Dorferneuerung mit System
Neues Pflaster vor Wiedparkhalle in Neustadt (Wied)In der rheinland-pfälzischen Ortsgemeinde Neustadt (Wied) entschied man sich 2016 im Rahmen der Dorferneuerung für eine neue Flächenbefestigung rund um die Wiedparkhalle nach dem „Shared Space“-Konzept.
Durch Dorferneuerungsmaßnahmen sollen nachhaltige und zukunftsbeständige Entwicklungen von Dörfern unterstützt und das Dorf als eigenständiger Wohn-, Arbeits-, Sozial- und Kulturraum erhalten und weiterentwickelt werden. Die Erhaltung bzw. Stärkung der Funktionsvielfalt der Dörfer in ökonomischer, ökologischer, sozialer und kultureller Hinsicht ist dabei ein Hauptanliegen der Dorferneuerung. Insbesondere die Gestaltung des öffentlichen Raumes steht dabei im Focus, denn dieser ist besonders gut in der Lage, das gewünschte dörfliche Ambiente zu schaffen. Einen besonderen Stellenwert nimmt hierbei die Befestigung öffentlicher Flächen ein. Dies war auch in der rheinland-pfälzischen Ortsgemeinde Neustadt (Wied) der Fall, als man sich 2016 im Rahmen der Dorferneuerung für die Flächensanierung rund um die Wiedparkhalle entschied.
Bereits im Jahre 2010 wurde der staatlich anerkannte Fremdenverkehrsort Neustadt (Wied) als Schwerpunktgemeinde anerkannt. Das bedeutet, dass die Ortsgemeinde die Möglichkeit hat, im Rahmen der Dorferneuerung für die Dauer von 6 Jahren, Investitions- und Maßnahmenschwerpunkte umzusetzen und durch das Land entsprechend gefördert zu bekommen. Bei einer dieser Maßnahmen handelte es sich um die Sanierung der Raiffeisenstraße rund um die Wiedparkhalle und das benachbarte Sportgelände. Lothar Bruchmüller vom Planungsbüro Dittrich beschreibt die Maßnahme: „Mit der Sanierung der Flächen haben wir mehrere Ziele verfolgt: Einerseits sollte das Bürger- und Sportzentrum, die Wiedparkhalle und die angrenzenden Freiflächen über eine neue Oberflächengestaltung optisch miteinander verbunden und eine neue Aufenthaltsqualität geschaffen werden, andererseits gab es auch ein paar wichtige funktionale Aspekte zu berücksichtigen. Hierzu zählte zum Beispiel die Realisierung einer teilweise neuen Verkehrsführung zur Schaffung von mehr Sicherheit für die Kinder der nahe gelegenen Grundschule und Kita sowie eine Neuordnung des ruhenden Verkehrs.“
Mischverkehrsflächen lassen barrierefreie Stadträume entstehen
Umgesetzt haben die Planer dies durch die Herstellung verschiedener Mischverkehrsflächen und mit Hilfe einer speziellen Oberflächenbefestigung. Hierzu Lothar Bruchmüller: „Wir haben bereits an anderen Stellen positive Erfahrung damit gesammelt, barrierefreie Stadträume entstehen zu lassen, die von allen Verkehrsteilnehmern gleichberechtigt genutzt werden können. Dieses Konzept - bekannt unter dem Namen „Shared Space“ - geht davon aus, dass gut ausgebaute Straßen die Autos zum schnelleren Fahren animieren. Wenn die Menschen hingegen das Gefühl hätten, dass die Straße ein gemeinsamer Lebensraum sei, in dem jeder das gleiche Recht hat, würden sie sich deutlich rücksichtsvoller verhalten. Mit diesem Ansatz wollten wir die Verkehrssicherheit im Zentrum von Neustadt erhöhen“, so Buchmüller.
Für sämtliche Flächen hielten die Planer daher Ausschau nach einer Befestigung, die nach dem „Shared Space“-Konzept die scharfe Trennung der verschiedenen Verkehrsflächen aufhebt, gleichzeitig das Ambiente des Ortes aufnimmt, ihn gestaltet und nicht zuletzt der intensiven Beanspruchung durch den Verkehr über viele Jahre standhält.
Einsteinpflaster erfüllt optische und technische
Anforderungen
Fündig wurde man beim Einstein-Pflastersystem aus dem Hause Berding Beton. Lothar Buchmüller erklärt: „Für die etwa 1.400 Quadratmeter umfassenden Flächen auf der Raiffeisenstraße und rund um die Wiedparkhalle fiel die Entscheidung auf „Modula Plus“ in einem hellen sand-beige nuancierten Farbton. Dieses Pflastersystem im Format 30 x 20 bzw. 20 x 20 x 10 cm vermittelt eine angenehme freundliche Atmosphäre und schlägt eine schöne Brücke zwischen der moderneren Wiedparkhalle und den angrenzenden Grünflächen auf dem Sportgelände.“
Wie verhält es sich aber mit der Belastbarkeit der Flächen? Hierzu Lothar Buchmüller: „Neben den optischen Aspekten war uns dieses Thema besonders wichtig, denn schließlich wird der Platz vor der Wiedparkhalle auch für Veranstaltungen genutzt und dann von schwereren Fahrzeugen befahren. Auch für diese Anforderung halten wir das Einstein-Pflastersystem sehr geeignet, denn es verfügt über einen besonderen Verschiebeschutz.“ Das Besondere an diesem Pflastersystem ist seine D-Punkt-Fugentechnik, die dafür sorgt, dass es im Falle einer Knirschverlegung der Steine wenn überhaupt nur zu einer punktuellen, minimalen Berührung an den Steinunterkanten kommt. Anders als bei vielen anderen Verbundpflastern mit Abstandhalter- oder Verbundnockensystemen, bleibt der Anteil der Fläche, an dem sich die Steine berühren deshalb sehr gering. Die oft übliche Knirschverlegung wird so vermieden, die zur Aufnahme von Verkehrsbelastungen notwendige Fuge bzw. der Fugenraum werden eingehalten. „Damit ist eine optimale Kraftübertragung zwischen den Steinen gegeben – eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass es trotz der Frequentierung mit Verkehr nicht zu Schäden in der Fläche kommt“, ergänzt Buchmüller.
Anfang 2017 wurden die neu gestalteten Verkehrsbereiche ihrer Bestimmung übergeben.