Gut benommen - Halb gewonnen!
Das Wissen um die richtigen Tischmanieren ist oft entscheidend
Auf Tischsitten wird wieder stärker Wert gelegt. Darum schadet es nicht, kleine, feine Details zu kennen. Im Berufsleben, bei geschäftlichen Terminen mit den Baupartnern, aber auch privat oder auf Reisen. Und man sollte wissen, welche Essens- und Trinkgewohnheiten einem im Ausland begegnen.
Fehler lauern auch daheim
Wer den Tischwein ausgewählt hat nimmt den Testschluck. In der Regel der Gastgeber. Dabei geht es nicht darum, ob man mit seiner eigenen Auswahl zufrieden ist. Vielmehr will man wissen dass der Wein richtig temperiert und fehlerfrei ist.
Häufig zu beobachtender Fehler: Messer und Gabel rechts und links mit den Griffen auf dem Tisch schräg an den Tellerrand zu lehnen, während man eine Essenspause macht. Doch das ist unelegant und unpraktisch. Sie werden mit der Spitze bzw. den Zinken zur Tellermitte zeigend abgelegt und dabei leicht überkreuzt.
Grundsätzlich gilt: Besteckmäßig immer von außen nach innen arbeiten, wenn für ein mehrgängiges Menü gedeckt ist. Dabei sollen rechts nicht mehr als vier, links nicht mehr als drei Besteckteile liegen. Tipp: Warten Sie bei einem „Vielgänge-Menü“ ab ehe Sie zum Besteck greifen. Bekommen Sie zu einem Gang ein „Esswerkzeug“, zum Beispiel auf dem Unterteller liegend serviert, ist klar, das der für den Verzehr dieser Speise bestimmt ist. Zum Beispiel der Löffel zu einem Sorbet.
Weil Heute der Trend zu großen, ausladenden Weingläsern geht sollte man mit dem Füllen der Gläser zurückhaltend sein. Großvolumige Gläser maximal bis zur Hälfte, extra große Gläser sogar nur bis zu einem Drittel füllen.
Gut vorbereiten
Welche Tischsitten sind in anderen Ländern usus? Wir Deutschen sollten uns nicht als Maßstab nehmen und vorschnell urteilen. Gut vorbereitet jedenfalls gibt es weniger Stress - und die Lebensfreude steigt.
Italien
In Bella Italia pflegt man die lockere Lebensart, die Künste, das gute Essen. Wo Deutsche vielleicht mäkeln, sehen Italiener gern über Fehler hinweg. Gefrühstückt wird kaum, oft reichen ein Espresso und ein Brioche in einer Bar. In Italiens Restaurants und Bars gilt es als Beleidigung gegenüber einer Dame, wenn ein Mann ihr nicht den Kaffee zahlt. Mittag- und Abendessen - das sind mindestens zwei Gänge. Planen Sie bei jeder Mahlzeit 2–3 Euro „coperto“ (für Geschirr und Besteck) ein. Trinkgeld kommt extra. Spaghetti isst der Italiener allein mit der Gabel. Lernen Sie die Kunst des Aufrollens. Abbeißen ist verpönt.
Frankreich
Der Frankreichbesucher muss Toleranz und Empathie mitbringen und die Eigenheiten des Landes akzeptieren, dann wird er dort Freude haben. Wünschen Sie ihrem Gegenüber „Bon appétit“ und zum Ende der Mahlzeit ein „On a bien mangé“ (wir haben gut gegessen, es hat gut geschmeckt), so machen Sie sich beliebt. Baguette zum Essen ist beliebt - brechen Sie immer ein nur mundgerechtes Stück ab. Die Brotkrümel dürfen Sie auf der Tischdecke lassen. Zugeprostet wird meist zu Beginn des Geschäftsessens. Achtung: Obwohl Franzosen den zweithöchsten Weinkonsum der Welt haben, wird man nur wenig alkoholisierte Menschen sehen. Trunkenheit wird verachtet.
Griechenland
Die griechische Mentalität lässt sich mit „leben und leben lassen“ umschreiben. Vor allem im Norden Griechenlands führt der Weg in vielen Restaurants zuerst in die Küche. Der Wirt wird ein Zeichen geben. Das ist vorteilhaft, denn oft fehlen Speisekarten oder man kann sie nicht lesen. Man zeigt auf die gewünschte Speise die man verzehren will. Abends geht es spät los, ab 21 Uhr oder noch später. Von morgens bis abends trifft man sich im „Kafeníon“, dem Kaffeehaus, sozialer Mittelpunkt eines jeden Dorfes, wo auch Touristen rasch warm werden können. Der griechische Kaffee entspricht unserem Espresso. Werden Sie eingeladen wissen sie meist nicht wieviel Gänge es gibt. Deshalb lieber von jedem ein wenig nehmen und keinen Gang auslassen, denn das würde den Gastgeber beleidigen.
Asien
Suppen und Nudeln werden in Japan hemmungslos geschlürft – sie lautlos zu essen wäre eine Beleidigung Wo kein Geräusch, da kein Geschmack. Alle anderen Gerichte verzehren die Japaner dagegen leise. Stäbchen dürfen nicht senkrecht in den Reis gesteckt werden – das erinnert an ein Beerdigungsritual. Die Essstäbchen sollten immer neben den Teller gelegt werden, so dass die Griffseite auf dem Tisch aufliegt und die Mundseite auf einem der Schälchen oder dem Knochenteller. Oft gibt es für die Essstäbchen auch extra ein kleines Porzellan-Bänkchen, auf das die Mundseite gelegt werden kann. In China verschenkt man keine frischen Blumen. Damit wurden bis vor kurzem nur die Toten geehrt. Den Lebendigen schenkt man etwas Nützliches. Wenn nach dem Essen Obst gereicht wird ist dies das Zeichen sich zu verabschieden.
Autor:
Jan Westphal, Velen,
E-Mail: jan@westphal-velen.de
...von außen nach innen arbeiten...