Auftraggeber berichten aus der Praxis
Qualitätsorientierter Kanalbau
„Planung, Ausschreibung und Bauausführung von Abwasserleitungen und ‑kanälen in FBS-Qualität“ lautet der Titel einer Seminarreihe, die von der Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V. (FBS) und regionalen Betonmarketing-Gesellschaften veranstaltet wird. Mit mehr als 50 Teilnehmern pro Seminar ist die Resonanz durchweg hervorragend. So auch bei den Veranstaltungen, die am 13. und 14. April in Bamberg und Augsburg stattfanden. Grundlage des Konzeptes ist der konsequente Bezug zur Praxis. Anhand von aktuellen Projekten tauschen Vertreter aus Kommunen, Ingenieurbüros, ausführenden Unternehmen und FBS-Mitgliedsunternehmen ihre Erfahrungen aus. In Bamberg stellte Dipl.-Ing. Andreas Jessen, Leiter der Entwässerung, Entsorgungs- und Baubetrieb der Stadt Bamberg (EBB) das dortige „Jahrhundertprojekt Kanalsanierung“ vor.
Der Schutz des Grundwassers und der Oberflächengewässer als wichtiger Bestandteil des Naturhaushalts ist für die Gesundheit der Bevölkerung, zum Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und als Voraussetzung wirtschaftlicher Entwicklung unverzichtbar. „Damit unsere Abwasserleitungen und ‑kanäle sicher funktionieren und dauerhaft dicht bleiben, hat die FBS ein optimales Qualitätssicherungssystem für die Produkte entwickelt“, erklärt FBS-Geschaftsführer Dipl.-Ing. Wilhelm Niederehe. Nur Rohre, Formstücke, Schachtfertigteile und -bauwerke, die von FBS-Mitgliedsfirmen nach den FBS-Qualitätsrichtlinien hergestellt werden, dürfen mit dem beim Patentamt eingetragenen FBS-Zeichen versehen und im Umlauf gebracht werden. Hinter dem FBS-Qualitätszeichen steht damit ein Sicherungssystem, das sowohl dem Hersteller im Hinblick auf seine Produkthaftung, als auch dem öffentlichen Auftraggeber im Sinne seiner Amtshaftung Sicherheit bietet und dem Anwender von FBS-Kanalbauteilen eine hohe Qualität garantiert. Zudem steht das Gütesiegel für Produktqualität und damit für langlebigen und wirtschaftlichen Kanalbau.
Qualität und Nachhaltigkeit im Fokus
Auf Qualität und Wirtschaftlichkeit setzen auch die Verantwortlichen beim Entwässerung, Entsorgungs- und Baubetrieb der Stadt Bamberg. Das dokumentieren unter anderem die Mitgliedschaft bei der Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) und dem Güteschutz Kanalbau sowie ein Integriertes Managementsystem für Qualität, Umweltschutz und Arbeitssicherheit – für EBB-Abteilungsleiter Jessen wichtige Parameter, um das Jahrhundertprojekt Kanalbau in Bamberg erfolgreich durchführen zu können. Die Stadt Bamberg betreibt ein Kanalnetz mit einer Länge von ca. 340 km. Die ältesten Netzteile stammen vermutlich aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Ein Teil der Kanäle weist bauliche Schäden auf, ein Teil ist auch zu klein dimensioniert. „Darüber hinaus wurden damals Gewässer im Zuge der Bebauung einfach verrohrt und später dort Abwasser angeschlossen“, beschreibt Jessen die Situation. „Somit münden nun heute einige Gewässer in das Kanalnetz und die Kläranlage und führen dort zu unerwünschten Fremdwasser-Belastungen.“
Jahrhundertprojekt Kanalsanierung
Am 27.9.1995 fasste der Stadtrat Bamberg den Beschluss zur „Finanzierung der Abwasserbeseitigung in Bamberg (Kanalsanierung)“. Dieser richtungsweisende Beschluss war Grundlage für das „Jahrhundertprojekt Kanalsanierung“ in Bamberg. Zu den wichtigsten Inhalten des Beschlusses zählen ein zielgerichtetes Handeln sowie eine Sanierung, die auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit angelegt ist. Hierfür investiert die Stadt Bamberg über einen Zeitraum von 25 Jahren etwa 250 Mio. Euro für Umbau, Neubau und Sanierung des Kanalnetzes. „Unter anderem wird ein Gesamtentwässerungsplan neu erstellt, Schmutzfrachtberechnungen angefertigt, das Fremdwasser aus dem Hauptsmoorwald reduziert und Mischwasserbehandlungsanlagen saniert“, so Jessen weiter. Die Wahl des Sanierungsverfahrens und die Wahl des dabei eingesetzten Werkstoffes erfolgt in der Regel projektbezogen und lösungsorientiert. Aufgrund der positiven Werkstoffeigenschaften kommen gerade bei großdimensionierten Bauwerken und Leitungen häufig Rohre aus Beton und Stahlbeton zum Einsatz. n