Preisgekrönte Schnapsidee
Schwarzpigmente von Lanxess für prämiertes LagergebäudeDas Lagergebäude der nördlichsten Gin- und Whisky-Brennerei der Welt wirkt wie mit alten, verkohlten Holzbohlen verschalt. Doch das Fasslager der Kyrö Distillery in Finnland besitzt eine rabenschwarz pigmentierte und strukturierte Betonfassade.
Das neue Lagergebäude der nördlichsten Gin- und Whisky-Brennerei der Welt erscheint auf den ersten Blick wie mit alten, verkohlten Holzbohlen verschalt. In Wirklichkeit besitzt das Fasslager der Kyrö Distillery in Finnland eine rabenschwarz pigmentierte und strukturierte Betonfassade. Die mit dem finnischen Beton-Architekturpreis ausgezeichnete Fassade ist eingefärbt mit anorganischen Pigmenten der Marke Bayferrox des Spezialchemie-Konzerns Lanxess. Das stylishe Gebäude hat das Architekturbüro Avanto Architects aus Helsinki (Avanto Arkkitehdit Oy) entworfen und vom Fotografen Kuvatoimisto Kuvio kunstvoll in Szene gesetzt.
Von traditionellen Holzscheunen inspiriert
Alles begann mit einer „Schnapsidee“: Fünf finnische Freunde gründeten auf einem Saunafloß die Spirituosenmanufaktur Kyrö Distillery Company, die 2014 das Geschäft in einer alten Molkerei startete. Die Brennerei gewann bereits viele internationale Auszeichnungen und mit dem Ruhm stieg die Nachfrage rasant – die bestehenden Produktionskapazitäten wurden knapp. Kyrö organisierte daraufhin einen Einladungswettbewerb für die Gesamtgestaltung des alten Molkereigebiets. Avanto Architects wurde ausgewählt, um einen Masterplan sowie mehrere neue Gebäude zu entwerfen und die alten historischen Gebäude auf dem Fabrikgelände umzubauen. Im ersten Schritt realisierte das Team aus Helsinki eine 1.056 Quadratmeter große, schwarze Lagerhalle mitten im Wald, die von traditionellen Holzscheunen inspiriert ist. Vier weitere baugleiche Hallen sollen noch folgen.
Herausforderung Lagerraum
Die Fasslagerung ist nicht nur eine Lagerstätte, sondern auch ein Teil des Produktionsprozesses. Damit Whisky überhaupt Whisky genannt werden darf, muss die Spirituose mindestens drei Jahre in Eichenfässern lagern. Zunächst müssen daher große Lagerkapazitäten bereitgestellt werden, auch wenn man nicht abschätzen kann, ob sich das Produkt nach der langen Lagerzeit gut verkaufen wird.
Eine weitere Herausforderung stellten die strengen Brandschutzbestimmungen für Fasslager dar: Whisky zählt zu den brennbaren Flüssigkeiten. So musste die Lagerhalle in fünf Abschnitte, jeder mit kontrolliertem Raumklima, unterteilt werden. Die einzelnen Bereiche haben eine passend regulierte Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Die Menge an Ethanol, die in der Luft verdunstet, wird genauestens überwacht, um so eine Explosionsgefahr zu vermeiden.
Die Fassade des Fasslagers ist von den typischen regionalen Holzscheunen inspiriert. Die Außenwandstruktur besteht aus herkömmlichen 4,5 bis 6 Meter x 3 Meter großen Sandwichelementen (Außenschale: 105 mm Stahlbeton, Bewehrung aus rostfreiem Stahl. Beanspruchungsklasse XC3.4, XF1; 150 mm Polyurethan-Isolierung; Innenschale: 80 mm Stahlbeton).
Alte Bretter als Vorlage für die Fassedenmatritzen
Die Außenhülle mit der Anmutung eines ostbottnischen Dielenbodens ist die Besonderheit des Gebäudes. Der finnische Betonfertigteilhersteller Tara-Element hatte sich für die Produktion der Fassadenelemente die Unterstützung des Formenherstellers Finn-Form geholt. Statt frisch gesägter Hölzer wurden Bretter einer demontierten Scheune als Vorlage für die Fassadenmatrizen genommen. Passende Stücke wurden ausgewählt und so zusammengestellt, dass sich möglichst wenige Wiederholungen ergaben.
Das gesamte lose Material wurde von den Scheunenbrettern entfernt, mit einer Harzbehandlung verstärkt, in eine Negativform umgewandelt und schließlich in die Form gegossen. Die beiden verschiedenen 1.500 mm × 4.500 mm großen Formen je, normal und auf den Kopf gestellt, erzeugen ein Muster, das sich alle sechs Meter wiederholt. Für die Herstellung der Fassadenmatrizen wurden fast tausend Kilogramm Gießharz aus Frankreich bestellt.
Schwarzer Beton ist die Königsdisziplin
„Ursprünglich sollten die Betonelemente mit farbigem Beton hergestellt und auf der Baustelle noch dunkler nachgestrichen werden“, berichtet Oliver Fleschentraeger, Market Segment Manager Construction im Geschäftsbereich Inorganic Pigments bei Lanxess. „Nach einigen Abgüssen wurde das tiefschwarze Lanxess-Pigment Bayferrox 360 in einer Dosierung von 5 Prozent Pigment eingesetzt – dadurch konnte ein nachträglicher Anstrich entfallen“, ergänzt der Anwendungstechniker.
Der Einsatz von anorganischen Eisenoxidpigmenten in Beton beziehungsweise die Umsetzung individueller farblicher Vorstellungen erfordert immer ein grundlegendes technisches und anwendungstechnisches Know-how – gerade bei schwarzen Pigmenten. „Richtig schwarzen Beton herzustellen stellt die Königsdisziplin dar“, betont Fleschentraeger. Ob der Beton im ausgehärteten Zustand den gewünschten Farbton besitzt, hängt nicht allein von der Qualität und Mischung der Farbpigmente ab, sondern auch von der verwendeten Zementart und den Betonzuschlägen. „Dieser Prozess erfordert Praxiserfahrung im Zusammenspiel“, unterstreicht Fleschentraeger.
Auch bei der Realisierung des Fasslagers bekamen die Planer konkrete Hilfestellung durch den Pigmenthersteller. Der Betonzuschlag bei diesem Projekt war aufgrund des engen Kostenrahmens ganz herkömmlich (K-40), dazu ein Weißzement der finnischen Finnsementti Oy als Bindemittel, der den Farbton noch mehr betont. Das Ergebnis spricht für sich: Der eingefärbte und profilierte Beton bildet den verwitterten Werkstoff Holz täuschend echt nach.
Die Architekten wurden Ende 2019 mit dem finnischen Beton-
fassaden-Architekturpreis für das neue Fasslager der Kyrö
Distillery ausgezeichnet. „Die ausdrucksstarke Fassade des Tonnengewölbes ist nicht nur eine perfekte Lösung, sondern Teil einer funktionalen Produktionseinheit, deren Design und Ausführung beispielhaft alle Anforderungen an eine gute Architektur und Konstruktion erfüllt“, befand der Juryvorsitzende Tuomo Hahl.
Lanxess Deutschland GmbH
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