Kleiner Lkw ganz erwachsen
Der 3,5-Tonner Isuzu N-Serie im Test
Mit der mittlerweile sechsten Modellgeneration der N-Serie versucht Isuzu, den etablierten deutschen Transporter-Herstellern Marktanteile abzujagen. 18 verschiedene Ausführungen und zahlreiche Aufbauvarianten führt der japanische Hersteller dazu ins Feld. Auf unserer Testfahrt mit einem 3,5-Tonner wollen wir prüfen, wie groß die Erfolgschancen der N-Serie sind.
Dipl.-Ing. Olaf Meier, Mönchengladbach
Ganz schnuckelig wie unser Testwagen, die kleinste Variante der Isuzu N-Serie, da so vor uns steht: Mit seiner schmalen, gerade einmal knapp über 1,80 m breiten Einzelkabine (daneben wird der Lkw auch in mit einer 2040 mm breiten Einzel- oder Doppelkabine angeboten) und dem kurzen Radstand von 2490 mm ist der Transporter nicht viel größer als ein Pkw. Doch steckt in ihm ein echter Lkw – mit verwindungssteifem Leiterrahmen, kippbarem Fahrerhaus, robustem Getriebe und Abgasbremse. Das Fahrgestell des 3,5-Tonner trägt über 1,5 Tonnen – da bleibt bei unserem mit einer Pritsche ausgestatten Fahrzeug genug Nutzlast für die alltäglichen Transportaufgaben am Bau.
Und obwohl die Kabine des Klein-Lkw so schmal ist, bietet sie ausreichend Platz für Fahrer und Beifahrer. Schon der Einstieg in den Wagen ist dank vergrößerter Türausschnitte, großem 90-Grad-Öffnungswinkel und niedrig positionierten Trittstufen bequem. Beim Setzen freut man sich über die großzügige Dachhöhe und den komfortablen Knieraum. Besonders beeindruckend ist die perfekte Rundumsicht: Dank der heruntergezogene Seiten- und Frontscheiben hat man freien Blick nach vorne, die großen, serienmäßig elektrisch ver-
stell- und beheizbaren Außenspiegel reduzieren den toten Winkel auf ein Minimum und beim Rangieren hat man zudem durch die große Heckscheibe sehr gut die gesamte Ladefläche und das Ende des Klein-Lkw im Blick.
Überhaupt ist die Serienausstattung für ein Fahrzeug dieser Klasse ziemlich reichhaltig: Zentralverriegelung, Servolenkung, elektrische Fensterheber und höhen- und neigungsverstellbare Lenksäule befriedigen die Komfortansprüche; Frontairbags, Knie-Prallpolster auf der Fahrerseite, Nebelscheinwerfer sowie – ab 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht – serienmäßige ABS-Bremsen mit elektronischer Bremskraftverteilung und Antischlupfregelung lassen kaum noch Wünsche in punkto Sicherheit offen. Positiv auch die niedrigen Innengeräusche: Dank aerodynamischer Feinarbeit an der Karosserie und doppelter Türdichtungen gelangen kaum Geräusche von außen in den Innenraum. Einzig die Dämpfung des Fahrersitzes könnte verbessert werden – zumindest bei Leerfahrten schlagen Bodenwellen kaum abgefedert auf den Rücken durch.
Angetrieben wird unser Testfahrzeug von einem 110 kW starken 3-Liter-Common-Rail-Diesel. Ein anderes Triebwerk steht für den 3,5-Tonner nicht zur Wahl, Aber das ist auch nicht nötig: Mit einem Drehmoment von 375 Nm überzeugt der Turbodiesel mit bulligem Antrieb und beachtlicher Beschleunigung. Zur Wartung des Antriebs lässt sich das Fahrerhaus wie bei „großen“ Lkw nach vorne kippen, zusätzlich verbessert eine abnehmbare Frontplatte einen schnellen Zugriff auf verschiedene Systeme. Unser Fazit: Die Isuzu N-Serie ist ein echter Lkw im Kleinformat. Antrieb, Ausstattung und Fahreigenschaften lassen kaum Wünsche offen. Mit entsprechenden Aufbauten – Pritsche, Kipper, Kran-Pritsche usw. – stellt er durch seine robuste Konstruktion für das Baugewerbe eine echte Alternative zum klassischen Transporter dar.n