Leitungsbau jetzt und für die Zukunft

Hotspots und aktuelle Aktivitäten des Rohrleitungsverbandes e. V.

Nachhaltiger Breitbandausbau, Erhalt der Infrastrukturen, Kapazitäten-Mangel: Leitungsbauunternehmen stehen vor vielen Herausforderungen. Der Rohrleitungsverband e. V. bezieht Stellung zum Thema Glasfaserausbau und berichtet über weitere aktuelle Schwerpunkte.

Wesentliche Hotspots der aktuellen Tätigkeiten des Rohrleitungsbauverbandes e. V. (rbv) sind die gestiegenen Anforderungen im Kontext eines generationsübergreifenden Erhalts leitungsgebundener Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen, der Umbau der Stromversorgung in Richtung Energiewende sowie die zusätzlichen Bauaufgaben, die der politisch verordnete flächendeckende Schnellausbau des Breitbandnetzes mit sich bringen. Dabei habe die Bedeutung der Expertise des Verbandes zugenommen, betont rbv-Hauptgeschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann: „Die Stimme des Rohrleitungsbauverbandes ist nun tatsächlich aus den Tiefen der Leitungsgräben in der Mitte von Politik und Gesellschaft angekommen. Dies eröffnet neue Gestaltungsspielräume, um auch Themen wie personelle Kapazitäten im Leitungsbau und Planungssicherheit für bauausführende Unternehmen strategisch besser zu positionieren."


Kapazitäten sinnvoll planen

„Zukunft ist kein Schicksal, lassen Sie uns unsere Zukunft gemeinsam gestalten“, lautete das Fazit von rbv-Präsident Dipl.-Ing. (FH) Fritz Eckard Lang bei der diesjährigen 26. Tagung Leitungsbau im Januar in Berlin. Damit hat Lang die aktuelle Routenplanung des Verbandes klar umrissen. Es gelte, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und die Messlatte in Richtung Qualität, realistische Baufortschritte, verlässliche Rahmenbedingungen und nachhaltige Personalplanung neu zu justieren.


„Bei all unseren Arbeiten an unterirdischen Infrastrukturen geht es stets darum, die hohen deutschen Qualitätsstandards im Leitungsbau zu erhalten und am Scheideweg zwischen politischem Aktionismus und dem technisch und unternehmerisch Vernünftigen mit Bedacht zu handeln und das Richtige zu tun“, so Langs klares Statement. Hierbei spiele auch das Thema Fachkräftemangel und personelle Kapazitäten in den Unternehmen eine wichtige Rolle. Denn derzeit liege ein akutes Missverhältnis zwischen aktueller Personalsituation in der Bauwirtschaft und dem politischen Willen eines schnellen Baufortschritts bei Digitalisierung und Energiewende sowie bei der investiven Aufholjagd an der bislang sträflich vernachlässigten Ver- und Entsorgungsinfrastruktur vor.


Diese Situation dürfe Unternehmen aber nicht dazu verleiten, Personalkapazitäten kopflos aufzubauen, denn Überkapazitäten müssten nach dem Wegfall des starken Konjunkturimpulses im Leitungsbau wieder abgebaut werden. „Wir dürfen uns nicht in einen blinden Kapazitäten-Aufbau treiben lassen“, so Lang. Erschwerend hinzu käme die Tatsache, dass auch bei Auftraggebern ein massiver Fachkräftemangel herrsche. „Aufgrund der vielerorts fehlenden Planungskapazitäten wird immer wieder der Versuch unternommen, Planungsaufgaben auf bauausführende Unternehmen abzuwälzen, für deren Übernahme diese ihrerseits kapazitiv nicht ausgestattet sind“, beschreibt rbv-Vizepräsident Dipl.-Ing. Andreas Burger die problematische Situation am Markt. Insgesamt fehle ein Gesamtkonzept sowie die Festlegung von Prioritäten für alle im Leitungsbau zu erbringenden Bauaufgaben.


Ziele des rbv

- Betreuung der Mitgliedsunternehmen und Positionierung in der öffentlichen Diskussion

- Mittelstandsgerechte Losgrößen bei erdverlegten Stromtrassen: Hier steht vorrangig die Gestaltung der Losgrößen bei so großen Bauvorhaben wie der von Sachsen-Anhalt nach Bayern verlaufenden Südostlink an erster Stelle. Losgrößen von 30 bis 40 Kilometern sind nur von größeren Mitgliedsunternehmen im Zusammenschluss mit anderen Unternehmen zu stemmen. Kleinere Losgrößen geben Mittelständlern eine Chance.

- Unterstützung des Wasser-Impuls des DVGW: Austauschplattform zwischen Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit, um den Wert des Wassers ins gesellschaftliche Bewusstsein und Handeln zu überführen

- Unterstützung des Energie-Impuls des DVGW: Die Initiative unterstützt Investitionen in das bestehende Gasnetz. Gase und Gasinfrastrukturen sind zentrale Elemente der Energiewende.

Schwerpunkte der derzeitigen Tätigkeit des rbv

- Verstärkte Allianzen mit anderen relevanten Branchenverbänden: Zusammenarbeit mit dem DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V.), der GSTT (German Society for Trenchless Technology e. V.), dem RSV (Rohrleitungssanierungsverband e. V.), der GLT (Gütegemeinschaft Leitungstiefbau e. V.), der Thüga AG sowie weiteren Verbänden

- Europäisierung GW 301: Positionierung des DVGW-Arbeitsblattes GW 301 in Europa: Das allgemein anerkannte Qualifikationsverfahren nach dem DVGW-Arbeitsblatt GW 301 zum Nachweis der technischen Fachkompetenz und Leistungsfähigkeit von Rohrleitungsbauunternehmen für die Gas- und Wasserversorgung ist seit Jahrzehnten hoch angesehen bei bundesdeutschen Versorgungsunternehmen, Netzbetreibern und Rohrleitungsbauunternehmen. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden europäischen Harmonisierung von Regelwerken entsteht besonders im Zusammenhang mit der GW 301 daher die Notwendigkeit, die einschlägigen Regeln in Europa anerkennen zu lassen. Hierüber befindet sich der rbv kontinuierlich im konstruktiven Austausch mit dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfachs e. V. (DVGW), um deutsche Qualitätsstandards im zusammenwachsenden Europa fortzuschreiben.


rbv-Pilotprojekte gegen den Fachkräftemangel

Als starke Interessenvertretung seiner Mitgliedsunternehmen begleitet der rbv im Rahmen einer aktiven Verbandsarbeit aufmerksam alle relevanten Entwicklungen im Leitungsbau, um diese kreativ und qualitätssichernd mit zu gestalten. Dabei nimmt aktuell das Thema Fachkräftemangel selbstverständlich viel Raum ein.


- Infrastrukturkraft für Glasfasernetztechnik Bau: Um die angespannte Personalsituation strategisch zu kompensieren und zusätzliches Know-how beim Glasfaserausbau zur Verfügung zu stellen, hat der Rohrleitungsbauverband gemeinsam mit Netze BW das Pilotprojekt „Infrastrukturkraft für Glasfasernetztechnik Bau“ ins Leben gerufen. Ergänzende Module zum Thema Planung und Betrieb sind kurzfristig geplant.

- Anwendungsfachkraft Leitungsbau Gas/Wasser: Mitarbeitern ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung wird eine Weiterqualifizierung angeboten, damit diese in der Praxis effizient eingesetzt werden können.


Ausbau des Glasfasernetzes

Als hochentwickelte Industrienation ist Deutschland in den nächsten Jahren darauf angewiesen, eine leistungsfähige Kommunikationsstruktur aufzubauen. Das dafür neu zu errichtende Glasfasernetz stellt die Nervenbahnen der Digitalisierung dar. Der Hauptverband der deutschen Bauindustrie e. V. (HDB) und der Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) haben die in diesem Zusammenhang wichtigsten Leitgedanken und Zielsetzungen in einer gemeinsamen Argumentationshilfe zusammengestellt.


Hindernisse

- Fehlende personelle Kapazitäten und mangelndes Know­how bei Kommunen, Planern und Telekommunikationsunternehmen.

- Zeitgleiche Abwicklung weiterer Großprojekte, wie zum Beispiel der 2.000 Kilometer umfassenden Höchstspannungstrassen zur Verteilung des Windstroms oder der Gas­Anbindungspipeline EUGAL zur North­Stream II.

- In vielen Bereichen des Leitungsbaus für Gas, Trinkwasser, Strom oder Abwasser wurde jahrzehntelang ein Berg notwendiger Investitionen aufgetürmt, der zeitgleich abgearbeitet werden muss.

- Die nicht vorhandene Steuerung der Fördermittel der Bundesregierung für den Glasfaserausbau führt dazu, dass vier Milliarden plus X Euro in einen ohnehin fast gesättigten Markt fließen.

- Von den Telekommunikationsunternehmen und Kommunen werden die benötigten Investitionsmittel zum Glasfaserausbau regelmäßig nicht zur Verfügung gestellt oder zurückgenommen.

Forderungen

- Zentrales Leitungsregister: Um das Vorfinden unerwarteter Leitungen zu begrenzen

- Kapazitätsaufbau und verbesserte Ausschreibungsunterlagen: Es müssen auf öffentlicher Seite wieder und weiter Planungskapazitäten aufgebaut werden.

- Qualitätsstandards berücksichtigen: Die aktuell diskutierten untiefen Verlegeverfahren, Stichwort „Trenching“ beispielsweise, sind Nischenverfahren, die ihre Wirkung nur in einem sehr begrenzten technischen Rahmen entfalten können. Werden diese Bedingungen verlassen, drohen den Baulastträgern kostenintensive Spätschäden an ihren wertvollen Oberflächen.

- Verbesserung der Zusammenarbeit: Auftraggeber und deren beauftragte Ingenieurbüros sollten Leitungsbauunternehmen so früh wie möglich in die Planung einbinden. Dies verhindert schwerwiegende Planungsfehler und ermöglicht den Bauunternehmen, ihre Kapazitäten zu planen und zeitgerecht zur Verfügung zu stellen.

- Vernunft bei der Fachkräfteakquisition: Immer häufiger geraten Mitarbeiter von Fachunternehmen in den Fokus von Auftraggebern. Da der Markt an Fachkräften derzeit unter Druck steht, ergibt so ein Verhalten selten Sinn. Der Auftraggeber entzieht seinem Auftragnehmer Kapazitäten.


Interviews zum Thema Breitbandausbau

Beim Thema Breitbandausbau konnte der rbv an prominenter Position in zwei Interviews zu diesem politischen Dauerbrenner Stellung beziehen.

- vbv-Präsident Firtz Eckard Lang im t-online-Portal

- rbv-Vizepräsident Andreas Burger im dpa-Interview

Der Tenor dieser öffentlichen Statements zum Breitbandausbau zielt auf drei wesentliche Kritikpunkte ab.

1. Aufgrund der vielerorts fehlenden Planungskapazitäten wird immer wieder der Versuch unternommen, Planungsaufgaben auf das bauausführende Unternehmen abzuwälzen, für deren Übernahme diese ihrerseits kapazitiv nicht ausgestattet sind.

2. Wegen des politisch motivierten Zeit- und Kostendrucks werden zu häufig schnell verfügbare und augenscheinlich günstigere Unternehmen aus dem europäischen Ausland beauftragt. Diese sind mit den deutschen Netzverhältnissen nicht in ausreichendem Maße vertraut, es kommt zu Qualitätseinbußen und Schäden an vorhandener Infrastruktur.

3. Die Auswahl ungeeigneter, auf einen schnellen Netzausbau abzielender Verfahren häuft sich. Beispielsweise widerspricht das Verfahren des „Micro-Trenching“, bei dem das Glasfaserkabel nur wenige Zentimeter unterhalb der Straßenoberfläche verlegt wird, den geltenden Baunormen und ist technisch und rechtlich nicht abgesichert.



Rohrleitungsbauverband e. V.

www.rohrleitungsbauverband.de


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