsort wird auf der Karte angezeigt. Besonders gefällt mir, dass bei jedem Fahrzeugwechsel ein Soll-Ist Vergleich der eingebauten Tonnage erstellt wird. Das hilft bei Kontrolle des Materialverbrauchs.”
Das System überzeugte aber nicht nur auf der Baustelle sondern auch an den Mischanlagen. Herr Grund, zuständig für das Mischwerk und die Asphalteinsätze bei der Firma Ossola, erhielt als ARGE-Partner ebenfalls einen Zugang: „Während der Bauausführung konnte ich neben meiner Arbeit im Büro, die Baustelle in Echtzeit am PC verfolgen. Alle wichtigen Kennzahlen sowie die Aufenthaltsorte, Fahrtdauern und Standzeiten der LKW wurden dargestellt und man sieht auf der Karte, wo sich die LKW gerade befinden und wann der nächste auf der Baustelle ankommen wird. Alle laufenden Projekte lassen sich so komfortabel überblicken.” Interessenten haben die Möglichkeit sich das System vor Ort auf der Baustelle anzusehen. Kontaktieren Sie hierzu Volz Consulting.⇥■
Die Vorteile einer Echtzeit-Prozesssteuerung liegen auf der Hand: Standzeiten werden vermieden, die Restmengenbestellung vereinfacht, Verbrauchsabweichungen minimiert, bestehende Ressourcen besser ausgenutzt und der Einbauprozess dokumentiert. Doch wie geht man bei der Prozessoptimierung vor?
Die Grundlage für die Prozessoptimierung ist immer ein Regelkreis. Dazu ist es Voraussetzung, dass in derPlanungsphase Vorgabewerte erzeugt werden, um den Baufortschritt kurzzyklisch messbar zu machen. Zielgrößen auf Tagesbasis reichen für eine Prozesssteuerung nicht mehr aus. Deshalb wird eine neue Kennzahl notwendig, die ausgehend von der Baustelle die LKW-Lieferkette und die Mischanlagen koordiniert: Der Einbautakt. Diese projektspezifische Kennzahl gibt an, wie lange man für den Einbau eines LKW benötigt. Durch den Einbautakt wird nicht nur der Prozess auf der Baustelle, sondern die gesamte Prozesskette messbar. Erst wenn Abweichungen frühzeitig erkannt werden, können die zur Verfügung stehenden Freiheitsgrade genutzt werden. Die Optimierung ergibt sich einmal während des Einbaus als kurzzyklischer Regelkreis: Soll-Vorgaben, die als Zielwerte dienen, werden in der Planungsphase aufgestellt. Durch den Vergleich zwischen den Soll- und Ist-Werten während der Bauausführung können Abweichungen rasch erkannt und Maßnahmen eingeleitet werden.
Durch die Dokumentation und Auswertung der Maßnahme im Rahmen der Post-Prozess-Analyse können nach Abschluss der Baumaßnahme in einem weiteren Regelkreis Einflussfaktoren systematisch analysiert und beispielsweise strategische Verbesserungsmaßnahmen eingeleitet werden, worunter beispielsweise auch die Lieferantenbewertung zählt. Prozessoptimierung ist deutlich mehr als Software und Telematik. Für die erfolgreiche Transformation eines Unternehmens wird es notwendig werden, auch organisatorische Veränderungen einzuleiten. Darunter zählt beispielsweise die Einführung eines neuen Planungsprozesses, der zu den eingesetzt Methoden passt und der Aufbau von Anreizsystemen. Die Idee der Prozessoptimierung bleibt dabei nicht auf den Asphalteinbau begrenzt, sondern kann auf sämtliche Gewerke übertragen werden. Beispielsweise auch auf den Erdbau wofür Volz Consulting ein eigenes System im Kundenauftrag entwickelt hat.