Transporteffizienz im Fokus

IAA Nutzfahrzeuge mit zahlreichen Neuheiten auch bei schweren Bau-Lkw

Gute Stimmung auf der IAA Nutzfahrzeuge: Nach dem Krisenjahr 2009 brummt die Branche wieder. Auch das Segment schwerer Lkw ist wieder auf Wachstumskurs. Nach der Anpassung der Antriebe an die Abgasrichtlinien Euro 5 und teilweise auch schon an die Euro 6 steht jetzt die Transporteffizienz im Fokus.

„Über den Lebenszyklus betrachtet entstehen 90 Prozent der Kosten eines Lkw erst nach dem Kauf“, so Andreas Rentschler, im Vorstand der Daimler AG verantwortlich für Daimler Trucks und Daimler Buses. „Einer der größten Einzelposten dabei sind die Kraftstoffkosten.“ Die immer strengeren Abgasnormen haben allerdings in den letzten Jahren bei der Motorenentwicklung den Fokus auf die Reduzierung der Emissionen verschoben. Bernd Maierhofer, Vorstand F+E und Einkauf bei MAN Nutzfahrzeuge: „Über zehn Jahre gesehen, hatten wir eine Stagnation im Treibstoffverbrauch.“ Das soll sich jetzt ändern: Die Reduzierung des Verbrauchs hat in den Entwicklungsabteilungen der meisten Lkw-Hersteller jetzt absolute Priorität. MAN will das unter anderem durch die Optimierungen des gesamten Antriebsstrangs erreichen. Beim MAN TGS, der auch im schweren Baustellenverkehr eingesetzt wird, sind Common-Rail-Motoren, verlustarme Antriebsstrangkomponenten und die intelligente Schaltstrategie des automatisierten Getriebes so aufeinander eingestellt, dass sie optimal zusammenwirken und damit den Treibstoffverbrauch reduzieren. Aber auch Alternativen zum reinen Dieselantrieb werden geprüft: So stellte Volvo auf der IAA einen Fernverkehrs-Lkw der Modellreihe FM mit Methan-Diesel-Technik aus. Hierbei werden Gas und Diesel zusammen genutzt. Die Hauptenergiemenge kommt vom Methan, und eine kleinere Menge Dieselkraftstoff dient als eine Art „flüssige Zündkerze“, um das Gas zu entzünden. Wird verflüssigtes Gas anstelle von verdichtetem Gas verwendet, führt dies zu einem erheblich größeren Operationsradius. Im Vergleich mit derzeit auf dem Markt erhältlichen, gasbetriebenen Lkw, soll das auf der IAA gezeigte Fahrzeug laut Volvo bis zu 40 Prozent weniger Kraftstoff verbrauchen.

Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die auf der IAA präsentierten Neuheiten im Bereich der Lkw für den Bauverkehr:

 

DAF

DAF bietet die CF-Baureihe jetzt auch mit der leichteren 1132-Tandemachse (19 Tonnen) mit einfacher Untersetzung lieferbar. Diese wird für den  6x4- und 8x4-Betonmischer-Fahrgestelle bei einem Gesamtgewicht von 26 Tonnen für den FAT CF75 6x4 und bei einem Gesamtgewicht von bis zu 32 Tonnen für den FAD CF85 8x4 eingesetzt. Dank der leichteren 1132-Tandemachse und des angepassten Fahrgestellrahmens wurde eine zusätzliche Tragfähigkeit von bis zu 800 Kilogramm erreicht. Darüber hinaus bietet DAF jetzt alle Motorvarianten auch in einer EEV-Version an. Aufgrund der Optimierung des Motormanagementsystems entsprechen nun auch verschiedene Versionen des 12,9-Liter-PACCAR-MX-Motors ohne Rußfilter der EEV-Norm.

 

Daimler

Nachdem Daimler bereits im letzten Jahr den neuen Actros-Bau präsentiert hat, stand in diesem Jahr besonders der Mercedes-Benz Zetros im Interesse der IAA-Besucher aus der Baubranche: Der im Frühjahr des Jahres vorgestellte Haubenwagen verbindet die Geländefähigkeit eines Unimog mit der Tragfähigkeit eines schweren Lkw. Angetrieben wird der Zetros von einem Reihensechszylinder mit 7,2 l Hubraum und 240 kW (326 PS) Leistung. Seine hohe Geländefähigkeit entwickelt der Zetros dank permanentem Allradantrieb, drei Differenzialsperren, Einzelbereifung und dem speziell für diesen Einsatz abgestimmten Fahrwerk. Den Zetros gibt es als Zwei- und Dreiachser mit 18 t bzw. 27 t zulässigem Gesamtgewicht. Eine neue Variante ist der Zetros 4x4 mit zwillingsbereifter Hinterachse. Damit steigt die technisch zulässige Achslast auf 13 t und damit die Nutzlast abseits öffentlicher Straßen.

 

Iveco

Im Bereich der schweren Bau-Lkw bietet Iveco insbesondere den Trakker, bei dem Zwei-, Drei- und Vierachser mit und ohne Allradantrieb sowie Motoren von 228 kW bis 368 kW (310 PS bis 500 PS) zur Wahl stehen. Für den Trakker bietet Iveco inzwischen auch EEV-Motoren, ein Partikelfilter ist dabei nicht nötig. Paolo Monferino, Vorsitzender des Aufsichtrates bei Iveco, kündigte auf der IAA zudem eine komplett neue Baureihe an, allerdings erst für das Jahr 2014. Aufbauend auf den Erfahrungen mit dem Stralis, soll ein neues modulares Lkw-System entstehen.

 

MAN

Der MAN TGS deckt eine breite Zahl an Varianten ab, die von der Leichtbau-Sattelzugmaschine mit niedrig bauendem Straßenfahrwerk bis zu vierachsigen Allrad-Baufahrzeugen hoher Bauart und mit Motorleistungen bis 540 PS reicht. Auf der IAA wurde unter anderem die neue Fertigerbremse für TGS-Kipper gezeigt. Damit lässt sich ein dosierter Bremsdruck einsteuern, so dass der Lkw vom Straßenfertiger geschoben werden kann, aber nicht von ihm wegrollt. Zudem ist jetzt auch ab Werk ein spezielles Offroad-ABS verfügbar, dessen Regelcharakteristik bessere Bremswirkung auf unbefestigtem Untergrund bietet. Eine interessante Lösung ist auch der zuschaltbare hydrostatische Vorderachsantrieb HydroDrive: Er garantiert Vorwärtskommen auch dann, wenn die Hinterachsen wenig belastet sind, beispielsweise nach dem Abkippen der Ladung.

 

Renault

Renault bietet für den Baustelleneinsatz zwei sich ergänzende Baureihen: Den Premium Lander mit hoher Nutzlast für die Baustellenbelieferung, und den Kerax mit hoher Wendigkeit und Robustheit zum Einsatz auf der Baustelle. Auf der IAA präsentierte Renault den Premium Lander OptiTrack: Dieses System bietet die Möglichkeit, ausgehend von einem „klassischen“ Premium Lander 4x2-Fahrgestell vorübergehend in den Allradantrieb zu wechseln. Dies ermöglichen zwei in den Radnaben integrierte Hydraulikmotoren. So schafft der Premium Lander auch schwierigeres Gelände, ohne gleichzeitig die Nachteile des Allradantriebs wie geringere Nutzlast und höheren Verbrauch in Kauf nehmen zu müssen. Mit OptiTrack bietet Renault eine Lösung, die 490 kg zusätzliche Nutzlast und bis zu 10 Prozent Verbrauchseinsparung gegenüber einem herkömmlichen Allradantrieb ermöglicht.


 Scania

Scania bietet nicht ein besonderes Bau-Lkw-Programm, sondern der Kunde kann sich aus dem Baukastensystem der Baureihen P, G und R sein individuelles Fahrzeug zusammenstellen. Neben einem umfassenden Motorenprogramm mit der Wahlmöglichkeit von Euro 3-, Euro 4-, Euro 5- und EEV-Motoren erstreckt sich über Motorleistungen von 230 bis mehr als 730 PS. Neu ist ein Traktionsmodul im Armaturenbrett: Per Drehschalter lassen sich die Differentialsperren sukzessive zuschalten, so kann die Traktion schrittweise erhöht werden. An gleicher Position sind auch Bedienelemente für die Traktionsfunktionen und die Achslastverlagerung untergebracht.

 

Volvo

Der schwedische Hersteller zeigte auf der IAA Nutzfahrzeuge auch seinen neuen Baustellen-Lkw FMX. Das Modell wurde speziell für harte Bedingungen und anspruchsvolle Einsätze auf dem Bau konzipiert und stellt eine Weiterentwicklung des Volvo FM dar. Dabei bleibt der Antriebsstrang der aktuellen FM-Plattform unverändert. Als Antrieb stehen ein 11-Liter-Motor mit einer Leistung von 330 bis 450 PS oder ein 13-Liter-Motor mit 380 bis 500 PS zur Verfügung. Die kürzlich überarbeitete Baufahrzeug-Version des I-Shift-Getriebes ermöglicht ein „Freischaukeln“ aus fast jeder erdenklichen Lage. Zusätzlich sendet ein neuer Lastsensor präzise Informationen zum Ladungsgewicht an das I-Shift-Getriebe – für optimierte Gangwechsel und sanftes Anfahren.

Dipl.-Ing. Olaf Meier,

Mönchengladbach

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