Goldener Kanaldeckel verliehen
NRW-Umweltminister Johannes Remmel hat den diesjährigen „Goldenen Kanaldeckel“ verliehen. Der „Oscar“ der Kanalbranche geht in diesem Jahr an drei Mitarbeiter von Stadtentwässerungen aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Sachsen. Die Projekte, die die Jury überzeugt haben, umfassen die Themen Arbeitssicherheit, Qualitätsmanagement im Kanalbau und Schachtabdeckungen. Ein spannender Mix.
Erster Platz
Dipl.-Ing. Stefan Grotzki, Technische Betriebe Solingen
Entwicklung eines Arbeits- und Rettungssystems (MobiK) für einen neuen Hauptsammler
Zweiter Platz
Dipl.-Ing. (FH) Daniela Fiege, Stadtwerke Osnabrück
Osnabrücker Modell zur Qualitätssicherung der am Bau Beteiligten
Dritter Platz
Dipl.-Ing. Thomas Würfel und Dipl.-Ing. Daniel Kalweit, Stadtentwässerung Dresden
Schachtabdeckung Typ Dresden
Entwicklung eines Arbeits- und Rettungssystems (MobiK) für einen neuen Hauptsammler
Beim Bau eines neuen 4 km langen Hauptsammlers DN1800 bis DN2400 in Solingen können vorgeschriebene Kontrollschächte aus baulichen und topographischen Gründen nicht gebaut werden. MobiK ist ein mobiles Windensystem, das die Bewirtschaftung begehbarer Kanälen mit sehr großen Schachtabständen ermöglicht. Es besteht aus einem LKW und einem Anhänger zwischen denen ein Seil gespannt ist, das in den Kanal eingelassen wird. Das Seil bewegt ein Spezialgefährt im Kanal über längere Strecken schnell und zuverlässig. Damit können in überlangen Haltungen Arbeitsgeräte und Material transportiert werden. Und in Gefahrensituationen gewährleistet das Gefährt einen schnellen und sicheren Rückzug der Mitarbeiter aus dem Kanal.
Der neue Hauptsammler „Viehbachtal“ kann in Solingen gebaut werden, ohne dass ein zu starker Eingriff in die Landschaft erfolgt. Auf zahlreiche ansonsten notwendige Zwischenschächte kann verzichtet werden. Dadurch werden Baukosten in Höhe von 5,1 Mio. EUR eingespart.
Herr Grotzki ist Projektleiter Sonderbauwerke und zuständig für den Bau des neuen Hauptsammlers. Er hat die Idee des MobiK entwickelt und damit eine umweltfreundliche Lösung für den Kanalbau geschaffen, die auch der Arbeitssicherheit gerecht wird. Mit den zuständigen Stellen bei Bezirksregierung, Berufsfeuerwehr, Unfallkasse NRW hat er die Pläne intensiv abgestimmt und eine Genehmigung erwirkt.
Osnabrücker Modell zur Qualitätssicherung der am Bau Beteiligten
Frau Fiege ist die Leiterin Bauüberwachung Entwässerungsnetze. Sie hat die internen Prozesse beim Kanalbau restrukturiert und optimiert. Dazu hat sie zunächst die internen Prozesse unter den Aspekten Qualität und Definition der Anforderung analysiert. Dabei fiel ihr ein wesentliches Verbesserungspotenzial auf, vor allem bei den Bauabläufen. Sie entwickelte ein QM-System, das alle Beteiligten einschließt (Auftraggeber, Ingenieurbüro, Baufirma, Bürger). Es legt großen Wert auf Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Schulung der Auftragnehmer. Aber auch die Kommunikation und enge Abstimmungen mit anderen städtischen Stellen, vor allem dem Straßenbau, ist wichtig. Frau Fiege hat eine Checkliste für die einzelnen Leistungsphasen entwickelt, die allen Auftragnehmer zugesandt wird. So stellt sie sicher, dass ständige Rückmeldungen in den laufenden Prozess einfließen.
Das Projekt läuft seit dem Jahr 2011. Qualitätsverbesserungen, wie zum BeispielTermintreue und Bürgerfreundlichkeit, konnten bereits nachvollzogen werden.
Frau Fiege hat bei ihrer Arbeit als Leiterin Bauüberwachung Entwässerungsnetze die Defizite der bisherigen Vorgehensweise erkannt und zielgerichtet behoben. Dazu hat sie sich auch über die Grenzen Osnabrücks hinaus über Verfahren anderer Kommunen informiert. Die dort gemachten Erfahrungen hat sie systematisch ausgewertet und an ihr Arbeitsgebiet angepasst. Dazu bedurfte es intensiver Abstimmung mit allen Beteiligten und entsprechender Durchsetzungskraft.
Schachtabdeckung Typ Dresden
Herkömmliche Schachtabdeckungen weisen vor allem in städtischen Hauptstraßen einen hohen und wiederkehrenden Reparaturaufwand auf. Dadurch entsteht ein erhebliches Gefahrenpotenzial für die Verkehrsteilnehmer. Den Kommunen entstehen hohe Kosten. Die Ursachen sehen die Preisträger in der mangelhaften Ausbildung in den Tiefbauberufen in Hinblick auf Schachtabdeckungen. Das führt dazu, dass heutige Schachtabdeckungen mit Kreiskonussen schneller kaputt gehen. Die Haltbarkeit ist nicht zufrieden stellend. Im Schnitt müssen sie in Dresden alle zehn Jahre saniert werden. Das ist für die Stadt teuer und behindert den Verkehr. Den Preisträgern ist jedoch aufgefallen, dass ältere Schachtabdeckungen mit konischer Form keinerlei Schäden aufweisen, obwohl sie teilweise 100 Jahre alt sind. Allerdings wird diese Bauart nicht mehr hergestellt, weil sie modernen Normen widerspricht. Der letzte Hersteller dieses Typs ging im Jahr 2013 in die Insolvenz. Thomas Würfel und Daniel Kalweit arbeiteten jedoch an der Anpassung des Konustyps an moderne Schachtabmessungen weiter, ebenso an einer Reihe von technischen Verbesserungen. Erst im Frühjahr 2014 konnten sie einen Hersteller herkömmlicher Schachtabdeckungen von den Vorteilen ihres verbesserten Konustyps überzeugen. Daher werden nun in Dresden wieder Schachtabdeckungen im Konusformat eingebaut, so wie sie vor 100 Jahren hergestellt wurden, aber an moderne Schachtkörper angepasst. Die Preisträger passten hierfür die technischen Richtlinien der Stadtentwässerung Dresden an.
Thomas Würfel und Daniel Kalweit sind ein Thema angegangen, das nicht nur in Dresden, sondern im ganzen Bundesgebiet sehr relevant ist, nämlich hohen Schadensquoten bei Schachtabdeckungen. Sie haben sich kritisch mit dem vorhandenen Marktangebot auseinander gesetzt und eine bewährte Bauform an moderne Erfordernisse technisch angepasst und Hersteller dazu bewegt, diese Schachtabdeckungen wieder herzustellen und am Markt anzubieten.
Über den Goldenen Kanaldeckel
Mit dem Goldenen Kanaldeckel zeichnet das IKT seit dem Jahr 2002 Mitarbeiter von Kanalnetzbetreibern für herausragende Leistungen bei Neubau, Sanierung oder Betrieb einer modernen und zukunftsweisenden Kanalinfrastruktur aus. Wichtige, innovative Leistungen, die üblicherweise im Verborgenen erbracht werden, rücken so ein wenig ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Der Kanaldeckel symbolisiert dabei die Schnittstelle zwischen Bürger und Kanalisation.