Gebäudeaufstockung
für ein Museum
Für das Museum zur Geschichte der Bayerischen Könige wurde kürzlich auf dem bestehenden eingeschossigen Gebäudeteil des ehemaligen Hotels Alpenrose nahe dem Schloss Hohenschwangau ein Dachgeschoss mit Stahltragwerk aufgebaut.
G. Brux, Frankfurt/Main
Das Dachtragwerk als Gitterschale entworfen hat 20 m Stützweite und besteht aus einer Halbtonne und zwei Vierteltonnen, wobei erstere in fünf Teilen und die beiden Vierteltonnen jeweils in einem Stück vorgefertigt und mit Korrosions- und Brandschutzbeschichtung versehen geliefert wurden.
Dachtragwerk des Erweiterungsbaus
Die Außenansicht mit dem dreischiffigen Tonnengewölbe aus Stahl auf dem Dach und die 20 m langen Gewölbe mit ihrer beidseitigen Verglasung sind nach außen hin die einzigen sichtbaren Zeichen der Nutzungsänderung der bestehenden Gebäudegruppe – aus dem ehemaligen Hotel Alpenrose, dem Jägerhaus und den beide Gebäude verbindenden eingeschossigen Speisesaal.
Das Schalentragwerk mit 20 m Stützweite auf dem Verbindungsbau besteht aus einer Halbtonne mit 3,71 m Halbmesser (230 m² Dachfläche) und zwei unterschiedlich großen Vierteltonnen, und zwar auf der Seeseite mit 1,84 m Halbmesser (115 m²) und auf der Bergseite mit 2,46 m Halbmesser (155 m²). Das als Gitterschale entworfene Dachtragwerk wurde von den blau-weißen Rauten des bayerischen Wappens abgeleitet, die Rauten der Schale von ausgelaserten Flachstählen werden nach dem Zollinger-Prinzip verschweißt. Die längs gerichteten Stahlpfetten, mit denen die Schale erst ihre räumliche Tragfähigkeit erhält, wurden oberhalb der Flachstähle angeordnet, stören die Rauten also gestalterisch nicht. Auf den Pfetten wurden Flachstähle zur Aufnahme der Trapezblechdeckung aufgeschweißt. Die Dachkonstruktion besteht also aus drei Trägerebenen:
– Die Erste aus rautenförmig aufgebauten Stahlblechträgern als gekrümmte Tonnenschale,
– die Zweite aus Stahlpfetten als Obergurt der Tonne mit Randbögen und
– die Dritteaus aufgeständerten Flachstahlbändern quer zur Tonne zu Aufnahme der Dachdeckung aus Trapezblechen.
Das Dachtragwerk wird in Gebäudelängs- und -querrichtung durch einen neu errichteten Aufzugsschacht sowie durch die Wandscheibe auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite ausgesteift. In der Fassade lagert das Dachtragwerk auf Stahlstützen im Abstand von 2,10 m – sonst auf vorhandenen Stahlbetonunterzügen.
Die Gitterschale der Halbtonne wurde in fünf vorgefertigten Teilen angeliefert und auf einem Montagegerüst zusammengebaut. Die beiden Vierteltonnen wurden jeweils in einem Stück zur Baustelle gebracht, dort mit Hilfe eines Krans abgeladen und eingebaut sowie dabei mit der Halbtonne verbunden. Infolge der umfangreichen Vorfertigung der Stahlkonstruktion ergaben sich nur kurze Montagezeiten auf der Baustelle.
Korrosions- und Brandschutz
Nach Fertigstellung beim Stahlbauer wurden die einzelnen Gewölbeteile für den vorgesehenen Dachaufbau bereits im Korrosionsschutzwerk mit der vorgesehenen Brandschutzbeschichtung Sika Unitherm Steel S exterior in der umweltschonenden Airless-Technik versehen und der Brandschutz feuerhemmend F 30 ausgeführt; im Brandfall wird damit den im Gebäude befindlichen Personen die Flucht und für Rettungskräfte ein gezielter Innenangriff ermöglicht. Die geringe Schichtdicke der Beschichtung mit dem Dämmschichtbildner ermöglicht die Sicht auf die Form des Stahltragwerks mit den von der bayerischen Fahne abgeleiteten Rauten und der weißen Farbe – bei jährlich zahlreichen Besuchern des Museums. Diese Gebäudeaufstockung hat zu besseren Nutzung bestehenden Bauten beigetragen, wobei die Art durch einige Auszeichnungen anerkannt wurde, wie den Preis des Deutschen Stahlbaus 2012, den Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaus 2013 und den BDA Preis Bayern 2013, Bund Deutscher Architekten.⇥
Bauherr: Wittelsbacher Ausgleichsfond
Architekten: Staab Architekten, Berlin
Tragwerksplaner: ifb frohloff staffa kühl ecker, Berlin
Stahlbau: Prebeck Stahlbau GmbH, Bogen
Brandschutzbeschichter: Buschheuer GmbH, Regensburg
Dämmschichtbildner: Sika Deutschland GmbH, Stuttgart