Bindemittel staubfrei einbringen
Bei der Bodenstabilisierung oder -verfestigung wird meistens Kalk bzw.
Zement mit einem Bindemittelstreuer vorgestreut und anschließend mit einer selbstfahrenden Bodenfräse in den Boden eingemischt. Ein Problem bei dieser Bauweise: beim Streuen aufgewirbeltes oder vom Wind verwehtes Bindemittel kann zu Folgeschäden und -kosten führen.
Aufgewirbelter Kalk- oder Zementstaub kann Fahrzeuge oder Fassaden beschädigen, dem Verkehr die Sicht nehmen oder sensible Technik stören. Um das zu verhindern, fragen immer mehr Bauherren nach staubfreien Bauweisen für die Bodenbehandlung. Die Kutter GmbH, Memmingen, hat für diese Fälle seit Kurzem eine Lösung im Maschinenpark: eine Boden- und Recyclingfräse mit integriertem Bindemittelstreuer.
Streuen und Mischen in einem Arbeitsgang
Die Kutter-Bodenfräse vom Typ Wirtgen WR 250 S-Pack ist ein leistungsfähiges Gerät mit einem 2,40 m breiten Fräs- und Mischrotor. Damit lassen sich Schichten bis zu 50 cm in einem Arbeitsgang durchmischen. Die Besonderheit: In der Maschine befindet sich über dem Rotor ein Bindemitteltank. Über eine computergesteuerte Dosiereinheit wird das Bindemittel unmittelbar vor dem Mischraum auf den Boden gestreut. Dabei sorgt eine doppelte Abdichtung dafür, dass kein Bindemittel in die Umgebung austritt.
Perfekte Dosierung
Über den integrierten Bindemittelstreuer wird das Bindemittel perfekt dosiert. Der Fahrer gibt dazu die gewünschte Streubreite und die Streuleistung in kg/m2 vor, den Rest erledigt die Maschinensteuerung. Sie passt die Ausbringung des Bindemittels exakt an die Fahrgeschwindigkeit an.
Durch die Anordnung der integrierten Streueinheit unmittelbar vor dem Rotor ergibt sich ein weiterer Vorteil gegenüber dem Einmischen von vorgestreutem Bindemittel: Bei der herkömmlichen Bauweise verdichtet die Bodenfräse mit ihren hohen Radlasten den Boden partiell mit den Vorderrädern und schiebt dabei Teile des Bindemittels an die Außenflanken. Dieser Effekt tritt bei der Bodenfräse mit integriertem Streuer nicht auf. Deshalb ist die Bindemittelkonzentration über dem Querschnitt ausgesprochen homogen.
100 t am Tag – auch auf schwersten Böden
Ein weiterer Pluspunkt: Durch den integrierten Bindemittelstreuer ist kein separater Bindemittelstreuer mehr nötig. Das prädestiniert die neue Boden- und Recyclingfräse von Kutter besonders für morastige Baustellen, auf denen Bindemittelstreuer oft nur schwer voran kommen, denn das leistungsstarke Kutter-Gerät ist extrem geländegängig und arbeitet sich selbst durch wenig tragfähige Böden.
Überzeugend sind auch die Tagesleistungen der Bodenfräse. Ihr Bindemitteltank fasst etwa 5 t, sodass ein 27-t-Silozug nach rund 2 Stunden entleert ist. Entsprechend verarbeitet die Bodenfräse – abhängig von den Randbedingungen auf der Baustelle und der Arbeitstiefe – etwa 100 t Bindemittel pro Tag.
Mehrwert durch vereinfachten Prozess
„Mit dieser Bauweise haben wir in kurzer Zeit viele Projekte erfolgreich abgewickelt, zum Beispiel die Bodenverbesserung auf rund 60.000 m² im Rahmen der Erweiterung des BMW-Werks in Dingolfing. Dort arbeitete die Bodenfräse in unmittelbarer Nähe zu den Parkflächen für Neuwagen. Das ging nur, weil die Staubentwicklung gleich Null war“, berichtet Gerhard Matschiner, Leiter der Abteilung Bodenbehandlung bei Kutter.
Ein anderes Beispiel ist der Bau eines Parkplatzes an der EDV-Schule in Wiesau (Oberpfalz). Der anstehende Boden war nicht ausreichend tragfähig und sollte deshalb abgetragen und mit einer Lage aus Schüttmaterial 0/100 mm aufgebaut werden. Die klassische Bodenstabilisierung war als Bauweise nicht ausgeschrieben worden, weil sich in den umliegenden Gebäuden knapp 1000 Computer befinden, die vor Beschädigungen durch den feinen Staub geschützt werden sollten.
Reinhard Aumüller, Bauleiter bei der Richard Schulz Tiefbau GmbH, war beauftragt mit den Arbeiten. Er hatte zwischenzeitlich von der staubfreien Kutter-Lösung erfahren und überzeugte die Auftraggeber von der technisch wie wirtschaftlich besseren Methode. Sein Fazit: „Durch den Einsatz der staubfrei arbeitenden Kutter-Bodenfräse haben wir die Bauzeit verkürzt und Transporte sowie Maschineneinsätze eingespart. Das war ein echter Mehrwert.“ Tatsächlich erfolgte die Einarbeitung des Bindemittels absolut staubfrei – und die empfindliche Computertechnik an der Schule wurde nicht beeinträchtigt. Dazu kommt: Die staubfreie Bodenstabilisierung erwies sich als äußerst umweltfreundlich, denn durch den Verzicht auf den separaten Bindemittelstreuer entfielen dessen Fahrten, wodurch die CO2-Emissionen der gesamten Baumaßnahme deutlich reduziert wurden.