Korrosionsschutz im Winter
Bislang werden Teil- und Vollerneuerungen bei Brückenobjekten in der Zeit zwischen April und Oktober durchgeführt. Speziell bei Beschichtungen ist das sinnvoll, denn die üblicherweise verwendeten Beschichtungsstoffe auf der Basis von 2K-Epoxid- und Polyurethanharzen lassen sich bei Temperaturen oberhalb von 10 °C deutlich einfacher verarbeiten. Bei größeren Erneuerungsmaßnahmen kann aber das Zeitfenster zu klein sein, wie zum Beispiel bei der Kaiser-Wilhelm-Brücke in Wilhelmshaven. Für die gesamte Sanierung waren zwei Jahre vorgesehen, in der die Brücke für den Verkehr gesperrt war. Im Frühjahr 2013 wurde die vollerneuerte Kaiser-Wilhelm-Brücke wieder eröffnet.
Die Ausschreibung der Korrosionsschutzbeschichtung erfolgte nach ZTV-ING Teil 4 mit Blatt 87, dem Standardsystem für solche Maßnahmen. Alternativ wurde das Blatt 97 zugelassen, in dem ein Beschichtungssystem geregelt ist, das selbst bei -3 °C noch aushärtet. Da die Beschichtungsarbeiten von Dezember bis März weiter durchgeführt werden sollten, kam das neuere System nach Blatt 97 mit folgendem Aufbau zum Einsatz:
– Sandstrahlen im Oberflächenvorbereitungsgrad Sa 2 ½
– Grundbeschichtung mit Gehopon-E97R-Zink
– Kantenschutz mit Gehopon-E97R-Metallgrund
– 1. Zwischenbeschichtung mit Gehopon-E97R-ZB in DB 601
– 2. Zwischenbeschichtung mit Gehopon-E97R-ZB in DB 702
– Deckbeschichtung mit Wieregen-M97R DB 502
Die Mindestwartezeiten zwischen den Arbeitsgängen lagen bei +3 °C bei nur 6 Stunden, (16 Stunden bei der Deckbeschichtung). Nach Abschluss der Arbeiten wurde die Fahrbahn mit einem reaktionsharzgebundenen Dünnbelag nach ZTV-RHD-ST beschichtet. Es handelt sich um das Wieregen-D80-Compact Beschichtungssystem. Dabei wird zunächst mit einem Epoxidharz-Material grundiert und dann der RHD-Belag auf Polyurethan-Basis in Schichtdicken zwischen 2 und 10 mm aufgebracht.