Weinlagerhalle aus Porenbeton
Die Lagerung von Weinen stellt spezielle Anforderungen an das Raumklima. Die Weingärtnergenossenschaft Felsengartenkellerei Besigheim eG entschied sich deshalb für die Porenbetonbauweise.
Die Felsengartenkellerei Besigheim wurde schon im Jahr 1938 gegründet. Im Jahr 1972 erfolgte die Fusion mit der Weingärtnergenossenschaft Hessigheim. Sie ist mit Sitz in Hessigheim heute eine der größten und erfolgreichsten württembergischen Winzergenossenschaften.
Unfangreiche Erweiterung in drei Bauabschnitten
Aufgrund steigender Absatzzahlen wurde von der Geschäftsführung Anfang 2014 in Abstimmung mit den Mitgliedern eine umfangreiche bauliche Erweiterung beschlossen. Das vom Architekturbüro Mögel & Schwarzbach geplante und betreute Erweiterungsprojekt umfasste dabei drei Bauabschnitte. In den ersten zwei Bauabschnitten wurde neben einem Lagergebäude für unterschiedliche Nutzungen ein Hallenanbau für die Weintraubenannahme und die Entsorgung der Traubenrückstände, dem sogenannten Trester, errichtet. Baubeginn war im März 2014. Um die Aussicht der an der Kellerei angrenzenden Wohnhäuser nicht einzuschränken, wurde die Lagerhalle tiefer gelegt. Dafür mussten rund 26.000 Kubikmeter Boden abgetragen werden. Neben den sehr unterschiedlichen, zumeist felsigen Untergrundverhältnissen stellte die geforderte kurze Bauzeit eine besondere Herausforderung dar. Der Bauherr verlangte, dass die ersten beiden Bauabschnitte rechtzeitig zum Beginn der Weinlese im September 2014 abzuschließen waren.
Gleichmäßiges Raumklima in Weinlagerhalle
gefordert
Das zentrale Element des Gesamtprojektes bildete schon durch seine Größe das in einem dritten Bauabschnitt zu erstellende Weinflaschenlager. Die Planer entwarfen dafür ein angebautes zweistöckiges Hallengebäude mit einer Grundfläche von 91,10 x 44,63 m. Der Lagerhalle wurde im Erdgeschoss zudem die Auslieferung bzw. der Versand der Weine vorgelagert, während im Obergeschoss Büroräume und ein Labor vorgesehen wurden.
Wie Weinkenner wissen, ist für die optimale Lagerung von Wein möglichst eine Kerntemperatur von 10 bis 15 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von etwa 60 bis 70 Prozent einzuhalten. „Um die Qualität des Weins nicht zu gefährden, waren insbesondere größere Temperaturschwankungen zu verhindern. Der dafür erforderliche technische und energetische Aufwand zur Heizung bzw. Kühlung sollte dabei durch die Wahl der Gebäudehülle minimiert werden“, erklärt Architekt Helmut Mögel.
Nachdem verschiedene Fassaden- und Dachbaustoffe hinsichtlich ihrer Eignung untersucht wurden, entschieden sich Planer und Bauherr aufgrund ihrer bauphysikalischen Pluspunkte für vorgefertigte Hebel Porenbetonplatten der Xella Aircrete Systems GmbH. Als Tragwerk wählte man eine Rahmenkonstruktion aus eingespannten Stützen und gelenkig gelagerten Bindern aus Stahlbetonfertigteilen.
Wärmedämmend und -speichernd sowie diffusionsoffen
Der Baustoff Porenbeton verknüpft im Gegensatz zu anderen Dämm- bzw. Baustoffen hohe Wärmedämmung mit hoher Wärmespeicher- und Diffusionsfähigkeit. Dadurch garantierte die Gebäudehülle aus gewählten Hebel Wand-, Decken und Dachplatten der Druckfestigkeits- und Rohdichteklasse 3,3-500 bzw. 4,4-550 bei einer Plattenstärke von 30 Zentimetern nicht nur hohen winterlichen Wärmeschutz. Aufgrund der großen Anzahl von speichernden Poren wurde auch ein hervorragender sommerlicher Wärmeschutz sichergestellt. So wird tagsüber gespeicherte Sonnenwärme erst mit mehrstündiger Verzögerung in den kühleren Nachtstunden an das Gebäudeinnere abgegeben. Diese für die Innentemperatur günstige Phasenverschiebung wirkt sich zudem sehr positiv auf die Dämpfung von äußeren Temperaturschwankungen aus. Fast ebenso wichtig war der Beitrag des diffusionsoffenen Porenbetons zur Erhaltung einer gleichmäßigen Luftfeuchte. Die Luft darf in einem Weinlager nicht zu trocken (Austrocknung der Korken) und nicht zu feucht werden (Modergeruch durch Kondensatbildung). „Die Porenbeton-Gebäudehülle trug wesentlich zur positiven Qualität des Raumklimas bei“, erläutert Helmut Mögel. „Permanente Kontroll-Messungen von Temperatur und Luftfeuchte zeigen, dass die Qualität des Raumklimas seit Inbetriebnahme des Lagers ganzjährig den vorgegebenen Werten entspricht.“
Zügige Plattenmontage trotz schwieriger Rahmen-
bedingungen
Die Versetzplanung und Errichtung der Porenbetonplatten übernahm mit der BBK Montage GmbH aus Sulzbach-Rosenberg ein zertifziertes Partnerunternehmen der Xella Aircrete Systems GmbH. Anlieferung und Montage der ca. 2.000 Porenbetonelemente erforderten angesichts beengter Baustellenverhältnisse und des weiterlaufenden Kellereibetriebs eine durchdachte Logistik und reibungslose Zusammenarbeit der Baubeteiligten. „Häufige Veränderungen im Terminplan mussten wir immer wieder mit dem Herstellerwerk in Alzenau koordinieren“, erklärt Hans-Peter Glatzl vom Montageunternehmen. „Dabei erhielten wir durch den für uns zuständigen Xella-Außendienst jederzeit volle Unterstützung.“
Dank des Nut-Feder-Profils im Bereich der Längsfugen konnten die einzelnen liegend verlegten Porenbetonplatten zügig miteinander verbunden werden. Während bei den Hebel Dach- und Deckenplatten eine trockene Verlegung erfolgte, entschied man sich bei der Errichtung der Außenwände aus statischen Gründen zusätzlich für eine Verklebung der Platten mit Dünnbettmörtel der Mörtelgruppe III nach DIN 1053.
Dank des eingespielten Vier-Mann-Montageteams um Montageleiter Thomas Pohl wurden zum Beispiel die Wände, Decken und Dach des Weinlagergebäudes in nur fünf Wochen erstellt. Statt einer Putzbeschichtung genügte auch aufgrund der Qualität der Plattenoberfläche sowohl innen- wie außenseitig ein diffusionsoffener Anstrich. Der auf der Innenseite des Weinlagers aufgetragene besonders geruchsarme Dispersionsanstrich muss zudem zum staubarmen und hygienischen Raumklima beitragen.
Weiterer Ausbau der Kellerei geplant
Im April 2015 konnte mit dem fertig gestellten Weinlager inklusive seiner Nebenräumlichkeiten das Gesamtprojekt termingetreu abgeschlossen werden. Dazu gehörte wegen des gewachsenen Kundenandrangs auch der Ausbau der Parkmöglichkeiten durch hundert zusätzliche Stellplätze. Der Bauherr lobte neben der zügigen Ausführung insbesondere die optisch gelungene Einbindung der Anbauten in die vorhandene Altbausubstanz. Ein weiterer Ausbau der Kellerei ist laut Geschäftsführung geplant. So soll in naher Zukunft der Verkaufsraum erweitert werden.