Außenanlagen „Just in Time“
Letzter Feinschliff am Augustinum in Stuttgart
Die Gestaltung der Außenanlagen gehört oft zu den kniffligsten Aufgaben eines Bauprojekts, denn der Garten- und Landschaftsbau ist gewöhnlich das letzte Gewerk auf einer Baustelle und meist entscheidend für Nutzung und Optik des Gesamtprojekts. Die Firma Seidenspinner aus Stuttgart-Möhringen beweist, wie sich diese Herausforderung erfolgreich meistern lässt: Mit Teamwork, intelligenten Abstimmungsprozessen und den richtigen technologischen Mitteln.
Von der Planung über die Vermessung und Realisation bis hin zur Pflege: Die Jörg Seidenspinner Garten- und Landschaftsbau GmbH in Stuttgart-Möhringen wickelt Projekte im Garten- und Landschaftsbau vollkommen durchgängig ab. Das 1934 gegründete Unternehmen bietet ein umfassendes Leistungsportfolio und beschäftigt zwischenzeitlich rund 80 Mitarbeiter. Die Um- und Neugestaltung privater Hausgärten, die Realisation von Außenanlagen für Gewerbe und Industrie sowie Sportanlagen, etwa Golf- oder Tennisplätze, finden sich im Angebot des Stuttgarter Traditionsunternehmens. Im Mittelpunkt stehen bei Seidenspinner dabei stets die vom Kunden geforderte Qualität sowie Termin- und Kostentreue.
Und diese Aufgabe ist für ein Unternehmen, das im Garten- und Landschaftsbau tätig ist, oft alles andere als leicht, wie Markus Trost, verantwortlich für die Bereiche Vermessung und Abrechnung bei Seidenspinner, berichtet: „Gewöhnlich bildet unser Gewerk das finale Glied im gesamten Projektablauf. Daher ist es für uns wichtiger als für die Vorgewerke, Zeit und Kosten sehr genau zu prüfen. Hierfür arbeiten wir schwerpunktmäßig mit dem Digitalen Geländemodell und den daraus abzuleitenden Mengenberechnungen. Wir müssen sicherstellen, dass alle Massen, die im Leistungsverzeichnis verarbeitet wurden, von uns geprüft und somit bindend sind“, berichtet er.
Das Unternehmen stellt derzeit die Außenanlagen der Seniorenresidenz Augustinum auf dem Stuttgarter Killesberg fertig. 700 Bewohnerinnen und Bewohner werden das moderne, gehobene Wohnstift mit einer Gesamtlänge von 280 Metern und einer -breite von 130 Metern bis Frühjahr 2010 bezogen haben. Mit der Umsetzung der vom Stuttgarter Landschaftsarchitekturbüro Möhrle und Partner geplanten Anlage sorgt das Möhringer Unternehmen für ein Wohlfühl-Ambiente im Außenbereich. So gestalten die Spezialisten für Projekte im Garten- und Landschaftsbau derzeit den eleganten Eingangsbereich mit einem Wasserbecken und Einzelbaumbereichen, eine Vielzahl von Sitzgelegenheiten für gemütliches Ausspannen im Freien sowie einen kleinen Park mit besonders schöner Bepflanzung, der außerdem als Lärm- sowie Sichtschutz für die Bewohner im Augustinum dienen soll. Zu Spitzenzeiten sind rund 50 Mitarbeiter der Firma Seidenspinner auf der Baustelle am Killesberg tätig. Teilweise sogar abends und an Samstagen wird hier gearbeitet. Markus Trost: „Die Anlage aus insgesamt acht Wohnblöcken staffelt sich in einzelne Höfe. So sind wir in der Lage, verschiedene Teilbereiche des Augustinum gleichzeitig zu bearbeiten und zeitnah fertigzustellen.“ Denn der Zeitplan ist eng: In nur sechs Wochen sollen die Experten aus Möhringen mit den Außenbereichen im Wert von circa 1,2 Millionen Euro fertig sein. Die Verantwortung für die Gestaltung der Freianlagen trägt das Stuttgarter Landschaftsarchitekturbüro Möhrle und Partner – vom Entwurf bis zur Ausführungsplanung. Im Jahre 2007 ging das Büro Möhrle und Partner gemeinsam mit dem Architekturbüro Wulf & Partner als Sieger des Architekturwettbewerbs hervor. Mit dem Bau der Anlage wurde die ARGE Matthäus Schmid Bauunternehmen GmbH & Co. KG und Zechbau GmbH als Generalunternehmer beauftragt.
Doch die Zeit ist nicht die einzige Herausforderung, der sich die Landschaftsplaner von Seidenspinner stellen müssen. Markus Trost berichtet überdies über einen durchweg sehr aufwändigen Abstimmungsprozess, um die erforderliche Genauigkeit bei den Außenanlagen sicherstellen zu können. „Das Plattenrastermaß bei diesem Projekt ist auf die Fassadenelemente ausgerichtet. Achsen laufen parallel ab. Das erfordert nicht nur Mehraufwand im Bereich der Vermessung, sondern vielmehr eine kontinuierliche Absprache mit den Projektpartnern.“ Dazu kommen die stringenten Vorgaben, sich stets exakt an die ausgearbeiteten Planunterlagen des Landschaftsarchitekturbüros Möhrle und Partner zu halten. „Flexibilität gibt es bei Projekten wie diesen nahezu keine“, führt der Vermessungsingenieur und Bauabrechner weiter aus. Nicht zuletzt erschweren die frostigen Temperaturen im Dezember 2009 die Arbeit des ausführenden Unternehmens – der Boden ist zurzeit gefroren und lässt sich nur mit erheblichem Aufwand bearbeiten.
Während Bauleiter Rüdiger König und sein Team für einen reibungslosen Ablauf auf der Baustelle Killesberg sorgen, konzentriert sich Markus Trost auf die vorliegenden Pläne inklusive aller Feinheiten und stellt sicher, dass der Budgetrahmen am Ende eingehalten wird. Von der Planungsumsetzung über die Punktdatenvermessung bis hin zur Bauabrechnung setzt er vollkommen durchgängig die RIB-Software Stratis ein. In der Phase der Kalkulation prüft er alle Massen, bevor die eigentlichen Arbeiten auf der Baustelle beginnen. Die Absteckungen bei diesem Projekt sind ebenfalls ziemlich komplex, denn die Außenanlage der Seniorenresidenz besticht durch geschwungene Bereiche. Zusätzlich verwendete Gabionen und Straßenrandsteine erfordern diverse Mehrfachabsteckungen. Die Software Stratis kommt darüber hinaus in der Dokumentation und Bestandsaufnahme zum Einsatz. Hier erstellt Trost Revisionspläne mit allen abgeänderten Flächen und Volumina. In der Abrechnung sind kontinuierliche Anpassungen und Korrekturen an die spezielle Örtlichkeit – etwa aufgrund von Bäumen – erforderlich. Besonders schätzt er die Möglichkeit der individuellen Konfiguration. Der Vermesser und Bauabrechner bestätigt, dass die Software sehr komplex ist, doch genau aus diesem Grund bietet sie die für das Möhringer Unternehmen erforderliche
Flexibilität. Vorteile schaffen seiner Meinung nach vor allem das Digitale Geländemodell, die einfache Baugrubenmodellierung sowie die eindrucksvollen Visualisierungsmöglichkeiten mit der Software. Das sind Bereiche, in denen die RIB-Lösung nach Aussagen des GaLa-Bau-Experten alle spezifischen Softwaresysteme für den Garten- und Landschaftsbau schlägt. Und sollten doch spezielle Lösungen – etwa für die Bepflanzung – erforderlich sein, lassen sich Informationen aus Stratis ganz einfach über standardisierte Schnittstellen in das gewünschte Spezialsystem übertragen. Auch pdf-Exporte für einen kontinuierlichen Austausch mit dem Auftraggeber oder dem Bauherrn sind jederzeit möglich.
Ein besonders motiviertes und engagiertes Team, eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekten sowie mit dem Generalunternehmer und moderne Technologie halfen dem Möhringer Unternehmen dabei, alle Herausforderungen des Projekts zu meistern. Mit Erfolg.n