Neubau eines Geschäftshauses in München
Verkaufsflächen, Wohnungen und eine öffentliche Tiefgarage – im Münchner Joseph Pschorr Haus treffen sich die unterschiedlichsten Nutzungen unter einem Dach. Die Remmers Fachplanung und das Unternehmen IST Unterholzner kümmerten sich dabei um eine möglichst umweltfreundliche Betonbeschichtung.
Zentraler könnte die Lage kaum sein: Direkt an Münchens Haupteinkaufsmeile zwischen Stachus und Marienplatz feierte das Joseph Pschorr Haus im Herbst 2013 Eröffnung. Hier hat die Bayerische Hausbau auf dem rund 5000 m² großen Grundstück einer ehemaligen Kaufhausfiliale ein neues Gebäude für drei spezialisierte Einzelhandelsgeschäfte errichtet. Das Bauwerk knüpft an den Typus des klassischen Geschäftshauses an, der Innenstädte jahrzehntelang geprägt hat, und stellt in den unteren Geschossen Ladenflächen bereit, während in den oberen Stockwerken gewohnt wird. Mit dieser Nutzungsmischung ist es auf der Höhe der Zeit und unterstützt das Bestreben der Stadt München, mehr Wohnraum im innersten Zentrum zu schaffen, um die Fußgängerzone auch außerhalb der Geschäftszeiten zu beleben. Darüber hinaus leistet es einen Beitrag zur Linderung der Parkplatznot, indem es in einer öffentlichen Tiefgarage im zweiten und dritten Untergeschoss 214 Stellplätze anbietet.
Vielfalt in der Einheit
Der Architekten-Entwurf des Berliner Büros Kuehn Malvezzi gliedert das Gebäude in drei Trakte. Der höchste steht an der stark frequentierten Neuhauser Straße und spiegelt mit seiner Fassade die Nutzungsmischung wider. Während sich die unteren beiden Stockwerke mit großen Schaufenstern zur Fußgängerzone öffnen und die Eingänge zu den drei Geschäften aufnehmen, zeigen das zweite und dritte Obergeschoss eine facettierte Struktur aus schlanken raumhohen Glasscheiben, in denen sich die historischen Gebäude der Umgebung spiegeln. Gleichzeitig können die Kunden von innen das Treiben auf der Straße beobachten. Die Wohnungen im vierten Obergeschoss lassen sich an den kleineren Fensterformaten ablesen. Der Seitentrakt in der etwas ruhigeren Eisenmannstraße präsentiert sich niedriger und trägt in den oberen Etagen eine Bekleidung aus Baubronze. Der rückwärtige Trakt schließlich schaut durch seine weiß verputzte Lochfassade gleicher Höhe in Richtung Altheimer Eck.
Wichtiges im Untergrund
Bei Projekten dieser Größenordnung auf teuren innerstädtischen Filet-Grundstücken spielt die Bauzeit eine entscheidende Rolle. Um sie zu verkürzen, wurde das Joseph Pschorr Haus in der sogenannten Deckel-Bauweise errichtet. Zunächst hob das Bauunternehmen Züblin die Grube für das erste Untergeschoss aus und versenkte 52 Stahlpfähle im Baugrund. Dann betonierte es eine 35 cm dicke Bodenplatte, die als Geschossdecke Ausgangsbasis für den weiteren Baufortschritt war. Von nun an wurde zugleich nach oben und nach unten gebaut. Während das Gebäude oberhalb der Platte wie üblich in die Höhe wuchs, nutzten die Züblin-Fachkräfte dieses Bauteil gleichzeitig als Deckel und hoben darunter das zweite Untergeschoss aus. Auf dessen Grund setzten sie die nächste Bodenplatte, die dann wiederum zum Deckel für den Aushub des vierten Untergeschosses wurde. Auf diese Weise arbeiteten sie sich hinab bis zur Sohle des vierten Untergeschosses in 20 m Tiefe, während ihre Kollegen im „Tagebau“ das Gebäude zur selben Zeit bis zu seiner endgültigen Höhe 30 m über Straßenniveau klettern ließen. Das dritte Untergeschoss wurde später eingezogen.
Betonschutz oder Umweltschutz?
Bei der Ausführung der gesamten Bodenbeschichtung auf den Parkebenen konnte die Remmers Fachplanung ihr Knowhow einbringen. Der Baustoffhersteller Remmers bietet über seine Produkte hinaus inzwischen umfassende Beratungs- und Planungsdienstleistungen an. Für die „Planung der Instandhaltung von Betonbauwerken“ wurde die Remmers Fachplanung sogar mit dem RAL-Gütezeichen (GUEP) ausgezeichnet. Diese besondere Beton-Kompetenz war auch bei der Tiefgarage des Joseph Pschorr Hauses gefragt. Gemeinsam mit den Experten der Firma IST Unterholzner wurde für den Bauherren ein Beschichtungskonzept entwickelt. Angestrebt wurde für das Gebäude ein Nachhaltigkeitszertifikat der DGNB. Bei der Beschichtung für die Bodenflächen besteht die Anforderung darin, den Beton langfristig und dauerhaft vor dem Chlorideintrag zu schützen. Diese entstehen im Winter durch das im Wasser gelöste Streusalz, das bei der im Beton verbauten Stahlbewehrung die sogenannte „Lochfraßkorrosion“ auslösen kann. Damit Chloride nicht in den Beton gelangen, muss dieser mit einem Oberflächenschutzsystem versehen werden; der deutsche Ausschuss für Stahlbeton empfiehlt dafür in seinen Richtlinien z. B. starre Oberflächenschutzsysteme auf Epoxidharzbasis. Die Remmers Fachplanung übernahm nun den aufwendigen Nachweis, dass die geplante Beschichtung mit ihrem hauseigenen OS8-System die DGNB-Kriterien erfüllt. Zum Einsatz kam zunächst das Grundier- und Mörtelharz „Epoxy ST 100“. Die ausführenden Verarbeiter der Firma IST Unterholzner nutzten es, um die unvermeidlichen kleineren Unebenheiten des Rohbaus zu korrigieren und ein exaktes Gefälle herzustellen. Denn Wasser, das in die Garage eingetragen wird, soll nicht lange auf dem Boden stehen, sondern sofort und gezielt zu Rinnen fließen, wo es verdunsten kann. Über die ohnehin notwendige Abluftanlage wird dann die feuchte Luft abgesaugt.
Als Finish für die Bodenflächen wurde eine Versiegelung aus „Epoxy OS Color“ aufgebracht, ein in den genannten Farbtönen pigmentiertes Epoxidharzbindemittel. Das genannte Beschichtungssystem OS 8 wurde auch als Sockelbeschichtung über Hohlkehlen an Wänden und Stützen ausgeführt, um einen sicheren Spritzwasserschutz für die aufgehenden Bauteile zu gewährleisten.
Ausgezeichnet ökologisch
Besonderen Wert auf Nachhaltigkeit legte die Bayerische Hausbau nicht nur bei der Auswahl der Baustoffe, sondern auch bei der Entsorgung von Verpackungen und überschüssigem Material während der Bauphase. Ein eigenes Abfallkonzept für die Baustelle unterstützte die sortenreine Trennung. Statt der üblichen Mulden, in die alles geworfen wird, was an Resten anfällt, wurden die Abfälle in separaten Containern für Holz, Kunststoff, Metall usw. gesammelt, so dass sich die Stoffe leichter recyceln lassen. Eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen hilft, den ökologischen Fußabdruck des Gebäudes zu minimieren. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt Solarstrom. Zum Heizen und Kühlen wird Fernwärme und -kälte der Stadt München genutzt, die als besonders umweltverträglich gilt. Regenwasser findet Verwendung für das Kühlsystem des Gebäudes. Der Primärenergiebedarf des gesamten Bauwerks unterschreitet die EnEV um rund 30 Prozent.
Offensichtlich haben sich die Nachhaltigkeitsanstrengungen gelohnt: Die Summe aller Maßnahmen bei Planung und Errichtung des Gebäudes hat dazu geführt, dass die DGNB dem Joseph Pschorr Haus ein Vorzertifikat in Gold ausgestellt hat. Eine höhere Auszeichnung gibt es bei diesem Nachhaltigkeits-Ranking nicht. Das endgültige Zertifikat wird nach der Fertigstellung des Gebäudes verliehen.
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Ralf Theil, Remmers Fachplanung: „Der besondere Service der Remmers Fachplanung besteht darin, zur Auswahl eines geeigneten Bearbeitungsverfahrens die objektspezifischen Randbedingungen wie Bauzustand, Nutzung, Belastung und Umweltbedingungen in die Konzeption mit einfließen zu lassen. Unser breites Erfahrungsspektrum erlaubt uns, innovative und unkonventionelle Lösungen im Interesse unserer Kunden zu ermöglichen.“