85 km in die Tiefe
Modernste Spezialtiefbaugeräte von Liebherr bei
Bauunternehmen Hilti & Jehle im Einsatz
Für das Bohren der Pfähle wurde zu Beginn das Schneckenbohrverfahren (CFA) angewendet, aufgrund des vielen Aushubs entschied man sich schließlich, zu Bohren mit Vollverdrängerwerkzeug zu wechseln. Insgesamt müssen für die Gründungsarbeiten in Dornbirn nicht weniger als 2.988 Pfähle in Tiefen von 28 m und 29 m eingebracht werden - die Gesamtbohrleistung betrug über 85 km.
Die Arbeiten dafür starteten Mitte März dieses Jahres und sollen aus heutiger Sicht Anfang August abgeschlossen sein. Die Bodenbedingungen stellen dabei eine spezielle Herausforderung dar. In dem größtenteils lehmigen und torfhaltigen Boden befinden sich auch einige, bis zu 6 m mächtige, dicht gelagerte Kiesschichten, welche die Arbeit erschweren.
LRB 355 – Baustellenpremiere in Dornbirn
Ebenfalls für Hilti & Jehle im Einsatz ist das weltweit erste verkaufte Modell des neuen, leistungsfähigen Ramm- und Bohrgeräts LRB 355. Seine Baustellenpremiere feierte das 105 Tonnen schwere und in maximaler Konfiguration 33,5 m hohe Gerät im vergangenen Herbst auf einer Baustelle am Messegelände Dornbirn (Österreich). Trotz seiner Ausmaße ist das Spezialtiefbaugerät gut transportierbar, können doch Mäkler, Universalschlitten sowie Seil montiert bleiben.
Aufgrund der schwierigen Bodenbeschaffenheiten auf der Baustelle in Dornbirn mussten zahlreiche, teils unterschiedliche Arten von Betonpfählen eingebracht werden, damit es zu keinen Setzungen kommt. Dabei bewies das LRB 355 erstmals seine Stärken im harten Baustelleneinsatz. Wo früher verschiedene Gerätetypen erforderlich waren, kann das neue Multifunktionsgerät jetzt unterschiedliche Arten von Pfählen erstellen – je nach Anforderung und Situation der Bodenverhältnisse.
„Mit dem LRB 355 von Liebherr verfügen wir jetzt über ein modernes Top-Gerät, das durch seine Multifunktionalität eine qualitative Verbesserung bei Gründungsarbeiten bringt. Gleichzeitig können wir auch flexibler und effizienter arbeiten“, beschreibt Projektleiter Markus Mähr von Hilti & Jehle die Vorzüge des neuen Ramm- und Bohrgeräts.
Effizientes Ramm- und Bohrgerät
Das LRB 355 verfügt über einen robusten Unterwagen sowie lange Raupenträger, wodurch eine hohe Stabilität gewährleistet ist. Dank der Parallelkinematik besitzt das Ramm- und Bohrgerät einen großen Arbeitsbereich. Ein weiterer Vorteil ist die direkte Montage aller Winden am Mäkler. Dies ermöglicht einerseits eine direkte Sicht von der Fahrerkabine zur Hauptwinde und sorgt andererseits dafür, dass sich beim Verstellen des Mäklers die Seile nicht bewegen. Besonders hervorzuheben ist die Kraftstoffeffizienz des 600 kW starken V-12-Dieselmotors, welcher auf einer abgesenkten Arbeitsdrehzahl von 1.700 U/min läuft. Mit dem Eco-Silent-Mode kann zudem die Motordrehzahl auf ein voreingestelltes Niveau gesenkt werden. Dadurch lässt sich ohne Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit eine deutliche Reduktion des Dieselverbrauchs aber auch der Lärmbelastung erzielen.
Ein neues Arbeitsgerät ist der innovative BAT-Bohrantrieb, welcher über ein Drehmoment von 450 kNm verfügt und kann je nach Anwendung individuell konfiguriert werden kann. Die Hauptvorteile des von Liebherr gefertigten Hydraulikantriebs liegen in der automatischen Drehmomentregelung, der stufenlosen Drehzahl-Optimierung und vier elektronisch einstellbaren Drehzahlbereichen.
Weiterer Einsatz des LRB 355 auf Schweizer Baustelle
Seinen jüngsten Baustelleneinsatz hatte das LRB 355 kürzlich in St. Gallen, Schweiz. Dabei war es mit dem Doppelkopfbohrantrieb DBA 300 ausgestattet. In dieser Konfiguration wurde das Ramm- und Bohrgerät gemeinsam mit einer Liebherr-Betonpumpe vom Typ THS 80 D dafür verwendet, 316 Pfähle für eine überschnittene Pfahlwand einzusetzen.
Diese Gründungsarbeiten bilden das Fundament eines mehrstöckigen Büro- und Apartmentgebäudes. Die Pfähle hatten einen Durchmesser von 900 mm und Längen zwischen 18 und 22 m. Auch bei diesem Einsatz überzeugte das LRB 355 dank seiner hervorragenden Effizienz. Trotz herausfordernder Bodenbedingungen benötigte es für das Fertigstellen eines Pfahles sowie der für die Anwendung beachtlichen Bohrtiefe lediglich 1,5 Stunden.
Neben dem Bohren mit Doppelbohrkopf kann das LRB 355 für sämtliche anderen gängigen Bohrverfahren herangezogen werden, wie etwas Bohren mit Kellyausrüstung, mit Vollverdrängerwerkzeug oder auch mit Endlosschnecke. Im Kellybohrverfahren erreicht es seine maximale Bohrtiefe von knapp 60 m. Weitere Verwendungsmöglichkeiten des LRB 355 sind Bodenmischen sowie Einsätze mit Rüttler und Hydraulikhammer.