Innovation in Beton

63. Betontage in Ulm

Eine Vielzahl an Informationen und Innovationen rund um das Thema vorgefertigte Betonbauteile präsentierten jetzt die Verantwortlichen und Experten bei dem traditionellen Kongress in der Domstadt an der Donau.

Es gibt viel zu tun, packen wir es an – nur mit wem? Diese Frage stellen sich seit einigen Jahren die Verantwortlichen der Unternehmen in der Baubranche. Die Auftragsbücher sind voll, doch fehlt es an allen Ecken an kompetenten Mitarbeitern.

Das Schlagwort „Fachkräftemangel“ machte auch in diesem Jahr bei den 63. Betontagen in Ulm mit dem Leitthema „Innovation in Beton“ allenthalben die Runde. „Wir brauchen einfach mehr qualifiziertes Personal!“, fasste Organisator Dr. Ulrich Lotz bei der Eröffnung im Kongresszentrum Edwin-Scharff-Haus in Neu-Ulm das Hauptproblem der Branche zusammen.

Fischen im Firmenteich

Eine Lösung kann hier die Ausbildung von eigenen Fachkräften sein. Das stellte Lydia Malin vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln in den Vordergrund. Aber, so schränkte sie in ihrem Vortrag zum Thema „Fischen im Firmenteich – Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel“ ein, könnten diese auch schnell wieder verloren gehen. „Wer gute Leute hat, dem werden diese vom Mitbewerber gerne schon mal weggeschnappt, sei es durch mehr Gehalt oder anderen Vergünstigungen“, sagte Malin.

Die Verantwortlichen der Firmen müssten alles daransetzen, nicht nur selbst aus- und weiterzubilden, sondern sich bemühen, die Fachkräfte auch in den eigenen Reihen zu halten. Ansonsten gingen sie woanders hin, wo mehr geboten werde.

Riss-Erkennung im Betonrohr

Dass Beton nicht nur in die Höhe kann, bewiesen die „Tiefbauer“ um Markus Vogel und Wilfried Röser im Themenschwerpunkt „Zukunft Kanalbau“. Vogel erläuterte gewohnt kompetent und informativ über das DWA-Regelwerk zur „Zustandserfassung im Kanal – Kodierung, Messung und Beurteilung von Feststellungen im Kanal“. Und Röser präsentierte die exakte Rissbreitenbestimmung bei der TV-Kanaluntersuchung per Live-Demonstration mit einer Hochleistungskamera. Zudem bot Josef Schauerle einen interessanten Einblick in die Welt der besonderen Korrosionsschutzmaßnahmen beim Abwasserkanal Emscher.

Begleitende Fach-Ausstellung

Neben diesen Vorträgen, an denen an den drei Tagen fast 2.300 Besucher teilnahmen, boten die Ulmer Betontage umfassende Produkt- und Innovations-Informationen während der begleitenden Fach-Ausstellung an den Ständen der mehr als 160 Unternehmen der Herstellung, Fertigung, Zulieferung oder Verarbeitung.

Nächstes Mal vier Tage

Die nächsten Betontage werden vom 18. bis 21. Februar 2020 stattfinden, also einen Tag länger als in den vergangenen Jahren. Dazu Dr. Ulrich Lotz: „Da gehen wir getreu unserem Eingangsmotto ´Verändern, wenn´s läuft´. Wir glauben, dass es Zeit für den nächsten Schritt ist. Denn ab sofort soll die Zielgruppe der Architekten mehr in den Fokus rücken.“

Daher planen die Organisatoren, am Donnerstag einen informativen Abend mit profilierten Vertretern aus der Architektur und Tragwerksplanung, sowie am „neuen“ Freitag den „Tag der Marktpartner“ mit innovativen Vorträgen und vielen Highlights zur Betonbauweise; alles begleitet durch eine „Ausstellung zum Anfassen“, wie Lotz es erläuterte.

Betontage Ulm

www.betontage.de

Interessenvertretung gestartet

Mit dem Ziel, die Schlagkraft und Wahrnehmung der Branche in der Öffentlichkeit sowie in der Politik zu erhöhen, haben zahlreiche Branchenverbände der Betonfertigteil-Industrie – regionale und bundesweite Organisationen – ihre ohnehin bestehende, langjährige Kooperation bei länder- und fachübergreifenden Themen jetzt unter der Dachmarke Deutsche Betonbauteile gebündelt. Denn serielles und modulares Bauen mit vorgefertigten Elementen gewinnt immer mehr an Bedeutung und trägt wesentlich dazu bei, das Bauen zu beschleunigen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Die beteiligten acht Regionalverbände und vier bundesweiten Fachorganisationen haben demnach beschlossen, in regelmäßigen Koordinierungssitzungen über aktuelle Fragestellungen der deutschen Betonbauteile-Industrie zu beraten, sich abzustimmen und einheitliche Stellungnahmen sowie Branchenpositionen zu erarbeiten.
Mit einem Umsatz von mehr als sechs Milliarden Euro im Jahr 2018 und rund 42.000 Mitarbeitern repräsentiert die Betonfertigteil- und Betonwarenindustrie den größten Wirtschaftszweig der Baustoffe-, Steine- und Erden-Industrie. Das Angebotsspektrum der Unternehmen reicht von konstruktiven Fertigteilen für den Industrie-, Gewerbe- und Ingenieurbau über Decken, Wände, Treppen und Garagen für den Wohnungsbau bis hin zu Produkten für den Straßen-, Landschafts- und Gartenbau sowie für Infrastruktur und Tiefbau wie Rohre, Schächte, Entwässerungsrinnen und Kleinkläranlagen.

Betonteile profitieren von guter Baukonjunktur
Die Betonfertigteil-Industrie blickt erneut auf ein positives Jahr zurück. Die Hersteller rechnen mit einem Zuwachs von drei Prozent, was einem Umsatz von 6,2 Milliarden Euro entspricht. Die positive Entwicklung wird allerdings von Kapazitätsengpässen und dem Fachkräftemangel getrübt. „Die Suche nach qualifiziertem Personal wird angesichts der branchenübergreifend hohen Nachfrage zunehmend schwieriger“, unterstrich Friedrich Gebhardt vom Fachverband Beton- und Fertigteilwerke Baden-Württemberg e.V.
Für das laufende Jahr ist die Branche verhalten optimistisch. Angesichts der stabilen Baukonjunktur rechnet die Betonfertigteil-Industrie für 2019 mit einer moderaten Umsatzsteigerung von zwei Prozent. Wachstumsmotor bleibt der Wohnungsbau, auch wegen den Rahmenbedingungen wie dem Baukindergeld sowie den Mitteln für den verstärkten sozialen Wohnungsbau.
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