Ort der Ruhe

Betonplatten für Platz der Opfer des Nationalsozialismus

Die zentrale Gedenkstätte der Opfer der NS-Gewaltherrschaft in München ist neu gestaltet. Eine zusammenhängende Kontur stärkt den mit Betonplatten gepflasterten Platz in seiner Funktion als Ort des Innehaltens und der Erinnerung.

Kann eine Platzfläche Stille, kann deren Gestaltung gar Inhalte vermitteln? Für den Stadtplaner und Landschaftsarchitekten Horst Kübert hat ein Platz immer das Ziel, als Momentaufnahme des städtischen Lebens neben der öffentlichen Bühne auch ein Ort der Ruhe zu sein. Doch am Platz der Opfer des Na­tionalsozialismus hatte das Denkmal des Künstlers Andreas Sobeck etwas zu verloren im Stadtraum gestanden. Nun gelang, in enger Zusammenarbeit zwischen Künstler, Landschaftsarchitekt und  Baureferat der Stadt München, dem vorhandenen Mahnmal einen neuen Schwerpunkt als Gedenkort zu geben. Die Planer konzipierten einen Platz, der die Wegebeziehungen aufnimmt und das vorhandene Denkmal neu anordnet. Stele und Gedenktafeln aus Bronze rücken stärker in das Augenmerk der Passanten. Ihr Weg führt nun direkt an der Säule mit der Tag und Nacht brennenden Flamme vorbei. Durch die veränderte Ausrichtung erhielt das Denkmal auch einen Bezug zum nahe gelegenen NS-Dokumentationszentrum an der Brienner Straße.

Detailliertes Gesamtkonzept

Die Stele im bekiesten Quadrat wird gefasst von einem in den Boden eingelassenen Bronzeband sowie einer rund 18,5 Meter langen und 1,30 Meter hohen bronzenen Tafel, die die Gründe der Verfolgung benennt. Die Platzfläche um das Karree herum wurde mit speziellen Betonplatten von Lithonplus, einer Tochter der HeidelbergCement AG, befestigt. Die Ränder sind von Sitzblöcken im gleichen Material und Farbton flankiert. Bauleiter Ralf Schmittner, der für das Bauunternehmen Strabag die Arbeiten verantwortete, erinnert sich gut an die anspruchsvolle Baumaßnahme. „Es waren Künstler mit am Werk, das bedeutete eine sehr aufwändige Detailabstimmung. So sollte beispielsweise das Fugenbild der Pflasterung exakt mit dem der Sitzbänke übereinstimmen.“ Mit einem Vakuumgerät erfolgte die Verlegung der bis zu 70 Kilogramm schweren Betonplatten. Rund vier Wochen brauchten drei Mann für die Verlegung des Pflasters am Boden inklusive der Anordnung der Sitzblöcke aus Beton. Die landschaftsgärtnerische Platzgestaltung erforderte einen differenzierten Bodenaufbau. Im Bereich der Bäume erfolgte die Verlegung der Platten mit Rasenfuge auf einer Schicht Frostschutzkies, Splitt und teils auch Baumsubstrat.

Für zum Grün hin abgrenzende Sitzblöcke und für die Bodenplatten wählten die Planer eine kugelgestrahlte, rutschsichere Oberfläche, deren heller, sandiger Farbton zum Denkmal aus Granit und den ergänzenden Bronzebändern passt. Der Beton für das großformatige System Rupal wird von Lithonplus mit Weiß- und Grauzement von HeidelbergCement und einem Größtkorn von 2,5 Millimetern mit Natursteinzuschlägen gemischt. „Große Sonderformate“, berichtet Frank Becker, Bereichsleiter Sonderteilfertigungen in der Lithonplus-Manufaktur Kleinostheim, „werden von uns manuell auf Schaltischen gefertigt.“

Angrenzende Ruhezone

Für die Neugestaltung des Platzes der Opfer des Nationalsozialismus eignete sich die gradlinige Sachlichkeit des großformatigen Belags. Zur Umsetzung des Planungskonzepts mussten zwei große Platanen mitsamt ihrer Wurzelballen mittels Schwerlastkran versetzt werden. Sie schirmen den Platz nun in einem park­ähnlichen Wiesensaum zur Straße hin ab. „Ein sehr wichtiges Element der Platzgestaltung ist das Wäldchen“, erläutert Horst Kübert. Dabei handelt es sich um einen Hain mit japanischen Magnolien, die ein Abbild des Jahresverlaufs und einen vegetativen Kontrapunkt bieten. Der Bereich unterscheidet sich gestalterisch von der großen Plattenfläche und verweist auf die Ruhezone, eine andere Art der Platznutzung. Mit freier Platzwahl kann der Blick auf das Denkmal jeweils aus einem anderen Winkel erfolgen.

HeidelbergCement AG

www.heidelbergcement.de

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