Kunsthalle wird zum Kunstwerk
Pflastersystem „Combistabil“ für die AußenanlagenDer derzeit größte Neubau eines Kunstmuseums in Deutschland zeigt nach seiner Eröffnung 2018 seine Besonderheit nicht nur in der Architektur, sondern auch in
der Gestaltung der Außenanlagen.
Architektonisch stellt der Neubau, der von der Hamburger Architektensozietät GMP – Gerkan, Marg und Partner entworfen wurde, eine Höchstleistung dar. Auf etwa 13.000 Quadratmetern Nutzfläche zeigt die Kunsthalle Mannheim ihr neues Konzept als „Museum in Bewegung“ in einer „Stadt in der Stadt“. Zehn Kuben im Neubau erwarten die Besucher mit bekannten Meisterwerken. Ein stattlicher Museumsbau, der doch nicht monumental wirkt, weil vom Atrium Galerien, Brücken und Terrassen abgehen: So ergeben sich unterschiedliche spannende Sichtachsen. Statt einem Parcours folgen zu müssen, kann man die Tour nach eigenem Geschmack zusammenstellen, denn die insgesamt 13 Kuben werden autonom bespielt.
Pflasterbelag als Bindeglied
Eine wichtige Aufgabe bestand für die Planer darin, den Neubau mit dem Jugendstilbau zu verbinden. „Genau an dieser Stelle kam die Leitidee des Wettbewerbsentwurfs für die Außenanlagen zum tragen“, geplant und entwickelt vom Landschaftsarchitektenbüro RSLA aus München, erklärt Dipl.-Ing. Rainer Gehrig, der von der MVV Regioplan GmbH aus Mannheim für die Projektüberwachung vor Ort zuständig war. Die rund 7.000 Quadratmeter großen Außenanlagen waren das geeignete Instrument, um die beiden so gegensätzlichen Museumsgebäude zu einer Einheit zusammenzuführen. Für diese Aufgabe war ein einheitlicher Pflasterbelag nötig, der ebenfalls für die unterschiedlichen Belastungsklassen geeignet ist, in einheitlicher Optik und unter Materialität. Das Ziel war, dass alles wie aus einem Guss wirkt. Ebenso war gewünscht, dass der nachts hell illuminierte Kubus des Neubaus sich von der dunklen Fläche deutlich abhebt, so Gehrig weiter.
Geometrische Formen
Formen spielten bei dem Neubau und seinen umgebenden Freiräumen eine zentrale Rolle: Beide sind geometrisch aufgebaut. Diese Geometrie nimmt die Zugänge und Zufahrten (Tiefgarage) zum Gebäude integrativ auf und strukturiert zugleich eine Belebung des umgebenden öffentlichen Raumes durch Eingangsöffnungen. Der Haupteingang liegt in einem nur Fußgänger zugänglichen Bereich am Friedrichsplatz. Ebenerdige Stellplätze für Besucher werden in zwei umgebenden Straßen angelegt. Grünflächen und ergänzende Großbaumpflanzungen markieren und vervollständigen innerhalb dieser funktionalen Fassung einen raumbildenden „grünen Rahmen“ für die Architektur.
Besondere Oberflächenwirkung
Mit der Entscheidung für den Pflasterbelag „Combistabil“ im Format 40 x 20 Zentimeter aus dem Hause Beton Pfenning erfüllen die Planer die Anforderungen sowohl an Geometrie als auch an Oberflächenwirkung. Extra für dieses Objekt fertigte der Betonhersteller aus Lampertheim dieses Pflaster aus der Einstein-Produktfamilie mit einem besonders feinen anthrazitfarbigen Natursteinvorsatz und einem speziellen Glimmer-Effekt. Laut Gehrig erhielten die Flächen rund um das Museum eine sehr edle Oberflächenwirkung. „Wenn das Gebäude nachts illuminiert wird, dann glitzern auch die Flächen davor. Verlegt wurden die Steine im Reihenverbund um ein Drittel versetzt, was bewirken soll, dass die Geometrie des Neubaus auf die Flächen übertragen wird.“
Optimale Fugenausprägung
Ein weiterer Vorteil des Pflastersystems sei das ruhige Fugenbild. Das verwendete Material erfüllt nicht nur wegen seines relativ großen Formates genau diese Anforderung – dank einer integrierten Fugentechnik wird die Normfuge stets eingehalten und gleichmäßig ausgeprägt. Die durchgehenden Fugen, die der hier verwendete Reihenverband mit sich bringt, verlaufen daher absolut geradlinig. Die Existenz einer ordentlichen Fuge bietet aber noch einen weiteren Vorteil: Sie gewährleistet eine optimale Kraftübertragung zwischen den Steinen und sorgt somit dafür, dass Schub- und Horizontalkräfte von Fahrzeugen abgepuffert und gleichmäßig in die Tragschichten weitergeleitet werden. Rainer Gehrig resümiert: „Die Flächen dienen auch zur Anlieferung und werden durchaus von schweren Fahrzeugen befahren. Dann ist es von großem Vorteil, wenn sich die zwölf Zentimeter dicken Steine unter der Belastung nicht verschieben.“