Entgegen traditioneller Bauweise
Wohnsiedlung in Lübeck: Doppelschalige Ziegelwände erreichen mühelos KfW-Effizienzhaus-Standard 55.
Der Entwurf
Entlang der Tilsitstraße schlängeln sich fünf mäandrierende Mehrfamilienhäuser, denen im Süden ein Gebäude mit seniorengerechten Wohnungen gegenübergestellt wurde. Seitlich flankiert wird dieses von streng orthogonal angeordneten Mietreihenhäusern. Zudem dient ein mittig platziertes Quartiershaus als Begegnungsstätte und Treffpunkt für die Bewohner der Siedlung.
In den ersten beiden Bauabschnitten entstanden bereits die Mehrfamilienhäuser mit 92 öffentlich geförderten Wohnungen für Familien mit Kindern und einer Kita. Der dritte Bauabschnitt umfasst das Quartiershaus sowie die 38 Seniorenwohnungen, die Ende 2015 bezugsfertig werden sollen. Die Fertigstellung der Mietsreihenhäuser ist für das Jahr 2017 geplant. 17 von ihnen bilden dann eine lockere Teppichstruktur, die die Bebauung zur Tannenbergstraße hin abschließt.
Jedes Gebäude hat mehrere Treppenhäuser, um die Anzahl der angeschlossenen Wohnungen gering zu halten. Zudem ist jede Wohnung entweder mit einer Terrasse, einem Balkon oder einer Dachterrasse ausgestattet. Um die gestalterische Freiheit zu sichern und trotzdem keine Abstriche in Sachen Wohnkomfort machen zu müssen, entschied man sich beim Wandbaustoff für wärmedämmende Hochloch-Mauerziegel der Unipor-Gruppe.
Die unsichtbare Revolte
Die Bauträger und Grundstücks-Gesellschaft TRAVE mbH
(Lübeck), gegründet im Jahr 1928, blickt auf eine fast 100-jährige Erfahrung im Wohnungsbau zurück und ist überzeugter Gegner von Wärmedämmverbundsystemen (WDVS). Die Entscheidung zugunsten einer zweischaligen Wand mit Kerndämmung ist also nicht der in Norddeutschland vorherrschenden Klinkertradition geschuldet, sondern ein Resultat kaufmännischer Erfahrung und der Fähigkeit Investitionsentscheidungen Unterhaltungskosten zuordnen zu können. Die Vorgabe einer zweischaligen Wand mit Kerndämmung setzt zudem auf Wertigkeit und legt die Messlatte für alle nachfolgenden bautechnischen Entscheidungen hoch.
Auch die Architekten Zastrow + Zastrow waren von den
Vorteilen der Ziegelbauweise überzeugt – und damit auch von der energetischen Leistungsfähigkeit moderner Unipor-Mauerziegel sowie ihren diffusionstechnischen baulichen Vorteilen. Für die Außenwände stellten sie den Hochloch-Wärmedämmziegel „Unipor W09“ als tragendes Mauerwerk zur Diskussion.
Schlagkräftiges Argument: Mit einem U-Wert von 0,24 W/(m²K) erreicht der Unipor-Ziegel bei seiner Standardmauerstärke von 36,5 Zentimetern eine so hohe Dämmqualität, dass zum Erreichen des Energiestandards „KfW-Effizienzhaus 55“ die zusätzliche Dämmschicht auf sechs Zentimeter Mineralwolle reduziert werden kann. Zudem können die Wärmebrücken der Gebäudehülle mittels der Mineralwolleschicht optimiert werden. Gleichzeitig hat gebrannter Ton die Fähigkeit, den Feuchtehaushalt besonders gut zu regulieren. Dies wirkt sich positiv auf das Raumklima aus und verringert die Gefahr von Schimmelbildung.
Schallschutz auf hohem Niveau
Gute Wärmedämmleistung geht meist mit geringer Dichte einher, was sich bei Baustoffen zu Lasten der Schalldämmung auswirken kann. Hier konnte der Systembaukasten des Unipor-Ziegelsortimentes voll ausgespielt werden. Für die Wohnungstrennwände wurden mit Ortbeton verfüllte Unipor-Verfüllziegel verwendet. Die beim Außenmauerwerk ausgeführte Standardkonstruktion der zweischaligen Wand besteht aus Unipor W09-Ziegeln (36,5 Zentimeter), sechs Zentimeter Mineralwolldämmung sowie 11,5 Zentimeter Klinker.
Der Aufbau aller Wände erfolgte nach dem aktuellen Stand der Technik, also Setzen auf Stoß mit gedeckelter Lagerfuge, die mit dem Mörtelschlitten „Unimaxx“ höchst wirtschaftlich erstellt wurde. Die gerundeten Ecken setzen sich aus stirnseitig konisch angeschnittenen Ziegeln zusammen, deren Stoßfugen mit einem Leichtmauermörtel der Wärmeleitfähigkeit 0,21 W/(mk) energetisch optimiert wurden. Durch das Akustiklabor Nord (Lübeck) durchgeführte Schallmessungen nach Fertigstellung des ersten Bauabschnittes bestätigten die theoretischen Annahmen: Die gemessene exemplarische Wohnungstrenndecke und -trennwand erfüllen sicher die Anforderungen nach DIN 4109. Sämtliche Schallschutzberechnungen erfolgten nach der EN 12354.
Rundum zufrieden
Alle fünf Gebäude entlang der Tilsitstraße haben das gleiche materielle Erscheinungsbild: Klinkerschale mit hellgelben Wasserstrichziegeln und weißen Kunststofffenstern verleihen dem Quartier insgesamt eine helle und freundliche Ausstrahlung. Die durchgängige Bossenstruktur in den Sockelverkleidungen sowie wiederkehrende Ziegelornamente jeweils zwischen zwei Fenstern verbinden die fünf Gebäude zu einer harmonischen Gesamtstruktur. Standardwohnungstypen wird man hier nicht finden: Pro Etage wurde der Grundriss jeder Wohnung individuell geplant und entwickelt. Die Küchen sind zum Wohnzimmer hin geöffnet, sodass – trotz durch den geförderten Mietwohnungsbau bedingter sparsamer Raumgrößen – eine gewisse Großzügigkeit entsteht. Nicht tragende Zimmertrennwände in Leichtbauweise ermöglichen auch spätere Grundrissänderungen.
Mit einem Jahres-Primärenergiebedarf von 31,5 kWh/m2a wird der gemäß EnEV maximal zulässige Wert von 58 kWh/m2a deutlich unterschritten. Somit ergibt sich ein gegenüber der EnEV (2009) um 33 Prozent erhöhter Dämmstandard – der KfW-Effizienzhaus-55-Standard wurde sicher erfüllt. Die Wohnungen sind bereits komplett vergriffen, womit sich wieder einmal bestätigt: Qualität am Bau zahlt sich aus.
www.unipor.de