Kanalnetzlösung aus PP
für Skyline Plaza
Beim Großprojekt Skyline Plaza im Frankfurter Europaviertel kam eine komplett aufeinander abgestimmte Kanalnetzlösung aus Polypropylen zum Einsatz, die sowohl höchsten technischen Ansprüchen gerecht wird, als auch den Aspekt der Wirtschaftlichkeit nicht aus den Augen verliert.
Die von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) durchgeführte „Umfrage zum Zustand der Kanalisation in Deutschland“ zeigte deutlich, dass ein hoher Investitionsbedarf für die Instandhaltung der Kanalisation besteht. Um zu vermeiden, dass die Verbraucher durch hohe Abwassergebühren belastet werden, steht für Kommunen, private Investoren oder Zweckverbände als Bauherr eine möglichst wirtschaftliche Sicherstellung der Abwasserentsorgung im Vordergrund. Betrachtet man deshalb die Gesamtkosten einer Kanalbaumaßnahme näher, fällt auf, dass das eingesetzte Material, also Leitungen und
Schächte, lediglich 10 bis 20 Prozent der Gesamtkosten verursachen. Die restlichen Kosten werden durch arbeits- und lohnintensive Positionen wie das Herstellen der Rohrgräben, das Verlegen der Leitung, das Verfüllen und Verdichten des Bettungsmaterials sowie die Herstellung der Oberfläche verursacht. Gerade bei begrenzten Mitteln rücken somit vermehrt nachhaltige Konzepte in den Vordergrund, um zukünftige, kostenintensive Sanierungen zu vermeiden. Beim Großprojekt Skyline Plaza im Frankfurter Europaviertel wurde diesem Umstand Rechnung getragen, indem eine komplett aufeinander abgestimmte Kanalnetzlösung aus Polypropylen zum Einsatz kam, die sowohl höchsten technischen Ansprüchen gerecht wird, als auch den Aspekt der Wirtschaftlichkeit nicht aus den Augen verliert.
Nachhaltig Schachtsanierungen vermeiden
Korrosion ist eines der häufigsten Schadensbilder bei traditionellen Materialien. Besonders konventionelle Abwasserschächte aus Beton sind oftmals schon nach kurzer Betriebsdauer sanierungsbedürftig. Grund dafür ist im Wesentlichen die Einwirkung saurer Medien. Diese stammen meist aus Abwässern industrieller Einleiter wie Brauereien, Molkereien oder der chemischen Industrie. Im aktuellen Fall - dem Bau des riesigen Einkaufscenters Skyline Plaza - musste das Kanalnetz so konzipiert werden, dass es den aggressiven Abwässern von rund 170 Fachgeschäften, einem 8.500 Quadratmeter großem Wellness-Spa sowie Cafés, Restaurants und Dienstleistungsbetrieben auf 4.500 Quadratmetern viele Jahrzehnte problemlos standhält.
Besonders kritisch ist dabei die biogene Schwefelsäurekorrosion. Während bei der normalen Korrosion durch aggressive Abwässer ausschließlich der benetzte Bereich des Kanals betroffen ist, findet die Schwefelsäurekorrosion im Gasraum oberhalb des Wasserspiegels statt. Die Folge ist eine gravierende Zerstörung der Zementmatrix, die zu erheblichen Folgeschäden führen kann. Diese Schädigungen treten nicht nur im Kanal oder am Schachtboden auf, sondern im gesamten Gasraum des Schachtes bis hoch unter die Abdeckung. Weitere Probleme treten oft im Betrieb nachträglich angebrachter seitlicher Anschlussstutzen auf. Laut einer Umfrage der DWA (2004) ist bei öffentlichen Kanälen jeder fünfte Anschluss fehlerhaft. Die dauerhafte Kontamination durch die auftretende Schwefelsäure verschärft dieses Schadensbild im Betrieb noch weiter.
Darüber hinaus steigt durch das zunehmende Einsparen von Trinkwasser, beispielweise bei Toilettenspülungen, der Feststoffanteil in den Kanalnetzen. Im Zuge des Wasserhaushaltsgesetzes und der daraus resultierenden Verlegung im Trennsystem erhöht sich die Konzentration des Schmutzwassers noch zusätzlich. Zudem verlängern die mit immer geringerem Gefälle verlegten Kanalleitungen die Verweildauer der Schmutzstoffe in der Kanalisation. Daher muss zukünftig damit gerechnet werden, dass sich das Problem der biogenen Schwefelsäurekorrosion tendenziell weiter verstärkt. Die Lösung für dieses Problem ist jedoch simpel: Viele Kunststoffe sind hochgradig resistent gegenüber aggressiven Substanzen, weshalb bei ihrem Einsatz Korrosion kein Problem darstellt. Die Gebrauchs- und Inspektionstauglichkeit sowie die hydraulische Leistung sind dadurch dauerhaft gegeben. Nachdem die Kanalnetzlösung von Rehau durchgängig aus vollwandigem, ungefülltem Polypropylen besteht, werden Sanierungen und Sonderabschreibungen für vorzeitig zu erneuernde Abwasserhaltungen vermieden. Zudem liegt für sie ein bisher einzigartiges Gutachten vor: Die Landesgewerbeanstalt Nürnberg (LGA) attestierte dem System nach umfangreichen Prüfungen eine Nutzungsdauer von mindestens 100 Jahren.
Das Projekt Skyline Plaza
Die Rehau Kanalnetzlösung hat sich bereits in zahlreichen Bauvorhaben bewährt. So auch beim Neubau des Skyline Plaza im Herzen Frankfurts (www.skyline-plaza.de). Ein echtes Großprojekt mit einem Investitionsvolumen von rund 360 Millionen Euro. Auftraggeber und Investor sind die ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG sowie die CA Immo Deutschland GmbH. Für die Planung der Infrastrukturmaßnahmen des Projekts ist das Frankfurter Ingenieurbüro Schüssler-Plan verantwortlich. Zu den ausführenden Bauunternehmen zählt unter anderem das Straßen- und Tiefbauunternehmen Wilhelm Schütz GmbH & Co. KG aus Weilburg.
Entscheidende Kriterien für den Planer
Bei der Auswahl des Kanalsystems standen für das verantwortliche Ingenieurbüro Schüssler-Plan vor allem die Kriterien Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und Service im Vordergrund, um den enormen Anforderungen gerecht zu werden. Denn die Baustelle ist sehr komplex und anspruchsvoll. Das Areal wird von vier Straßen eingerahmt, die alle unterschiedliche Kanalbestände und Höhenlagen aufweisen. Somit müssen die Trassen aufwendig umgelegt und angeschlossen werden. Besonders das Ziehen der eingesetzten Spundwände belastet das Material extrem. Für diesen Zweck waren traditionelle Werkstoffe wie Steinzeug zu unsicher, so dass die Verantwortlichen auf die polymere Lösung setzten. Natürlich spielte aber auch der Zeitfaktor eine enorme Rolle. Aufgrund der hohen Komplexität in der Planung und Ausführung des Baugebietes konnten Baufreigaben immer nur partiell erteilt werden. Somit musste ein System gefunden werden, mit dem in engen Zeitfenstern gearbeitet werden konnte, um auf unvorhergesehene Probleme flexibel reagieren zu können.
Nicht zuletzt war auch der Servicegedanke ausschlaggebend. Durch enge Zeitpläne erwarten Ingenieurbüros, Auftraggeber und Tiefbauunternehmer schon in der Entwurfsphase verlässliche Aussagen über Baukosten, Wirtschaftlichkeit und technische Umsetzbarkeit. So war es besonders wichtig, dass mit einem Außendienstmitarbeiter in jeder Phase des Bauvorhabens ein direkter Ansprechpartner von Rehau beratend zur Verfügung stand.
Bauunternehmen überzeugt Handling und Verlegbarkeit
Für das ausführende Bauunternehmen waren Aspekte wie leichtes Handling und schnelle Verlegbarkeit der PP-Lösung ausschlaggebend. Besonders die seitliche Anbindung an den Hauptkanal birgt immer ein großes Gefahrenpotenzial für Undichtigkeiten. Durch den Einsatz des Anschlussstutzens Awadock Polymer Connect konnte diese Gefahr von Anfang an ausgeschlossen werden. Bauleiter Dietmar Leszinski von der ausführenden Wilhelm Schütz GmbH: „Natürlich hat uns das komplette System überzeugt, besonders jedoch der Anschlussstutzen.“ Durch die einfache Handhabung konnte der Baufortschritt erheblich beschleunigt werden. „Mit dem Rehau System konnten wir eine Tagesleistung von etwa 130 m Awadukt HPP Kanalrohr DN 400 in Verbindung mit 3 Awaschächten DN 1000 und 30 seitlichen Anschlüssen erzielen. Und das inklusive Verfüllen der Leitungszone“, so Leszinski weiter. „Natürlich haben wir auch von einem umfangreichen Lager vor Ort profitiert, das mit traditionellen Werkstoffen sicherlich nicht in dieser Form möglich gewesen wäre. Wir konnten die Arbeiten am Kanalbereich etwa drei Monate vor dem geplanten Bauende abschließen.“ Der komplette Schmutzwasseranteil des Objektes wurde demnach mit über 1.200 m Awadukt HPP/SN10 Hochlast-Kanalrohren in Verbindung mit 65 Anschlussstutzen vom Typ Awadock Polymer Connect realisiert. Weiterhin wurden 10 Stück Awaschacht PP DN 1000 eingebaut.
Fazit
Jede Investition in ein Kanalsystem ist eine Investition für die Zukunft – weshalb der Fokus bereits bei der Planung auf die zukünftigen Kosten und das damit verbundene Einsparpotential für Auftraggeber gerichtet sein muss. Gerade bei begrenzten Mitteln greifen Kommunen, Abwasserzweckverbände oder private Investoren vermehrt auf nachhaltige Lösungen zurück um Sanierungen und Sonderabschreibungen von Anfang an zu vermeiden.
Rehau AG + CO