Doppelte Dämmschicht
Auf dem Campus „Neuenheimer Feld“ werden derzeit Neubauten für die Universität Heidelberg errichtet. Die Fassade des Mathematikons besteht aus vorgehängten Jura-Fassadenplatten, deren Anker sorgfältig mit Dämmung verpackt wurden.
Wie harmonisch sich die drei Gebäude ergänzen, lässt bereits ein Blick auf die gewählten Natursteine erahnen. „Das Mathematikon erhielt eine vorgehängte Fassade aus hellem Jura-Gestein. Anschließend haben wir das Bauteil B1 mit einem dunklen Muschelkalk und B2 wieder mit Jura bekleidet“, erläutert Günther Goreth vom Natursteinwerk Villmar. Als verantwortlicher Projektleiter leitet er vor Ort die Arbeiten eines rund 40 Mann starken Baustellenteams.
55.000 Bohrlöcher für die Anker
Die Vorbereitungen für die Arbeiten an den etwa 15.000 m2 großen Fassadenflächen waren zunächst schweißtreibend: Zur Aufnahme der Trage- und Halteanker für die vorgehängte Fassade wurden rund 55.000 Bohrlöcher wurden in die 240 mm dicken Stahlbetonwände gebohrt. Dann wurde das Gebäude mit einer hoch wärmedämmenden Schicht Steinwolle ausgerüstet.
„Genau genommen handelt es sich um zwei Schichten. Zuerst haben wir eine 80 mm dicke Lage aus ,Fixrock 033’ von Rockwool montiert. Diese nichtbrennbaren Platten wurden speziell für den Einsatz bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden entwickelt und leisten aufgrund ihrer niedrigen Wärmeleitfähigkeit einen wichtigen Beitrag zum geringen Primärenergieverbrauch eines Gebäudes.“ Diese erste Dämmlage konnte zeitsparend mit einem Dübel je Platte befestigt werden, denn unmittelbar darauf folgt eine Schicht „Fixrock 033 VS“. 140 mm stark und werkseitig mit einem schwarzen Vlies kaschiert betont diese zweite Dämmlage dezent das Fugenbild zwischen den Natursteinplatten. „Die obere Dämmstofflage haben wir mit insgesamt drei Dübeln befestigt: Ein voller Dübelteller fixiert in der Mitte, jeweils eine Dübelhälfte greift von oben und unten sowie je ein Viertel Dübelteller an den Ecken auf die ,Fixrock’ Platten“, beschreibt Günther Goreth.
Diffusionsoffener Dämmstoff
Für die Edelstahl-Anker der Jura-Fassadenplatten wurde der Dämmstoff im nächsten Schritt sorgfältig kreisrund mit einem Durchmesser von ca. 200 mm über den Bohrlöchern ausgeschnitten. Anschließend konnten die Anker mit einem speziellen, schnell trocknenden Ankermörtel („NAM“, quick-mix Gruppe GmbH & Co. KG) 8-10 cm tief im Stahlbeton fixiert werden. Die zuvor ausgeschnittenen „Steinwollekreise“ wurden dann wieder exakt in die Öffnungen eingeschoben und umschließen die Anker vollständig. „Da die Steinwolle-Dämmung diffusionsoffen ist, konnte auch ein möglicherweise noch nicht komplett getrockneter Ankermörtel hinter der wieder geschlossenen Steinwolleschicht problemlos aushärten“, erläutert Günther Goreth auf der Baustelle.
Anker wie Mörtel sind echte Lastenträger: Die größten Natursteinplatten sind rund 1,90 x 0,80 m groß und bringen ein Gewicht von gut 180 kg auf die Waage. Unabhängig von Größe und Gewicht werden alle Platten von vier Befestigungsstellen getragen. Von den eingemörtelten Edelstahlankern führen jeweils links und rechts 35 mm lange Edelstahldorne in zuvor in die Platten gebohrte Löcher. Für deren Fixierung in der Fassadenplatte nutzte das Team des Natursteinwerkes Villmar einen interessanten „Kleber“: „In die Löcher wurde eine spezielle Mischung aus Fliesenkleber und Schnellzement eingebracht. Deren Konsistenz ist zum einen etwas feiner als die des Ankermörtels, zum anderen gewährleistet der Fliesenkleber eine gewisse Elastizität und damit eine auf Jahre hinweg sichere Verbindung. Die Trocknungszeit beträgt hier durchschnittlich nur 15 Minuten“, so Günther Goreth.
Für das Natursteinwerk Villmar sei dieses Projekt eines der größten in der Firmengeschichte, so der Fassadenprofi weiter. Gemessen am Engagement des Baustellenteams, der hochwertigen Ausführung und der nicht minder hochwertigen Materialien geben das Mathematikon und die benachbarten Gebäude sicherlich eine gute „Visitenkarte“ für das Unternehmen und zukünftige Projekte ab. Eine Visitenkarte, die optisch von edlem Naturstein und einem dezenten Fugenbild geprägt wird, die dank eines leistungsstarken Dämmsystems aber auch mit wichtigen inneren Werten glänzt: Von außen nahezu unsichtbar werden vor allem die Studenten und Lehrbeauftragten von der gut gedämmten Gebäudehülle des Mathematikon profitieren.