Engagierte Projektleiter ausgezeichnet
Das IKT hat zum elften Mal den Preis „Goldener Kanaldeckel“ vergeben. Drei Mitarbeiter von Kanalnetzbetreibern wurden für ihr herausragendes Engagement und ihre vorbildhaften Projekte im Bereich der Kanalinfrastruktur geehrt.
Aufwendige Geruchsbekämpfung nach Rückbau einer Kläranlage
Den mit einem Preisgeld von 2.000 Euro dotierten ersten Platz belegt Dipl.-Ing. Horst Baxpehler vom Erftverband. Sein Projekt zur Bekämpfung von Geruchsbelastungen in Zusammenhang mit dem Betrieb einer Druckentwässerungsleitung hat die Jury überzeugt. Seit dem Rückbau einer kleinen Kläranlage für rund 300 Einwohnerwerte vor einigen Jahren wird das Abwasser über eine Druckleitung durch eine Talniederung zu einem Freispiegelkanal gefördert. Diese Mischwasserleitung verläuft dann im Ort sehr oberflächennah. Dort kam es in der Folge zu erheblichen Geruchsbelästigungen, die sich zu einem Politikum auswuchsen.
Baxpehler setzte auf eine geschickte Kombination technischer Lösungen bei gleichzeitiger Einbindung der Bürger in diesen Entwicklungsprozess. Zunächst wurden die Ursachen der Geruchsentstehung und -verbreitung ermittelt. Nach mehreren Messkampagnen mit innovativen Werkzeugen aus Messtechnik und Datenkommunikation stand fest: Fäulnisprozesse in der Druckleitung verursachten die Geruchsbelästigung. In der Folge wurden vielfältige Maßnahmen zur Reduzierung des Geruchs durchgeführt. Ein zentrales Element war eine gezielte Entlüftungsführung in der Freispiegelleitung gegen die Fließrichtung durch den Einsatz von selbst entwickelten Verschlüssen und Lüftungskaminen. Außerdem erwies sich der Einsatz einer Streckenbelüftung mit Luftdosierschlauch im letzten Teil der Druckleitung als besonders wirksam.
Baxpehlers Projekt bietet eine umwelt- und bürgerfreundliche Lösung für das schwierige Problem der Geruchsentstehung in Kanälen, insbesondere im Umfeld von Abwasserdruckleitungen. Technische Innovationen spiegeln sich sowohl in der Kombination als auch in der technische Umsetzung der Einzelmaßnahmen wider.
Dichtheitsprüfung von Grundstücksentwässerungsanlagen
Mit dem zweiten Platz und einem Preisgeld von 1.000 Euro wurde die Leistung von Dipl.-Ing. Volker Jansen, stellvertretender Vorstand des Abwasserbetriebs Troisdorf, gewürdigt. Auf sein Betreiben hin wurde in Troisdorf (NRW, 77.000 Einwohner) das Thema Dichtheitsprüfung privater Abwasseranlagen aktiv angepackt.
Als Schlüssel zu einer erfolgreichen Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben hat sich die intensive Öffentlichkeitsarbeit erwiesen: Mit Bürgerinformationsabenden, Einzelberatungen, einer Internetseite, Broschüren und persönlichen Anschreiben wurden die Eigentümer stets auf dem Laufenden gehalten. Ergebnis des engagierten Vorgehens der Stadt Troisdorf und des Abwasserbetriebs: Bis Ende 2011 lagen bereits für mehr als 6.000 von 17.500 Liegenschaften Bescheinigungen mit dem Vermerk „dicht“ vor – und das obwohl bei der Erstprüfung etwa 80 Prozent aller Leitungen undicht waren. Einen großen Anteil an diesem Erfolg hat die aktive Sanierungsberatung, die der Abwasserbetrieb zusätzlich durchgeführt hat.
Volker Jansen hat sich in vorbildlicher Weise für die Bürgerberatung zur Dichtheitsprüfung eingesetzt – und tut es immer noch. Mit seiner hohen Sensibilität für das Empfinden der Bürger schafft er große Akzeptanz für die Kanaluntersuchung unter den Eigentümern.
Geruchs- und Korrosionsbekämpfung in Abwassersonderbauwerken
Als dritter Preisträger wurde Holger Hesse von den Stadtwerken Arnsberg mit der Trophäe und 500 Euro Preisgeld ausgezeichnet. Mit dem von ihm geleiteten Projekt haben sich die Stadtwerke Arnsberg dem Thema Geruchs- und Korrosionsbekämpfung zugewandt, das viele Abwassernetzbetreiber betrifft. Problemfall in Arnsberg war ein Schmutzwasserpumpwerk mit abgehender Druckleitung, an deren Hochpunkt das Abwasser in eine Freispiegelleitung eingeleitet wird, die mitten in einem Wohngebiet liegt und dort zu Geruchsbelästigungen führt. Korrosionsschäden, wiederkehrende Fettanhaftungen im Pumpwerk und erhebliche Geruchsbelästigungen im Umkreis des Pumpwerks und entlang der Freigefälleleitung sorgten für Ärger.
Die zunächst eingesetzten, herkömmlichen Techniken brachten keinen Erfolg. In enger Zusammenarbeit mit der Firma Fix Chemie Produktion aus Selm wurde ein Produkt mit oberflächenwirksamen Detergentien entwickelt und als Feststoff im Pumpwerk angewendet. Das Produkt wurde Schritt für Schritt weiterentwickelt und optimiert und ist seit mittlerweile vier Jahren erfolgreich im Einsatz.
Holger Hesse hat mit seinem Engagement Entwicklung in einem Bereich initiiert, begleitet und umgesetzt, der für viele Betreiber von Kanalnetzen bisher ungelöste Probleme bereit hält. Ergebnis ist eine einfache und effiziente Methode, die nach Überzeugung der Stadtwerke Arnsberg in einer Art Baukastenprinzip auf eine Vielzahl anderer Problemfälle übertragbar ist.
Mit dem Goldenen Kanaldeckel zeichnet das IKT jedes Jahr Mitarbeiter von Kanalnetzbetreibern für herausragende Leistungen bei Neubau, Sanierung oder Betrieb einer modernen und zukunftsweisenden Kanalinfrastruktur aus. Wichtige, innovative Leistungen, die üblicherweise im Verborgenen erbracht werden, rücken so ein wenig ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.