Eine Lücke wird geschlossen
Am 26. September findet in Mainz der 1. Deutsche Reparaturtag statt. Die vom Verband Zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssysteme e.V. (VSB) in Kooperation mit dem IKT und der TAH ins Leben gerufene Veranstaltung will die technische Bandbreite einer Verfahrensgruppe aufzeigen, die vordergründig eine etwas untergeordnete Rolle in der Sanierungsbranche zu spielen scheint.
Ein Vorurteil? Auf den zweiten Blick ja: Unter anderem macht die letzte von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) durchgeführte Umfrage zum Zustand der Kanalisation deutlich, dass Reparaturverfahren mitnichten das stiefmütterliche Dasein führen, das ihnen oft nachgesagt wird. Im Gegenteil: Reparaturverfahren sind auf dem Vormarsch. Mehr als 36 % aller Sanierungsverfahren wurden 2009 mit Ausbesserungs-, Injektions- oder Abdichtungsverfahren ausgeführt. Grund genug, Hersteller, Planer und Anwender an einen Tisch zu bringen, um über den Stand der Technik in Bezug auf Verfahren und Materialien zu diskutieren und Entwicklungspotentiale aufzuzeigen.
Kenner der Branche sind von den Zahlen nicht überrascht. Immer häufiger wird bei anstehenden Sanierungsmaßnahmen versucht, die Nutzungszeiten mit gezielten, lokal begrenzten Maßnahmen zu verlängern und die Substanz aufrecht zu erhalten. Grundsätzlich handelt es sich um eine vernünftige Vorgehensweise, wenn für die jeweilige Sanierungsaufgabe die passende Lösung gefunden wird. „Wenn es allerding nur darum geht, nach dem so genannten Feuerwehrprinzip schnell und billig ein Provisorium zu schaffen, wird das den Anforderungen an eine fachgerechte und nachhaltige Sanierung nicht gerecht,“ erklärt Dipl.-Ing. (FH) Markus Vogel, einer der Initiatoren der Veranstaltung. Als Baustein einer seriösen Planung sind Reparaturtechniken dagegen sehr wohl mit Erfolg einzusetzen, wie weitere Zahlen aus der DWA-Umfrage belegen, unter anderem zu der durchschnittlichen technischen Nutzungsdauer.
Wirtschaftliche Alternative
„Anreiz genug, sich mit diesem Themenbereich kritisch auseinanderzusetzen“, findet Vogel. Der Inhaber eines renommierten Ingenieurbüros ist sich mit vielen Kollegen einig: Der Reparaturbereich und die in Deutschland teilweise seit vielen Jahren etablierten, vielfältigen Reparaturtechniken sind seit jeher eine wirtschaftliche Alternative bei entsprechenden Einzelschadensbildern und -situationen. Sie sind daneben für notwendige Vorsanierungen oder Ergänzungsarbeiten auch für die Renovierungsverfahren unverzichtbare Techniken. Allerdings gibt es Informationsbedarf: Im Gegensatz zu manch anderer Sanierungstechnik – wie etwa den Schlauchliningverfahren – sind die Reparaturverfahren bisher weder systematisch untersucht noch die Verlässlichkeit der Herstellerangaben ausreichend diskutiert worden. Ein Manko, wie viele meinen. Wenn man ein Sanierungsverfahren gezielt und sinnvoll einsetzen soll, muss man wissen, was es leisten kann – so der Tenor.
Vielseitiges Programm
Die Besucher des 1. Deutschen Reparaturtages erwartet ein aktuelles und vielseitiges Programm, das sich eingehend mit den verschiedenen Facetten der Reparaturverfahren beschäftigt. Auf der von Dr.-Ing. Igor Borovsky, Technischen Akademie Hannover, organisierten und von Prof.-Dr.-Ing. Volker Wagner, Hochschule Wismar, moderierten Veranstaltung kommen Planer und Auftraggeber zu Wort. Neben einem Einführungsvortrag über Ausgangslage, Marktentwicklung und Marktübersicht stehen Referate zur Bedeutung der Reparaturtechniken für Kanalnetzbetreiber, die Einbindung in das technische Regelwerk und Einsatzmöglichkeiten der Technik nach DIN EN 15885 auf dem Programm. Darüber hinaus werden die Ergebnisse eines Warentests vorgestellt und Anforderungen an die Planung formuliert. Eine Betrachtung der Reparatur im Spannungsfeld des Einsatzzieles sowie eine Podiumsdiskussion über die Nutzungsdauer von Reparaturverfahren runden die Veranstaltung ab.
Reparieren ist mehr als nur das sprichwörtliche Pflaster auflegen –
so eine Botschaft von Veranstaltern, Sponsoren und beteiligten Unternehmen. Welche Verfahren gibt es zurzeit auf dem Markt, was können sie leisten, nach welchen Kriterien sind die Techniken planerisch auszuwählen? Die Beantwortung dieser Fragestellungen soll Netzbetreibern und Planern den sachgerechten Umgang mit den oft sehr komplexen Techniksystemen näher bringen und dem Reparaturmarkt letztendlich den Stellenwert einräumen, der ihm gebührt. Dementsprechend werden volkswirtschaftliche planerische und technologische Fragen zum Einsatz der vielseitig und wirtschaftlich nutzbaren Techniken in Mainz behandelt. Denn eines gilt nach wie vor: Die Standardsanierungstechnik gibt es nicht.