Aufgestockt und saniert

Durch zweigeschossige Aufstockung und energetische Sanierung
erstrahlt ein Aachener Altbau in neuem Glanz.

Eine umfassende energetische Sanierung, ergänzt durch eine ungewöhnliche Aufstockung, macht ein Bestands-gebäude aus den frühen 1950er Jahren in Aachen optisch und energetisch wieder topfit. Mit der gewählten Holzrahmenbauweise ließ sich das Gebäude visuell außergewöhnlich, ökologisch sinnvoll und zudem wirtschaftlich auf ein modernes Niveau bringen.

Der verantwortliche Architekt und Bauherr Professor Klaus Klever hat für die General-Sanierung des Hauses in der Heinrichsallee 41 in Aachen ein imponierendes Planung-Konzept entworfen. Durch die eindrucksvolle Aufstockung aus Holz wurde neuer und großzügiger Wohnraum generiert. Zugleich hat man das Gebäude energetisch und optisch auf Vordermann gebracht. Die anspruchsvollen Holzaufbauten stammen von den erfahrenen Experten der ZimmerMeisterHaus-Manufaktur Kappler GmbH & Co.KG aus Gackenbach-Dies.

Vom energetischen Problemfall zum Prachtstück

Das hier aufgebaute Dachgeschoss bietet nach der Sanierung auf einer Gesamtfläche von 220 Quadratmetern über zwei Ebenen einen völlig neuen und faszinierenden Wohnraum. Die
Wohnung mit offenem Grundriss wird strukturiert durch zwei große Lichthöfe und mehrere Terrassen – ergänzt durch viele Fenster und interessante Holzbau-Details. Bis das möglich
wurde, mussten jedoch einige Hürden genommen werden.

Die Dachdeckung war fast komplett abgängig und der Dachstuhl gab zu hohe Einzellasten auf die oberste Geschossdecke ab. Daher ordnete der Planer zuerst einen vollständigen Abbruch des vorhandenen Mansarddaches an. Im Bereich des Treppenhaues wurde bis auf die Höhe des ehemaligen Dachbodens rückgebaut.  

„Bei den Abriss-Arbeiten fanden wir recht gute Bausubstanz und keinerlei feuchte Mauerwerksstellen oder sonstige Schäden vor, so dass wir die Aufgabe zügig ausführen lassen konnten.“ erläutert Klaus Klever „Hinsichtlich der Statik hatten wir ebenfalls Glück, wir mussten keine unterstützenden Maßnahmen für den Rückbau anordnen. Energetisch war der Bestandsbau jedoch nicht mehr auf der Höhe der Zeit.“ fügt er hinzu.


Alle Freiheiten durch flexiblen Raumgewinn

Brandschutzgründe - vor allem aber auch Gründe der Erdbebensicherheit - führten zu der Entscheidung, lediglich die Aufstockung des Treppenraumes in Stahlbeton auszuführen. Ansonsten wurde der Altbestand nachhaltig und anspruchsvoll mit dem zweigeschossigen Holzaufbau aufgestockt. In den lichtdurchfluteten Räumen der Aufstockung erfährt man heute die vielfältigen Möglichkeiten der modernen Holzbauweise mit großzügigem Raumvolumen, offenen kommunikativen Ebenen und klaren Strukturen.

Die Vorteile dieser Sanierungsvariante: Selbst schwierige bauphysikalische Bedingungen können damit kostengünstig erfüllt und schnell und substanzschonend gebaut werden. Die Holzkonstruktion wurde um 6 cm gegenüber der Außenkante des vorhandenen Mauerwerks nach innen versetzt. Als Isolierung dient eine überputzbare Dämmung aus Holzweichfaserplatten, die auf die Brettsperrholzelemente aufgebracht wurde.

Hierdurch war die Möglichkeit gegeben, Toleranzen im Mauerwerk durch eine Ausgleichsspachtelung zu beseitigen. Für Bauwerke dieser Höhe besteht die Anforderung einer nicht brennbaren Dämmung. Daher wurde auf die erste Dämmebene eine zweite Dämmung aus 24 cm starken Mineralfaserlamellen mit stehender Faser aufgebracht.

Schlank trotz Wärmedämmung

Die Decke über der unteren Ebene beinhaltet 30 cm Mineralfaserdämmung und im Terrassenbereich gleichfalls zusätzlich im Mittel 6 cm PUR Dämmung. Im Dachbereich und bei der Terrasse der unteren Ebene setzten die Handwerker in speziellen Einzelfällen auch Vakuumdämmung ein, um die vom Architekten gewünschte Schlankheit der Bauteile zu erreichen bzw. einen schwellenlosen Übergang von innen nach außen zu gewährleisten.

Eine zusätzliche Innendämmung war zwar nicht vorgesehen“ berichtet Klaus Klever. „wir haben jedoch die raumseitige 5 cm dicke Installationsebene zusätzlich mit 5 cm Mineralwolle aufgefüllt“. Bis auf einige wenige Ziegelwände sind ab der Decke über dem zweiten Obergeschoss alle tragenden Bauteile neu und als Holzbau ausgeführt.

Im Bereich der Aufstockung setzte man großformatige Glaselemente als Pfosten/Riegelkonstruktion in Eiche Leimholz (Uw 0,62-0,77 W/m²) ein. Bei den Fenstern im Bestand hat man die ursprüngliche Sprossenteilung entsprechend ihren alten Proportionen in vollem Umfang beibehalten (Meranti Uw 1,40 W/m²K) und damit die Architektursprache der frühen 50er Jahre erhalten.

Neue Energiewerte ab 2015

Ein Pelletkessel, der die Grundlast abdeckt, liefert Heizwärme und versorgt Bestand und Aufstockung zentral mit Warmwasser. Der vorhandene Gas-Brennwertkessel schaltet sich bei Spitzenlast dazu. Diese Heizung wird zudem unterstützt durch eine thermische Solaranlage. Zusätzlich wurden bei der Aufstockung und in einigen Bereichen des Bestandes im zweiten Obergeschoss hocheffektive Konvektoren mit geringem Wasserinhalt eingebaut.

Das Bauwerk wurde nun zum KfW 55 Haus mit einem Primärenergiebedarf von 29 kWh/m²a. Das entspricht gegenüber dem Zustand vor der Sanierung mit einem Heizwärmebedarf von 124 kWh/m²a ohne Warmwasserbereitung, einer Verringerung um deutlich mehr als 70 %.

Das Haus in Aachen ist jetzt, sechzig Jahre nach seiner Errichtung, ein Musterbeispiel an Energieeffizienz und durch die bemerkenswerte Aufstockung auch optisch ein besonderer Gewinn für die Heinrichsallee.

Zimmermeisterhaus

www.zmh.ocm

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