Denkmalgerechte Sanierung in Chemnitz
Porenleichtmörtel erfüllt statische VorgabenEin historisches Gebäude in Chemnitz wird bis 2019 zur Zentralbibliothek der TU umgebaut. Die alten Kappendecken mussten aus statischen Gründen mit einer
besonders leichten, zementgebundenen Ausgleichsschicht überdeckt werden.
Mitte des 19. Jahrhunderts entstand in Chemnitz die damals größte Spinnerei Sachsens, aus Brandschutzgründen komplett aus Eisen und Stein ausgeführt. Vom Baustil des historischen Eklektizismus war nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr viel zu erkennen. Schwer beschädigt, diente das ehemalige Fabrikgebäude als Behelfslösung für diverse Zwischennutzungen – von der Essensausgabe, dem Provisorium für das zerstörte Stadttheater, über Kaufhaus, Bürostandort bis zu einer Galerie.
Umwandlung zur Zentralbibliothek
2011 ging der leerstehende Bau von der Stadt Chemnitz in den Besitz des Freistaats Sachsen über und eröffnete die Chance, die Alte Aktienspinnerei durch Umbau und Erweiterung zur Zentralbibliothek städtebaulich einzubinden. Die Dresdener Architekten Lungwitz, Heine, Mildner sowie Architekt Thomas Rabe aus Berlin, gewannen den ausgeschriebenen Realisierungswettbewerb.
Ihr Entwurf der neuen Bibliothek realisiert eine Nutzfläche von über 12.000 Quadratmetern bei Gesamtbaukosten von knapp 50 Mio. Euro unter behutsamer Rückführung in die ehemalige Kubatur. Durch die Nutzung der Alten Aktienspinnerei seitens der Technischen Universität Chemnitz rücke insgesamt der universitäre Campus näher an die Innenstadt heran, so dass studentisches Leben, Forschung und Lehre das Stadtbild künftig noch stärker prägen würden, so der sächsische Finanzminister Unland anlässlich eines Ortstermins.
Aufwendiger Rückbau
Für die Umgestaltung musste der Bau zunächst von allen Einbauten befreit und teils in Handarbeit in den Rohbauzustand zurückversetzt werden. So konnte das wertvolle gusseiserne Tragwerk mit den gemauerten Kappengewölben denkmalgerecht konserviert werden. Damit über den Kappendecken ein Bodenaufbau
mit Anforderungen an schwere Lasten und die öffentliche Nutzung möglich wurde, galt es zunächst, die enormen Höhenunterschiede auszugleichen.
Sanierung mit Porenleichtmörtel
Bereits sehr früh in der Planungsphase hatte Monika Barth vom Technischen Vertrieb der Heidelberger Beton GmbH Kontakt mit dem Statiker des Bauvorhabens, André Neubert von Mathes Beratende Ingenieure in Chemnitz. Es wurden rund 2.000 Kubikmeter eines „leichten Baustoffs“ für die Verfüllung von Gewölbehohlräumen benötigt. Aus statischen Gründen sollte das Material im eingebauten Zustand nicht mehr als 240 Kilogramm pro Kubikmeter wiegen. Man entschied sich für die Flüssigdämmung Poriment, einen zementgebundenen Porenleichtmörtel, der je nach Anforderung in unterschiedlichen Rohdichte- und Festigkeitsklassen produziert wird. Nach der Fertigstellung der Zentralbibliothek der TU Chemnitz wird die äußere Anmutung des historischen Baus mit ursprünglicher Dachform, herausragendem zentralem Mittelbau und zwei flankierenden Seitenflügeln wieder erkennbar sein. Es liegt am Gestaltungswillen der Bauherren und am feinen Gespür der Architekten für entscheidende Details, wenn sich moderne Nutzung und denkmalwürdiger Bestand auf wohlproportionierte Weise ineinander fügen.
Heidelberger Beton GmbH
Zentralbibliothek der Technischen Universität Chemnitz
Bauherr: Land Sachsen, Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement
Architekten: ARGE Alte Aktienspinnerei, Architekten Siegmar Lungwitz, Lydia Heine, Thorsten Mildner
(alle Dresden) und Thomas Rabe (Berlin)
Statiker: Mathes Beratende Ingenieure GmbH, Chemnitz
Bauunternehmen: Abdichtungs- u. Estrichbau GmbH, Gersdorf
Produkt: Poriment P und Poriment 0,4, insgesamt 1.750 m³
Lieferant: Heidelberger Beton GmbH
Lieferwerk: Olbernhauer Transportbeton, Werk
Pumpendienst: Donau Mörtel, Passau, eine Beteiligung der
Heidelberger Beton GmbH
Überwachung: Betotech Baustofflabor GmbH, Bereich Thüringen-Sachsen
In Chemnitz wurde ein zweischichtiger Einbau mit Poriment realisiert, einem fließfähigen zementgebundenen Porenleichtmörtel, der als stabile Ausgleichs- und Füllschicht dient. Im unteren Bereich wurde Poriment P eingebracht, der die Anforderungen an eine begehbare Ausgleichsschicht unter Estrich bei zusätzlich hervorragenden Dämmwerten erfüllt. Er diente zur Verfüllung der Gewölbetäler und gewährt durch Zugabe von Polystyrolkugeln die geforderte, sehr niedrige Trockenrohdichte von 240 Kilogramm pro Kubikmeter. Darauf kam im Verbund der Porenleichtmörtel Poriment. Er bot mit einer Trockenrohdichte von 400 Kilogramm pro Kubikmeter eine höhere Festigkeit und Stabilität an der Oberfläche.