Mr. red dot
Deutschlands renommiertester Designer, Professor Dr. Peter Zec, erläutert im Gespräch mit der tHIS-Redaktion die Bedeutung von Design bei Baumaschinen.
Prof. Dr. Peter Zec: Design wird häufig auf die äußere Form beschränkt. Dabei ist das eigentliche Ziel eines guten Designs, die Botschaft des Produktes an den Kunden heranzutragen. Dies geschieht nicht nur über die reine Optik, sondern ebenso über technische Innovationen oder haptische Besonderheiten, die, aufeinander abgestimmt, zu einer ganzheitlichen Gestaltung eines Produktes führen. Ob ein solches Design nun hohen Qualitätsanforderungen entspricht, lässt sich über vier Aspekte ermitteln, die Auskunft über herausragende Gestaltung geben: Neben der primären Qualität des Gebrauchs spielen für mich die Qualitäten der „Funktion“, der „Verführung“ und der „Verantwortung“ eine bestimmende Rolle für die Entwicklung und Beurteilung von gutem Design.
Prof. Dr. Peter Zec: Baumaschinen sind jeden Tag extremen Belastungen ausgesetzt, welche höchste Anforderungen an das Gerät stellen. Beim Design neuer Maschinen stehen die Funktionalität und der Gebrauch des Produktes im Vordergrund und das darf zu keiner Zeit durch die formale Gestaltung beeinträchtigt werden. Daher stehen die Designer vor der Herausforderung, Arbeitsabläufe durch ein perfektes Zusammenspiel von Form, Material und Technik effizienter zu gestalten. Gut durchdachtes Produktdesign schafft genau dieses und kann, zum Beispiel durch verbesserte Ergonomie, zur Sicherheit auf der Baustelle beitragen.
Prof. Dr. Peter Zec: Generell gibt es im red dot award: product design unterschiedliche Bewertungskriterien, die je nach Produkt unterschiedlich hoch gewichtet werden. Dazu zählen Innovationsgrad, Funktionalität, formale Qualität, Ergonomie, Langlebigkeit, Symbolischer und emotionaler Gehalt, Produktperipherie, Selbsterklärungsqualität und ökologische Verträglichkeit. Diese Kriterien bieten den Experten der red dot Jury einen Orientierungsrahmen. In der Kategorie Industrie und Handwerk rückt der emotionale Gehalt ein wenig in den Hintergrund, während die Langlebigkeit und Ergonomie eines Produktes bei der Beurteilung höher gewichtet wird. Schließlich handelt es sich bei Baumaschinen um Gebrauchsgegenstände, die täglich extremen Belastungen standhalten müssen.
Prof. Dr. Peter Zec: Ja, natürlich. Zuverlässigkeit ist eine der primären Anforderungen, die an Baumaschinen gestellt werden. Daher wird bereits bei der Gestaltung darauf geachtet, welche Materialien verwendet und für die individuellen Zwecke eingesetzt werden können. Verschleißteile müssen ohne großen Aufwand leicht zu ersetzen sein, um den Produktzyklus der Maschinen zu verlängern und wichtige Ressourcen zu schonen. Generell sind Baumaschinen auf hohe Langlebigkeit ausgelegt, was bereits im Designprozess durch die Wahl des Materials und dessen effiziente Nutzung berücksichtigt wird.
Prof. Dr. Peter Zec: Design ist zu einem der wichtigsten Entscheidungskriterien avanciert und spielt neben Qualität und Technik als Kaufargument eine bedeutende Rolle. Wenn der Kunde sich zwischen zwei technisch gleichwertigen Produkten entscheiden muss, fällt die Wahl letztendlich auf das Produkt mit dem besseren Design. Dieses haben Unternehmen längst erkannt und investieren zunehmend in die formale Gestaltung ihrer Produkte, um sich von ihren Mitbewerbern abzugrenzen.
Prof. Dr. Peter Zec: Man kann feststellen, dass die Hersteller sich immer intensiver mit dem Thema Design auseinandersetzen und bei ihren Baumaschinen und Nutzfahrzeugen eine klare Gestaltungslinie verfolgen. Auf diese Weise entstehen ganze Produktfamilien, welche die Designphilosophie des Unternehmens stringent widerspiegeln.
Größere Baumaschinen werden immer universeller und lassen sich schneller den individuellen Anforderungen und Gegebenheiten anpassen. Auch die Bedienbarkeit wird stetig optimiert, so dass komplexe Arbeitsschritte mit einem geringeren Aufwand möglich sind. In Zukunft werden Baumaschinen technisch dahingehend gestaltet, dass sie miteinander kommunizieren und Prozesse aufeinander abstimmen können.