Schlitzrinnen für Eurofighter
Streckenentwässerung am NATO-Fliegerhorst WittmundhafenWeil die Infrastruktur den Anforderungen an den Betrieb nicht mehr gerecht wird, baut das Staatliche Baumanagement Region Nord-West den Flugplatz um. Für die Entwässerung kommen Schlitzrinnen vom Betonwerk Rinninger zum Einsatz.
Da die Rinnen nicht in Ortbeton versetzt sind, können diese auch – solange sie noch nicht komplett verbaut sind – problemlos getauscht werden.
© Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG
In Niedersachsen zwischen Wittmund und Aurich bei Webershausen liegt der NATO-Flugplatz Wittmundhafen. Der Fliegerhorst, der dort seinen Ursprung im Jahr 1911 als Landeplatz für Luftschiffe fand, war bis Ende 2021 Heimat des Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 „Richthofen“, dem 877 Soldaten, 28 Eurofighter-Kampfflugzeuge und 260 Zivilbedienstete angehörten. Das Geschwader stellte rund um die Uhr auch die Alarmrotte (Quick Reaction Alert, QRA) für den norddeutschen Raum. Diese Bereitschaft diente sowohl als Beitrag zur integrierten NATO-Luftverteidigung als auch zur Sicherheit im deutschen Luftraum als Dauereinsatzaufgabe der Luftwaffe im Frieden.
Am 26. Januar 2022 verließ der letzte Eurofighter den Flugplatz Wittmundhafen. In den kommenden drei Jahren wird der Flugbetrieb stattdessen vom Flugplatz Laage (Mecklenburg-Vorpommern) aus erfolgen. Bereits in den vergangenen Jahren hat das Staatliche Baumanagement mit zahlreichen Baumaßnahmen im laufenden Betrieb begonnen. Mit Einstellung des Flugverkehrs konnte es mit den für den späteren Flugbetrieb wichtigen Maßnahmen anfangen. Dazu zählen etwa eine neue, rund drei Kilometer lange Start- und Landebahn sowie eine neue Luftfahrzeuginstandsetzungshalle. Zudem wird die technische Infrastruktur (Wasser, Abwasser, Wärme, Strom, IT) komplett neu errichtet. Ziel der Bauherren ist es, die für den Flugbetrieb wichtigsten Baumaßnahmen für die Bundeswehr bis Ende 2024 fertigzustellen, so dass der Flugbetrieb Anfang 2025 wiederaufgenommen werden kann.
Weil die Schlitzrinnen über ein integriertes Fundament verfügen, konnte auf ein Ortbetonfundament komplett verzichtet werden.
© Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG
Schlitzrinnen mit integriertem Fundament für Start- und Landebahn
Zur Entwässerung werden entlang der Start- und Landebahn beidseitig und an den Rollbahnen einseitig insgesamt 11.000 lfm Schlitzrinnen vom Betonwerk Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG verlegt, die an das teils vorhandene und teils neu verlegte Kanalsystem über Ablaufleitungen DN 200 angeschlossen werden. Ursprünglich waren für die Entwässerung Rinnen mit bauseitigem Fundament ausgeschrieben. Zum Einsatz kam aber schließlich ein Rinnensystem mit integriertem Fundament aus dem Hause Rinninger. Der große Vorteil besteht darin, dass bei Verwendung dieser Rinnen auf ein Ortbetonfundament komplett verzichtet werden kann. Dies vereinfacht den Einbau erheblich, denn die Bauteile können auf der Baustelle direkt auf eine Sauberkeitsschicht, auf einem vorher vorbereiteten Planum verlegt werden – und dies mit einer sehr hohen Genauigkeit.
Riki-Ceton – ultrahochfester Beton
Jürgen Kurzemann aus dem Vertrieb bei Firma Rinninger ergänzt: „Die bauseitigen Fundamente messen in der Regel circa 80 x 50 Zentimeter. Gefertigt werden die Schlitzrinnen aus einer neuen Generation von Beton, dem so genannten Riki-Ceton. Dies steht für ultrahochfesten Beton mit duktilen Eigenschaften nach AbZ DIBT-Nr. Z-74.4.178. Das Besondere dabei ist, dass mit diesem Beton die Bewehrung sowohl im Rinnenelement als auch im Unterbau reduziert werden kann. In diesem Fall kann das bauseitige Fundament entfallen und die Rinne in eine Sauberkeitsschicht aus Magerbeton verlegt werden“, erklärt Jürgen Kurzemann. Im Bereich der Tankstellen und Enteisungsstationen lieferte das Betonwerk aus dem Landkreis Ravensburg zusätzlich 1.000 lfm Schlitzrinnen mit integriertem Fundament mit einer WHG-Zulassung. Damit sorgen diese Entwässerungssysteme für LAU- Anlagen gemäß dem Merkblatt zur Entwässerung von Flughäfen für eine vorschriftsmäßige Ableitung von Gefahrstoffen.
Gefertigt werden die Schlitzrinnen aus einer neuen Generation von Beton, dem so genannten Riki-Ceton. Dies steht für ultrahochfesten Beton mit duktilen Eigenschaften nach AbZ DIBT-Nr. Z-74.4.178.
© Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG
Problemloser Regress
Produziert wurden die Schlitzrinnen bereits seit Anfang März 2022. Wöchentlich machten sich seitdem etwa fünf bis sechs Lkw vom Allgäu in Richtung Ostfriesland auf, um dort die Schlitzrinnen zwischenzulagern. Der Einbau erfolgte dann innerhalb von etwa zehn Wochen ab Mitte September 2022. Jürgen Kurzemann bemerkt abschließend: „Die Verarbeiter auf der Baustelle waren mit dieser Sonderlösung sehr zufrieden. Die Rinnen sind langlebig und der Wartungsaufwand gering. Und weil die Rinnen nicht in Ortbeton versetzt sind, können diese auch – solange sie noch nicht komplett verbaut sind – problemlos getauscht werden, für den Fall, dass dies überhaupt einmal erforderlich sein sollte.“ Für die komplexen Hochbau- und Infrastrukturmaßnahmen plant die Bundeswehr derzeit Investitionen in Höhe von rund 440 Millionen Euro. Nach Abschluss aller Bauarbeiten – voraussichtlich im Jahr 2032 – wird Wittmundhafen der modernste militärische Flughafen Deutschlands sein.