Regenfilter aus recycelten Reifen

Forscher der Bauhaus-Universität Weimar testen Pilotanlage

Forscher der Bauhaus-Universität Weimar entwickelten einen neuartigen Regenwasserfilter aus Gummigranulat.

Im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit der Firma Lauterbach-Kießling GmbH sowie der PVP Triptis GmbH entwickelten Forscher der Bauhaus-Universität Weimar einen neuartigen Regenwasserfilter aus Gummigranulat. Produziert aus alten Reifen, ist die Filtrationsanlage deutlich kostensparender und zugleich ökologischer als herkömmliche Verfahren. Bis August 2017 wird die Pilotanlage auf dem Prüffeld der Materialforschungs- und -prüfanstalt (MFPA) in der Kläranlage Mellingen getestet.

 

Altreifen sind ein wertvoller Rohstoff: Sie enthalten Gummi, Stahl und Textilien. Beim Recycling werden die Reifen maschinell zerkleinert und in ihre einzelnen Bestandteile aufgespalten. Das daraus gewonnene Gummigranulat kann vielfältig verwendet werden und fungiert beispielsweise als Füllung für Kunstrasen oder als Beimischung für Straßenbelag. Eine neue Anwendung wird derzeit in einer Pilotanlage in Mellingen getestet: Unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Karl Josef Witt, Bauhaus-Universität Weimar, Professur Grundbau, entstand ein mehrstufiges Filtersystem aus Gummigranulat, welches Schadstoffe aus Regenwasser absorbiert. Zukünftig soll die Niederschlagswasserbehandlungsanlage aus Altreifen unter Parkplätzen oder an Straßenrändern eingesetzt werden. Im eingebauten Zustand ist davon nur ein Gullydeckel sichtbar.

 

Annähernd 50 Prozent aller versiegelten Flächen in Deutschland sind Verkehrsflächen wie Straßen, Wege, Parkplätze, Bahngelände oder Flughäfen. Auftretender Niederschlag schwemmt Ablagerungen wie Schmierstoffe, Öle, Abgasrückstände und Schwermetalle in die Kanalisation. Diese Schadstoffe belasten die Gewässerqualität und müssen nach den Regelungen der Bundesbodenschutzverordnung und des Wasserhaushaltsgesetzes vermieden bzw. verringert werden. In der Folge kommen Filtrationsanlagen zum Einsatz, welche in der Regel teure, mineralische Materialien wie beispielsweise Aktivkohle verwenden, um Gewässer zu reinigen.

 

Entwicklung gummielastischer Filter

Das Forschungsprojekt der Professur Grundbau setzt indes auf gummielastische Filter, eine Lösung, welche gleich mehrere Vorteile bietet:  Aufgrund der Materialbeschaffenheit von Gummigranulat, kann der eingebaute Filter komprimiert bzw. bei Bedarf entspannt werden. Dadurch ist es möglich, auf schwankende Wassermengen zu reagieren und die Filterwirkung auch im Falle von Starkregenereignissen mit hohen Fließgeschwindigkeiten zu gewährleisten. Gleichzeitig wird der Anteil von Aktivkohle auf ein Minimum von zehn Prozent reduziert und durch Gummigranulate ersetzt. Das Recyclingmaterial aus Altreifen ist günstig zu beziehen, was sich wiederum auf die Anschaffungs- und Betriebskosten der Filteranlage auswirkt.

Erste Laborversuche zu Umweltverträglichkeit, Kompression und hydraulischer Leistungsfähigkeit von Gummigranulaten fielen positiv aus. Ob sich das neuartige Filtersystem auch in der Praxis bewährt, soll der Großversuch auf dem Prüffeld der MFPA in Mellingen zeigen. Nach mehreren Testläufen wird das Filterelement zurzeit umgerüstet und soll Anfang Dezember 2016 wieder zum Einsatz kommen, um die Reinigungsleistung auch unter winterlichen Verhältnissen prüfen zu können.



Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Zentralen Innovationsprogrammes Mitteldeutschland (ZIM). ZIM ist ein bundesweites, technologie- und branchenoffenes Förderprogramm für mittelständische Unternehmen und mit diesen zusammenarbeitenden wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen. Mithilfe von ZIM sollen die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nachhaltig unterstützt und damit ein Beitrag zu deren Wachstum verbunden mit der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen geleistet werden.

 

 

Kontakt:

Prof. Dr.-Ing. Karl Josef Witt

Bauhaus-Universität Weimar

Professur Grundbau

Tel.: +49 (0) 36 43 58/45 60

E-Mail: kj.witt@uni-weimar.de

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