Design und Funktion

Gebäudeerweiterung Raiffeisen Finanz Center, Eisenstadt

Nach der Ausschreibung eines Ideenwettbewerbs zur Errichtung des neuen Raiffeisen Finanz Centers beschlossen  Vorstand und Aufsichtsrat der Bank, das Projekt der Architekten Pichler & Traupmann ohne große Änderungen umzusetzen.

Die Gestaltung des Gebäudes trägt den baurechtlich notwendigen Einschränkungen sowie den geschossweise unterschiedlichen Anforderungen des Raumprogramms in spielerischer Weise Rechnung und entwickelt eine Hüllfigur, die in einer kontinuierlichen Form das Gesamtgeschehen der Bank umschließt. Die Kontinuität der Gebäudehülle vermittelt Mitarbeitern und Kunden Identität, ihre volumetrische Ausformulierung sichert einen markanten Platz im Stadtbild. Sie besteht aus Aluminium-Sandwichplatten, deren Farbgebung Assoziationen wie Münzen oder die Corporate Identity der Bank zulässt.

Diese Grundidee – zitiert aus dem Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsbeitrag – wurde vertieft und weiterentwickelt. Nach Osten und Westen ist das Gebäude in eine metallische Fassade aus Alucobond-Platten gehüllt, die von einer eigens entwickelten Fensteranordnung perforiert ist. Diese Anordnung ermöglicht ungewöhnliche Ausblicke, bietet den MitarbeiterInnen aber auch eine fast intime Arbeitsatmosphäre und schützt vor Blendung bei der Bildschirmarbeit. Die Größe der Fensterflächen ist auf das notwendige Ausmaß hinsichtlich der Richtlinien für Arbeitsstätten ausgelegt. Es kann damit eine größere geschlossene Wandfläche erhalten werden, die durch ihre bauphysikalischen Eigenschaften (gute Wärmedämmung und gute Wärmespeicherung) zur Optimierung des Energiehaushaltes des Gebäudes beiträgt. Die raumhohen Glasfassaden nach Süden tragen dem großartigen Ausblick in die Wulkaebene Rechnung und können mit regulativen Elementen (Sonnenschutzsystem) die Energie (solarer Energieeintrag) in das Gebäude hereinlassen oder auch großteils ausblenden.

Variabler Innenraum als geregeltes Bezugssystem

Der Innenraum ist als geregeltes Bezugssystem auf verschiedenen Bedeutungsebenen ausformuliert. Zum einen als räumlich-materielles Konstrukt einer Ganzheit mit dem Gesamtgebäude: Das Material der Außenhülle ist Ausgangspunkt für das Material-konzept auch im Inneren. Wie die Fassade sind auch die Fensterleibungen sowie die Fancoils mit Alucobond verkleidet. Die abgehängten Decken der repräsentativen Bereiche in den oberen Stockwerken sind aus gleichfarbigem Metall, sodass sich die Gebäudeaußenhülle gleichsam in den Innenraum herein zieht.

Die unverkleideten Decken- und Außenwandbereiche sind in glattem Sichtbeton ausgeführt. Lichtgrau gestrichener Gipskarton für die abgehängten Decken über den Gangbereichen sowie für Teile der Bürotrennwände ergänzt gemeinsam mit dem schallschluckenden Gummi- oder Textilboden den Materialkanon der sanft abgestuften Grautöne. Der elegante neutralisierende Hintergrund ermöglicht das individuelle Bespielen der Arbeitsfläche mit Farbakzenten, womit besondere Bereiche, Sphären oder Bedeutungen hervorgehoben werden können.

Zweitens in der Steuerung der Innen-/Außenraumbeziehung: Die Bürowände zu den Gangzonen sollen prinzipiell als Glastrennwandsysteme ausgeführt werden, deren Durchsichtigkeit über Folienbesatz gesteuert werden kann. Dadurch sind Einblicke, Durchblicke und Ausblicke in der nach Vorgabe möglichen Art und Weise steuerbar, Transparenz und Raumtiefe erlebbar, ja wird sogar der Außenraum und die Landschaft bis in den innersten Bereich des Gebäudes herein getragen. Die Innenarchitektur soll Raumbeziehungen ermöglichen und nicht verbauen.

Drittens als Abbild der inneren Betriebsorganisation: Die konstruktive Auslegung des Gebäudes und der Fassadengliederung im Grundraster von 1,30 m ermöglicht den variablen Anschluss der Bürotrennwände im vorgegebenen Rastersystem. Dadurch ist die Ausbildung verschiedener Raumgrößen je nach Funktion und Bedarf gut herstellbar und gegebenenfalls auch änderbar. Offene, halboffene oder geschlossene Bereiche sind gut herstellbar in unterschiedlichen Ausformungen. Die Grundrissgestaltung der unterschiedlichen Geschoße zeigt die hohe Flexibilität des Systems. Monotonie und Gleichförmigkeit werden vermieden, unterschiedliche Funktionen und Organisationsebenen sind abbildbar.

Viertens als artikuliertes Regelwerk der Kommunikation: Die Zwischenwände zwischen den einzelnen Büros sind aus Glas bzw. sind mit einem Glasoberlichtstreifen in variabler Höhe ausgestattet. Dadurch werden unterschiedliche Bezugsmuster und Kommunikationsinteressen ausgedrückt.

Das Foyer als öffentlicher Rraum

Besonderes Augenmerk wird auch auf die Gestaltung des Foyers und der Eingangshalle gelegt. Als verbindendes Element zwischen Bestand und Neubau ist dieser Raum die Visitkarte des Gebäudes. Dieser Raum lebt von seiner Durchlässigkeit, von seiner Raumhöhe, von den ihn durchquerenden Verbindungsbrücken und von seinen mehrgeschossigen Glasfassaden: der Glasfassade zum Außenraum hin und der vorgeblendeten Glasfassade vor dem umstrukturierten Bestandsteil, welche mit einem künstlerisch gestalteten Lichtkonzept versehen ist.

In diesem Raum findet die erste Kontaktaufnahme mit der Bank statt, hier zeigt sie sich als kundenfreundliches, offenes und doch zugleich repräsentatives Institut. Er wird sowohl von den Kunden als auch von den Bankangestellten durchquert und erzeugt so ein Zu- und Zusammengehörigkeitsgefühl, verstärkt die Identifikation mit dem Finanz Center und die Bindung und an einen verlässlichen starken Partner.

Pichler & Traupmann Architekten ZT GmbH

www.pxt.at

Projektdaten

Projekt Name: Raiffeisen Finanz Center Burgenland

Jahr: 2006

Ort: Eisenstadt, Austria

Nutzung: Bank

Bauherr: Propria Raiffeisen-Immobilien Leasing GmbH, Wien

Leistungsumfang: Generalplaner

Projektteam: Pichler & Traupmann Architekten ZT GmbH

Projektleiterin: Sandy Panek

Planungsbeginn: 2006

Baubeginn: 2008

Fertigstellung: 2010

Nutzfläche: 2561 m²

Nettoherstellungskosten: € 10,816.000,-

Projekt Management: Raiffeisen-Leasing-Immobilienmanage-
mentges.mbH, Wien

Projekt- u. Planungkoordination/Ausschreibung: FCP Fritsch Chiari & Partner ZT GmbH, Wien

Projekt Koordination: Markus Weiner ZT GmbH, Gattendorf

Statik: FCP Fritsch Chiari & Partner ZT GmbH, Wien (Design), Woschitz Engineering ZT GmbH, Eisenstadt (Construction)

Bauphysik: Walter Prause, Wien

Haustechnik: ZFG Planungs- und Beratungsgesellschaft m.b.H, Baden

Elektrotechnik: Kubik Project Ges.m.b.H., Gießhübl

Fassadentechnik: FOB.PS face/of/buildings planningstimakovits, Oberpullendorf

Bodengutachten: Wolfgang Hazivar ZT Bauwesen, Eisenstadt

Örtliche Bauaufsicht: Josef Lörincz, Großhöflein; AXIS Ingenieur-
leistungen ZT GmbH, Wien

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