„Eine echt harte Nuss“
Während Wolkenkratzer die Silhouette amerikanischer Innenstädte prägen, beeinflussen Hochhäuser hierzulande nur wenig das Stadtbild. Anders ist es dagegen in Frankfurt: Die Mainmetropole verfügt über eine Skyline mit zahlreichen historischen Türmen.
Auftrag: Abbruch
Bedingt durch die Finanzkrise gab es dort in den letzten Jahren wenig Zuwachs an Neubauten. 2011 hat das Immobilienunternehmen DIC den Baubeginn der Hochhäuser des Maintor-Projekts auf dem Areal zwischen Untermainkai und Weißfrauenstraße angekündigt. Es handelt sich um eine der letzten großen Entwicklungsgebiete und gleichzeitig um eine der größten Baustellen in Frankfurts Innenstadt. Bevor in vier Jahren ein 110 m hohes Glas-Hochhaus und ein 70 m hoher Turm samt Büros sowie Geschäften für den Einzelhandel und Wohnungen entstehen, muss allerdings erst der Rückbau des früheren Degussa-Firmensitzes erfolgen. Diesen übernimmt das Unternehmen AWR Abbruch.
In Summe geht es um 320 000 m³ umbauten Raum. Abgebrochen werden müssen ein mehrgeschossiger Gebäudekomplex sowie drei Kellerräume bis zur Unterkante Fundament bis Frühjahr 2012. Sind die Kellergeschosse rückgebaut, werden sie mit mineralischer Bausubstanz aufgefüllt, um Großgeräte einsetzen zu können, wie etwa einen neuen Cat Kettenbagger vom Typ 390DLME mit rund 94 t Einsatzgewicht. Bei diesem hat die Zeppelin Niederlassung Koblenz eine Hammer-Scherenhydraulik nachgerüstet und diverse abbruchrelevante Umbauten durchgeführt. „Hierbei handelt es sich um den größten Tiefbau-Bagger aus unserem Programm. Es ist der erste Bagger dieser Baureihe in Deutschland, der für Abbrucharbeiten eingesetzt wird und er muss eine echt harte Nuss knacken“, erklärt Rainer Odendahl, Zeppelin Vertriebsdirektor im Wirtschaftsraum Rhein-Main-Saar. So unerbittlich wie die Panzerknacker aus den Walt-Disney-Comics es auf Dagobert Ducks Geldspeicher abgesehen haben, so knöpft sich der Cat 390DLME die Tresorräume der ehemaligen Degussa Bank vor – allerdings mit größerem Erfolg.
Schwerstarbeit
Mit dem Bagger werden meterbreite Stahlwände mit einer Zwölf-Tonnen-Schere getrennt. „Da zeigt sich, was in dem Bagger steckt. Kraft hat die Maschine auf jeden Fall, aber was uns vor allem gefällt: Für so einen harten Einsatz wie diesen fällt der Kraftstoffverbrauch trotzdem noch gering aus. Uns hat die Maschine bis heute nur überzeugt. In unserem Fuhrpark, der sich auf dem neuesten Stand der Technik befindet, haben wir allein rund 50 Bagger und deshalb können wir einen guten Vergleich ziehen“, äußert sich Ilmi Viqa zufrieden. Zusammen mit seinen Brüdern Nazmi und Gani Viqa leitet er das Unternehmen AWR, das 1994 von den Geschwistern gegründet wurde, als Geschäftsführer.
Wichtig: Guter Service
Bei Investitionen wie dieser achten die Brüder Viqa insbesondere auf den Service. „Hier kann man Zeppelin nur volles Lob aussprechen. Wir wollen unsere Termine und unsere Zusagen gegenüber unseren Kunden einhalten. Was nützt uns ein Bagger, wenn er steht und nichts vorwärts geht. Der Service muss funktionieren“, so ihre Auffassung.
Der neue Kettenbagger ist Teil einer Baggerflotte der Abbruchfirma aus Weißenthurm/Koblenz, die sich seit August schon daran macht, den Gebäudeblock zu zertrümmern, in dem die Degussa Bank bis zu ihrem Umzug in die Theodor-Heuss-Allee untergebracht war. Eine Vielzahl an Baumaschinen, wie zwei Cat Kettenbagger 329D mit Pulverisierer und ein Cat Mobilbagger 316C mit Greifer, agieren auf 21 000 Quadratmetern Fläche, um die Bauten, darunter einen 48 m hohen Hauptturm aus den 1980-er Jahren, in ihre Einzelteile zu zerlegen. Mit ihren Abbruchwerkzeugen, wie Hammer, Greifer und Schere, bearbeiten drei Longfrontbagger die Gebäudesubstanz, beißen sich in dem Stahlbeton der Klasse C20-C45 so lange fest, bis sie Kabel, Stahlträger oder Beton zu fassen kriegen. Die Bestandteile werden strikt getrennt. Was sich wieder verwenden lässt, wird an Ort und Stelle mithilfe von zwei Brechern recycelt und aufbereitet. AWR muss sich darüber hinaus um die Schadstoffsanierung kümmern, die den fachgerechten Ausbau und die Entsorgung von Künstlichen Mineralfasern, Asbest und Weichmachern in Form von PCB umfasst.
Die Arbeiten
Die Abbrucharbeiten begannen mit einer gründlichen Entkernung der inneren Gebäudeteile. Zusammen mit dem Denkmalamt der Stadt, dem Historischen Museum und weiteren Experten wurde festgelegt, was an denkmalwerten Bauteilen erhalten werden kann. Erst dann ging es mit dem Abbruch der Außenmauern der einzelnen Gebäude los. Vom Südbau aus arbeiteten sich die Baumaschinen von AWR bis zum zentralen Kreuzbau vor. In der letzten Phase folgt der Ostbau zur Innenstadt, damit er möglichst lange als natürlicher Schallschutz zur Stadt dienen kann. Schließlich geht es darum, so weit wie möglich Lärm zu vermeiden. Um einen reibungslosen Ablauf zu sichern, der Anwohner, Passanten und den Verkehr in der Innenstadt möglichst schont, wurde ein Konzept ausgearbeitet, das darauf ausgerichtet ist, Geräuschemissionen zu begrenzen. Der TÜV Hessen hat ein Auge darauf, dass AWR die Vorgaben einhält. Permanent werden die auftretenden Geräuschemissionen gemessen. Um diese zu erreichen, setzt das Abbruchunternehmen auf Baumaschinen wie den neuen Cat Bagger 390DLME. Zum Konzept gehörten Überlegungen, mit welchen Maschinen geräuscharm gearbeitet werden kann und wie sich die vorgegebenen Werte erreichen lassen.
Dabei muss AWR auch alle anderen Emissionen im Blick behalten. Bewusst erfolgt der Abbruch, insbesondere staubintensiver Bauteile, in den Wintermonaten, wenn die Fenster der umliegenden Büros geschlossen sind. Ansonsten ist die Baustelle als Tagesbaustelle konzipiert. Gearbeitet wird montags bis freitags von 7.00 bis 17.00 Uhr und am Samstag von 7.00 bis 14.00 Uhr. Um auftretenden Staub zu binden, ist eine Schneekanone im Einsatz, deren Sprühnebel sich auf die Longfrontbagger richtet, die gewöhnlich besonders stark Staub aufwirbeln. Wie aufwendig das Projekt ist, verdeutlicht der Mitarbeiter- und Maschineneinsatz, den AWR aufbringt. Der größte unter den drei Longfrontbaggern bringt es auf 140 t und 45 m Reichweite. Ihm stehen ein weiterer Longfrontbagger mit 75 t und 28 m Reichweite sowie ein Longfrontbagger mit 45 t und 21 m Reichweite zur Seite. Doch nicht nur für den Rückbau von Gebäudeteilen in der Höhe sind leistungsfähige Maschinen gefragt, um die Bauzeit zu begrenzen, sondern auch vom Boden aus sollen Bagger wie der neue Cat 390DLME den Rückbau vorantreiben.
Reichlich „Manpower“
Um das große Pensum zu bewältigen, haben ein Projektleiter, ein Umweltkoordinator, eine Fachkraft für Arbeitssicherheit, zwei Poliere, 50 Fachkräfte für Entkernung, darunter eigenes Personal sowie Mitarbeiter von Subunternehmen, zehn Fachkräfte zur Schadstoffsanierung, fünf Hilfsarbeiter und 16 Maschinisten alle Hände voll zu tun. „Selbstverständlich ist auch unsere Geschäftsführung präsent. Das zeigt, wie ernst wir hier unsere Aufgabe nehmen“, so Ilmi Viqa. Er kümmert sich zusammen mit seinen Brüdern Nazmi und Gani Viqa um einen reibungslosen Ablauf auf der Baustelle inklusive einer funktionierenden Baustellenlogistik. „Dies ist unabdingbar, weil wir insgesamt allein mit 130 000 t Bauschutt rechnen, die abtransportiert werden müssen, und das durch Frankfurts Innenstadt“, fügt Ilmi Viqa hinzu. Die Logistik der Baustelle ist ebenfalls im Konzept festgeschrieben, das der Auftraggeber DIC forderte.
In enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden der Stadt Frankfurt wurden Vorschläge ausgearbeitet, wie die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer am besten gewährleistet werden kann. Dazu zählen beispielsweise barrierefreie und ampelgeführte Übergänge, die der Sicherheit der Fußgänger dienen, indem sie den Baustellenverkehr von den Fußgängerbereichen weitestgehend trennen. Darüber hinaus wurde als reine Vorsichtsmaßnahme und zum Schutz der Verkehrsteilnehmer an einem Kran eine Gummimatte als Prallschutz befestigt, damit keine Betonbrocken durch die Gegend fliegen, wenn die Longfrontbagger ihr Werk verrichten. „Es liegt unserem Auftraggeber und uns als ausführendem Unternehmen am Herzen, dass der Abbruch störungsfrei über die Bühne geht. Darum setzen wir moderne, wirtschaftliche und zuverlässige Technik wie den neuen Cat 390DLME ein“, meinen die Brüder Viqa abschließend.
www.awr-abbruch.de
www.zeppelin-cat.de