Diebstahlschutz von Baumaschinen – geht das überhaupt?

Laut einer Statistik des Bundeskriminalamtes aus den Jahren 2009 und 2010 sind 2877 beziehungsweise 2562 Baumaschinen bundesweit als gestohlen gemeldet. Vollständig ist die Zahl nicht, denn keineswegs alle Baumaschinendiebstähle werden auch statistisch verwertbar erfasst. Das Wiederauffinden einmal gestohlener Baumaschinen liegt bei unter 30 Prozent. Was also kann man vorbeugend tun?

Der jeweilige Schaden kann mehrere zehntausend Euro betragen. Das kann manch ein Unternehmen an den Rand des Ruins führen, denn eine Baustellenunterbrechung mit Vertragsstrafe sowie die Beschaffung einer Ersatzmaschine sind zeitaufwändig und teuer.

Das Land Brandenburg veranstaltete vor Jahresfrist eine Fachtagung „Baumaschinendiebstahl“. Die dort vom Landeskriminalamt vorgestellten Daten für Brandenburg aus dem Zeitraum 2005 bis 2008 belegten zwischen 1100 und über 1400 Diebstähle von Baufahrzeugen allein in diesem Bundesland. Die dabei verursachten Schadenssummen schwanken zwischen drei und vier Millionen Euro. Und das gilt nur für die tatsächlich angezeigten Straftaten. Denn auf dieser Tagung kam ganz klar zutage, dass viele Straftaten aus den unterschiedlichsten Gründen gar nicht angezeigt werden, die Dunkelziffer daher weitaus größer ist. Dem steht eine Aufklärungsquote von rund 30 Prozent gegenüber.

Die Behörden unterscheiden zwei Täterprofile: Der Gelegenheitstäter stiehlt ungesicherte Maschinen mit dem Ziel der Eigennutzung oder dem Verkauf. Professionelle Täter hingegen gehen gezielt vor und suchen nach möglichst unversehrten und hochwertigen Maschinen, um sie nach dem Diebstahl zu verkaufen. In der ersten Phase kundschaften sie die örtlichen Gegebenheiten und Sicherungseinrichtungen aus, manche machen sogar Fotos. Danach bieten sie möglichen Kunden die Zielmaschinen an. Wurde ein „Beschaffungsauftrag“ erteilt, erfolgt der Diebstahl, meist nachts oder am Wochenende. Der Diebstahl von Baumaschinen lässt sich nie völlig sicher unterbinden, aber es gibt durchaus Möglichkeiten, sich davor bestmöglich zu schützen, beziehungsweise das Gestohlene wenigstens zurückzubekommen. Das sind zum einen organisatorische, zum anderen technische Maßnahmen.


Organisatorische Maßnahmen

Sowohl die Unternehmer als auch die Mitarbeiter müssen ein Problembewusstsein dafür entwickeln, dass sie möglicherweise betroffen sein könnten. Die umfas-
sendste Lösung bietet ein vollständiges Sicherheitskonzept, das für alle Beschäftigten bindende Vorgaben für das eigene Verhalten, die Sicherung der Betriebsstätte, der Baustelle sowie aller Materialien, Maschinen und Fahrzeuge umfasst. Regelmäßige Überprüfungen legen Schwachstellen offen, die dann zu Nachbesserungen führen.

Aber auch ohne ein solches Konzept lässt sich schon viel erreichen: Beispielsweise sollten Fahrzeuge und Maschinen nicht einsam abgestellt, sondern abends zu einer Reihe zusammengezogen werden. Die kleineren stehen dann eng beieinander in der Mitte, und an beiden Enden blockieren schwere Maschinen, möglichst mit Wegfahrsperre, einen Diebstahlversuch. Die kleineren Maschinen lassen sich auf diesem Wege nicht mehr aus der engen Aufstellung herauslösen. Auch kann eine auffällige Lackierung mögliche Diebe abschrecken. Nützlich sind daneben mechanische Diebstahlsperren wie eine Kralle zwischen Lenkrad und Gaspedal . Hier gilt: Die Summe der Maßnahmen erhöht den Abschreckungseffekt. Allerdings ist das alles den Maschinenfahrern oft zu mühsam. Daher muss ein Sicherheitsbeauftragter benannt werden, der vor Ort durchsetzt, dass diese Anordnungen durchgängig eingehalten werden.  

Zu den vorbeugenden Maßnahmen gehört auch die klare Identifizierung der Baumaschinen. Oftmals weisen sie nur eine Serienummer auf. Im Gegensatz zum Pkw-Bereich ist hier keine 17-stellige Fahrzeug-Identifizierungs-Nummer (FIN) zwingend vorgeschrieben. Sie erlaubt es, den Hersteller, den Maschinentyp, die individuelle Seriennummer und das Baujahr eindeutig zu identifizieren. Wenn sie vorhanden ist, dann findet sie sich meist auf dem Typenschild. Damit, so sollte man meinen, ist die Maschine leicht wieder zu finden. Doch wie eine Untersuchung eines großen Versicherers ergab, sieht die Realität anders aus: Vielfach ist in den Papieren der Maschine die FIN nur unvollständig, nämlich mit den letzten acht Zeichen vermerkt. Wird sie so bei der Anzeigenaufnahme der Polizei vorgelegt und dort in die Fahndungsunterlagen übernommen, stimmt sie mit der originalen 17-stelligen nicht überein. Bei einer Überprüfung vor Ort wird dann festgestellt, dass die FIN auf dem Typenschild und in den Fahndungsunterlagen nicht deckungsgleich sind. Somit darf die Polizei die Maschine auch nicht sicherstellen. Der Versicherer hat bei einer Überprüfung von zehn Maschinen herausgefunden, dass nur bei einer einzigen die Daten in den Fahndungspapieren vollständig vorlagen. Er empfiehlt daher, nicht nur die ganze Maschine von allen Seiten, sondern auch das Typenschild mit der vollständigen FIN zu fotografieren und möglicherweise weitere Seriennummern wie beispielsweise vom Motor oder von Hydraulikteilen festzuhalten und zu den Unterlagen zu nehmen. So ist sichergestellt, dass bei einer Diebstahlsanzeige auch die vollständigen Angaben übernommen werden. Dann, und nur dann, können die Behörden das gefundene Fahrzeug auch sicherstellen.


Technische Maßnahmen

Bei den technischen Systemen ist grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen zu unterscheiden: Solche, die speziell für den Alarm und die Ortung eingesetzt werden und vor allem für das Wiederauffinden gedacht sind, und solche, die Teil eines Telematik-Systems sind. Dabei handelt es sich generell um so genannte Flotten-Management-Systeme, die den Fuhrpark oder den Maschineneinsatz gezielt überwachen und steuern. So können derartige Systeme beispielsweise alle relevanten Daten für das elektronische Fahrtenbuch einschließlich Lenk-, Lade- und Ruhezeiten festhalten. Aber auch die Fahrtstrecke lässt sich genau und mit der jeweils gefahrenen Geschwindigkeit erfassen und via Satellit in Echtzeit an den Computerbildschirm im Büro übertragen. Manche Systeme bieten darüber hinaus auch die Maschinendaten wie Kraftstoffverbrauch sowie den Zustand von wichtigen Parametern wie Öldruck oder Motortemperatur an und ermöglicht es so, frühzeitig auf sich abzeichnende Schäden oder eine erforderliche Wartung hinzuweisen.

Gleich, ob es sich um ein solches Telemetrie-System mit zahlreichen Anzeige- und Auswertemöglichkeiten handelt oder eine reine Diebstahlswarnung und -verfolgung: Das Prinzip ist stets gleich. Eine möglichst unauffällig angebrachte so genannte „Blackbox“ enthält die erforderliche Elektronik und die Sensoren sowie einen GPS-Empfänger und einen GSM-Sender (Mobilfunk), manche auch eine Internet- oder Serververbindung via Satellit. Das System stellt laufend seine Position fest, bei manchen Anbietern auch noch, ob es bewegt wird, beispielsweise beim Abschleppen oder der Kranverladung. Auch lässt sich der Kraftstoffpegel im Tank überwachen, so dass es bei Kraftstoffdiebstahl Alarm auslöst. Oftmals führt auch die Stromunterbrechung zur Fahrzeugbatterie dazu: Denn dann ist davon auszugehen, dass die Diebe das Schutzsystem entdeckt haben und es lahmlegen wollen. Manche Geräte sind auch immun gegen einen so genannten SMS-Blocker, mit dem die Täter verhindern wollen, dass eine Alarm-SMS versandt werden kann.

Soll ein Fahrzeug ohne eigene Batterie gesichert werden, beispielsweise ein Tankanhänger einer mobilen Tankanlage, so gibt es auch dafür Lösungen: Diese Geräte sind mit einer stärkeren eigenen Batterie ausgestattet und melden ein Mal täglich die jeweilige Position. Die Batterie kann das Gerät bei durchschnittlichen Außentemperaturen etwa vier Wochen lang mit Strom versorgen. Eine Batteriewarnung bei zu Ende gehendem Ladezustand erfolgt automatisch per SMS.

Eine Wegfahrsperre ist ein sehr probates Mittel, einen Maschinendiebstahl zu verhindern. Vielfach arbeitet sie mit einfachen elektronischen Sicherungen. Es gibt aber auch Systeme, die tief in die Motorelektronik eingreifen, teilweise sogar bis ins hydrostatische Schaltgetriebe. Generell stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, je nach Anbieter. Dies beginnt mit einer reinen Ein/Aus-Sperre, die für ihre Überwindung einen speziellen, codierten  Schlüssel verlangt. Darunter sind auch Systeme zu finden, deren Schlüssel die Wegfahrsperre beim Ausschalten des Motors sofort auslösen, aber gleichzeitig für mehrere Maschinen verwendbar sind. Deren Freischaltung nimmt der Fuhrparkleiter mit seinem Masterschlüssel vor. Daneben werden Nachtsperren und Kalendersperren angeboten, die das Anlassen nur bei selbst gewählten Zeiten  oder nur an Werktagen zulassen, aber beispielsweise nicht am Wochenende. Derartige Sperren lassen sich vielfach auch ferngesteuert aktivieren. Beim Versuch, einen gesperrten Motor anzulassen, sendet das System umgehend einen Alarm, der wahlweise als SMS aufs Handy oder als E-Mail oder an einen Wachdienst aufläuft. Bewährt hat sich auch das so genannte Geo-Fencing. Hierbei legt der Anwender einen virtuellen Sperrbereich per GPS fest, in dem sich das Fahrzeug frei bewegen darf. Überschreitet es jedoch diesen virtuellen Zaun, dann schlägt das Gerät Alarm.


Wichtig: Schnell reagieren

Der ganz entscheidende Faktor bei der Verhütung von Diebstahl von Baumaschinen ist die Zeit. Ist der Alarm beim Empfänger angekommen, dann muss er sehr schnell reagieren, sonst ist die Maschine erst einmal weg. Daher sollte als organisatorische Maßnahme genau festgelegt werden, was im Alarmfall zu geschehen hat. Wer prüft, ob die Maschine tatsächlich gestohlen ist? Wer beobachtet die Positionsmeldungen? Wer alarmiert die Polizei, und wer informiert die Versicherung? Sind Positionsdaten vorhanden, so muss geklärt sein, wie sie der Polizei zur Verfügung gestellt werden können. Eine Kontaktaufnahme mit der zuständigen Dienststelle vor dem Einrichten der Baustelle ist ratsam, um beispielsweise zu klären, in welcher Form dort die Daten im Diebstahslfall vorgelegt werden sollen, um in der Leistelle oder im Streifenwagen verwertbar zu sein. Hat die Baumaschine eine Wegfahrsperre, so sollte die Polizei darauf hingewiesen werden, dass sie vermutlich nach einem Tieflader mit der gestohlenen Maschine als Fracht suchen müssen. Deren Beschreibung sollte auch nicht fehlen, denn nicht jeder weiß, was er sich beispielsweise unter einem Raddumper vorzustellen hat.

Kosten

Reine Alarmmelde- und Positionsverfolgungssysteme wie das GPS-Alarm II von ebi-tec oder der MiniFinder von redknows  sind für rund 400 Euro erhältlich, Gemini bietet sein System gar für 150 Euro an. Bis auf die Kosten für die SIM-Karte und die gesendeten SMS fallen keine weiteren Kosten an. Meist wird die Position der gestohlenen Maschine auf dem Bildschirm eines Smartphones oder einem PC in GoogleMaps oder Earth angezeigt. Für andere Systeme können zu den Anschaffungs- und Installa-
tionskosten auch monatliche Gebühren hinzukommen. Komatsu verbaut sein System Komtrax serienmäßig in seinen Maschinen und schaltet sie für kleinere mindestens für drei Jahre und für große für wenigstens fünf Jahre kostenlos frei. Das Liebherr-System Lidat beginnt bei 1000 Euro für die Hardware einschließlich der Datenübertragungskosten für drei Jahre. Generell gilt, dass sich erst mit der persönlichen Beratung durch den Fachhandel und der Anzahl der zu schützenden Güter die anfallenden Kosten herausstellen. Sie sind in der Regel aber immer noch wesentlich günstiger als der Verlust einer oder gar mehrerer Baumaschinen. 

Fazit

Der Diebstahl von Baufahrzeugen und –maschinen ist ein unschönes, aber wichtiges Thema und lässt sich leider nicht gänzlich verhindern. Doch mit möglichst umfassenden organisatorischen Maßnahmen im eigenen Unternehmen und dafür sensibilisierten Mitarbeitern kann viel Sicherheit geschaffen werden. Technische Hilfsmittel unterstützen diesen Prozess oftmals sehr wirkungsvoll. So lässt es sich mit der Verbreitung dieser vorbeugenden Maßnahmen zunehmend erreichen, die Diebstahlquote zu senken und die Wiederbeschaffungsquote spürbar zu heben.n

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