Ein Stadtgarten auf Beton

Aufstockung eines historischen Bunkers mitten in Hamburg

Der Bunker St. Pauli am Hamburger Heiligengeistfeld wird aufgestockt und anschließend begrünt. Als Stadtgarten wird der historische Turm den Besuchern als Naherholungsoase mitten in St. Pauli dienen.

Bevor sich der ehemalige Flakbunker zu einem Stadtgarten verwandelt, muss der graue Beton an Ort und Stelle kommen. Der etwa 40 m hohe Turm mit einer Grundfläche von 75 x 75 m wird um rund 20 m aufgestockt. Bei den Vorbereitungen stellte sich heraus, dass die Bunkerdecke nicht über die gesamte Fläche für die Lasten aus den Bauzwischenzuständen tragfähig ist. Schließlich ging man beim Bau des Bunkers nicht davon aus, dass auf ihm ein Hotel, eine Sport- und Veranstaltungshalle sowie eine pyramidenförmig angelegte Gartenanlage entstehen soll.

 

Ein Ziel, ein Konzept, vier Partner

Eine der größten Herausforderungen war die Unterstellung der zentralen Halle, die sich über die gesamte Breite des Bunkers erstreckt. Die Überspannung dieser Halle ist erst dann tragfähig, wenn die letzte Decke hergestellt ist. Das bedeutet, dass in den Bauzwischenzuständen die Abtragung aller Lasten der herzustellenden Wände und Decken der geplanten fünf Geschosse auf eine sehr begrenzte Fläche der Bunkerdecke sichergestellt werden muss.

In enger Abstimmung zwischen Tragwerksplaner George Bähr und Doka entstand ein Lastabtragungskonzept, welches alle „erschwerten“ Rahmenbedingungen erfüllen kann. Falko Stephan, Bauleiter von George Bähr: „Das Doka-Team hat uns bei dieser komplexen Aufgabe hervorragend unterstützt. Die intensive Konzeptphase war essentiell, um den weiteren Baufortschritt überhaupt möglich zu machen.“ Zur Herstellung der Hallenunterstellung holte Doka zusätzlich die Experten von thyssenkrupp mit ins Boot.

 

Einsatz der Selbstkletterschalung für

Aufzugsschächte

Für die Errichtung zweier außenliegender Aufzugsschächte musste unter einem Vorsprung – dem Bunkerkragen – gearbeitet werden. Der Vorsprung verhinderte, dass eine krangekletterte Schalung eingesetzt werden konnte, bei der ein Kran Arbeitsbühne und Schalungsmaterial umsetzt. Doka-Projektingenieur Philip Haug: „Stattdessen setzten wir die Krankletterschalung MF240 nur auf drei Seiten ein. Auf der Seite des Vorsprungs haben wir uns für die hydraulische Selbstkletterschalung SKE50 plus entschieden, die bei dieser geringen Höhe selten zum Einsatz kommt.“

Mit dieser Schalung kann auch bei beengten Verhältnissen kranunabhängig geklettert werden. Die Schalung kletterte bis zum Bunkerkragen. Dort ging es – ohne Kraneinsatz – wieder abwärts bis zum Boden, von wo aus Bühne und Schalung mit einem mobilen Hebegerät ausgehoben und anschließend oberhalb des Bunkerkragens für die weiteren Betonierabschnitte wieder eingesetzt wurden. Für die Mitarbeiter von George Bähr war die Arbeit mit einer selbstkletternden Schalung eine Premiere. Richtmeister Jörg Otte von Doka schulte daher auf der Baustelle und stand mit Rat und Tat zur Seite. Die zwei bis zu 63 m hohen Aufzugsschächte wurden im November 2020 fertiggestellt.

 

Just-in-time-Materiallieferung

Der historische Bunker ist ein markantes Wahrzeichen mitten im Hamburger Stadtgebiet. Seit den 1990er Jahren ist er auch als Medienbunker bekannt, da hier nach und nach Unternehmen der Kreativwirtschaft, Tonstudios, Medienfirmen und Musikclubs bis heute ihre Heimat finden. Er befindet sich direkt neben dem Heiligengeistfeld, eine Veranstaltungsfläche, wo dreimal im Jahr der traditionelle „Hamburger Dom“ stattfindet.

Südlich des Bunkers steht das Millerntor-Stadion des FC St. Pauli. Im Westen und Norden liegen die Wohngebiete von St. Pauli, das Schanzenviertel und Karolinenviertel. Da das Veranstaltungsgelände in unmittelbarer Nähe nicht als Lagerplatz dienen konnte und der Bunker während der gesamten Bauzeit in Betrieb und somit öffentlich zugänglich blieb, war die Stellfläche für das angelieferte Schalungsmaterial äußerst knapp.

Erschwerend kam hinzu, dass die Zufahrt zur Baustelle nur für einen Lkw möglich war. Umso wichtiger ist in so einem Fall ein exaktes Logistikkonzept inklusive Just-in-time-Lieferung. Im Vorfeld wurden von Seiten Doka daher alle Anlieferungen so koordiniert, dass stets das richtige Material auf dem richtigen Lkw geliefert wurde. So konnten die Mitarbeiter von George Bähr einerseits kontinuierlich weiterarbeiten, andererseits konnte ein Materialstau vermieden werden.Insgesamt lieferten die Speditionen bis Ende September 2020 113 Lkw an. Für die Schalung der Decken und Wände kamen die Rahmenschalung Framax Xlife, die Deckenschalung Dokadek 30 sowie die Traggerüste Staxo 40 und Staxo 100 zum Einsatz.

 

Startschuss für den grünen Bunker St. Pauli

Mit den fünf zusätzlichen Geschossen werden die Bauarbeiter bei Fertigstellung insgesamt 14.500 Quadratmeter Deckenfläche erstellt haben. In Anspielung an das übliche „Bauen-im-Bestand“ sprechen die Doka-Mitarbeiter von einem der größten „Bauen-auf-Bestand“-Projekte. So entsteht mitten in St. Pauli ein landschaftsarchitektonisches Pionierprojekt: Mit seinem spektakulären Panoramablick wird der Bunker dann zu einem der spannendsten Orte der Hansestadt.

 

Deutsche Doka Schalungstechnik GmbH
www.doka.de

BAUTAFEL

Projekt: Stadtgarten Hamburg

Bauherr: Matzen Immobilien GmbH & Co. KG

Bauausführung: Ingenieurbau George Bähr GmbH

Dienstleistungen: Technische Bearbeitung, Statik, Richtmeister, Fertigservice, Logistik, Projektmanagement

Schalungssysteme: Selbstkletterschalung SKE50 plus, Krankletterschalung MF240, Traggerüst Staxo 100, Traggerüst Staxo 40, Traggerüst SL-1, Deckenschalung Dokadek 30, Deckenschalung Dokaflex, Rahmenschalung Framax Xlife, Seitenschutzsystem XP

Schalungseinsatz: 2019 bis 2021

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