Kraft im Keller

Tuningbox erhöht den Fahrspaß

Mehr Kraft und deshalb mehr Spaß – mit diesem Lockruf gehen Autotuner an den Start. Das zusätzliche Drehmoment kann im Internet bestellt werden. Wer ein wenig geschickt ist baut die Powerbox selbst ein. Lohnt sich der Spaß, ist es sinnvoll? Ich wollte es wissen und habe es getestet.

Tuningprofi Aden Balci von DTE-Systems öffnet die Motorhaube, schaut in die Fahrzeugpapiere und meint „dieser Fünfzylinder Dieselmotor eignet sich besonders gut zum Tunen“. Bei 2,4 Litern Hubraum und 163 PS ist der Volvo nicht gerade untermotorisiert. Doch werksseitig hat das Fahrzeug Spielraum für spürbar mehr Leistung und die wird Balci nun herauskitzeln.

 

Elektronik pur

Box, Elektronikboard und die Kabelsteckverbindung liegen bereit. Am PC testet er den für dieses Fahrzeug geeigneten Datensatz und speichert ihn auf dem Board. Dann schiebt Balci das Board in die Kunststoffbox, verschließt sie mit einer Dichtung, schraubt sie zu und klemmt den Kabelstecker an die Box – nun ist das Tuningmodul betriebsbereit. Per Plug-in verbindet er den elektronischen Helfer in diesem Fall mit dem Railsensor des Volvo-Motors. Und ab sofort hört der auf das Kommando des Moduls und nicht mehr auf das motoreigene Steuergerät. Motorhaube schließen, anschnallen, Zündschlüssel drehen, erster Gang, zweiter Gang... Gemäßigtes Tempo auf der Landstraße. Der Drehzahlmesser pendelt bei 1.500 Umdrehungen. Abbiegen ab auf die Autobahn. Mit feinem Grollen reagiert der Volvo auf das Gaspedal. Dynamisch steigt die Leistungskurve. 2.200 Umdrehungen. Das Grollen wird deutlicher. Gleichmäßig strömt die Kraft aus dem Keller. 33 zusätzliche Pferdestärken liefert die Box, reichlich Reserve für bestimmte Situationen. 3.000, 3.300, 3.700 Touren. Das von Hause aus elastische 5-Gang-Getriebe protestiert nicht. Kraftvoll-gelassen fliegt der Wagen über den Asphalt. Ich nehme das Gas weg. Höchstgeschwindigkeit interessiert mich nicht.

 

Ziel bleibt das Optimum

„Unsere Philosophie ist ein gesundes Tuning unter Ausnutzung der möglichen Toleranzen. Dabei ist nicht das machbare Maximum, sondern das verschleißfreie Optimum unser Ziel“, erklärt DTE-Vertriebschef Jürgen Kasparek. Und Geschäftsführer Patrick van Drunen ergänzt, dass die Produkt- und Fahrzeugsicherheit oberste Priorität habe. Sein Unternehmen wurde 1996 als DTE-Systems GmbH in Recklinghausen gegründet. Seit 2003 konzentrieren sich Entwicklung, Produktion und Verwaltung im Gewerbepark Ortloh. Hier tüfteln 22 Mitarbeiter und geben der mobilen Freiheit neuen Schwung.  

 

Nicht ohne TÜV

Für Chiptuning besteht in Deutschland und vielen anderen Ländern eine TÜV-Eintragungspflicht. Natürlich gibt es auch für die in meinem Volvo verbaute Box das erforderliche TÜV-Teilegutachten. Der TÜV-Prüfer wird den Einbau bestätigen und mit der Bescheinigung lassen sich die Fahrzeugpapiere auf der Kfz- Zulassungsstelle ändern. Aber Achtung: Erst der geänderte Kraftfahrzeugschein gestattet das legale Nutzen der Tuningbox und auch die Kfz-Versicherung sollte informiert werden. PS hat man nie genug, weiß Jürgen Kasparek. Selbst hochmotorisierte Sportwagen würden von ihren Besitzern zur PS-Kur geschickt. Für Tuningsets interessieren sich zum Beispiel Neuwagenkäufer die eine kleinere Motorvariante wählen, jedoch über den Einbau der Tuningbox die gewünschten PS zurückholen und so eine Menge Geld sparen. Sogar im Nutzfahrzeugsektor sind die Module im Einsatz und können dort durch Mehrleistung gewinnsteigernd wirken. Doch die Mehrzahl der Tuningkunden sind vernünftige Menschen jenseits der 30, umweltbewusst und auf der Suche nach sinnvoller Verbesserung der Fahrleistung. Optimieren lassen sich nach Auskunft der Tuningspezialisten selbst Fahrzeuge die 100.000 oder mehr Kilometer auf dem Tacho haben.

 

Bilanz

Nach 1200 Testkilometern im engen Stadtverkehr, auf kurvigen Landstraßen und Autobahnen ziehe ich Bilanz: Für den Preis der Tuningbox könnte ich sechsmal volltanken. Erfreulicher Aspekt - um schätzungsweise 0,3 Liter auf 100 Km ist der Verbrauch gesunken. Dank ausgeprägter Leistungsreserven verbesserte sich das Fahrgefühl. Bei jeder Fahrt zauberte der Fahrspaß mir ein leichtes Lächeln ins Gesicht. Und wer einmal dieses Fahrspaß-Lächeln kennt, der verzichtet auf die 14-tägige Rückgabemöglichkeit und behält die Box.

www.chiptuning.com


Jan Westphal

www.janwestphal.com

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