„Wir bieten einen beträchtlichen Mehrwert.“
Interview mit George Taylor, Vice President Digital Division, Caterpillar,
über die Digitalisierung von Baumaschinen
George Taylor: Wir entwickeln digitale Technologien, und stellen sie den anderen Geschäftsbereichen zur Verfügung. Würde jeder Geschäftsbereich eine eigene digitale Kompetenz entwickeln, würden sich unterschiedliche Cat-Produkte unterschiedlich anfühlen und bedienen lassen. Das sollte nicht so sein.
Ein weiterer Punkt ist, dass die Digitalisierung nicht in allen Bereichen gleich schnell voranschreitet. Bei Gradern sind Techniken wie ‚Grade Assist‘ schon etwas länger im Einsatz als beispielsweise bei Baggern. Als sich dort ein Bedarf entwickelte, konnten wir mit unserer Erfahrung schneller helfen. Unsere Kunden erwarten, dass unsere Produkte ein gleiches ‚Look and Feel‘ haben.
Das Ganze ist wirklich auf Kundenerfahrung fokussiert. Wir hinterfragen ständig, wie wir unsere digitalen Technologien möglichst wirksam einsetzen, um Abläufe reibungsloser zu machen, und auf welche Art wir unsere Kunden produktiver, sicherer und nachhaltiger machen.
George Taylor: Früher war die Beherrschung eines Graders die höchste Kunst. Nur die besten Leute durften auf die Maschinen, die Bedienung war kompliziert. Jetzt haben wir eine Technik wie ‚Grade Assist‘. Der Job ist immer noch nicht leicht, aber deutlich leichter, weil die Maschine dem Fahrer hilft. Jetzt schaffen auch nicht ganz so erfahrene Fahrer diese Herausforderung. Oder nehmen Sie Kettenraupen. Es hat früher etwa fünf Jahre gekostet, um ein guter Dozer-Fahrer zu werden. Dank unserer neuen Technik ‚Slope Assist‘, die wir etwa in der D6N anbieten, schafft ein talentierter Fahrer vergleichbare Ergebnisse nach ein paar Wochen. Das hilft dem Fahrer, das hilft dem Bauunternehmer, und ist ein gewaltiger Produktivitätssprung.
George Taylor: Sicherlich. Das ist aber nur ein Teil des Ganzen.Auch Konnektivität ist ein großes Thema. Natürlich bieten alle neuen Maschinen, die vom Band laufen, diese Möglichkeit. Aber was ist mit den drei Millionen Maschinen, die unsere Kunden besitzen? Mit welchem Prozentsatz unserer Maschinen und der Maschinen der Wettbewerber sind wir in der Lage, eine Verbindung herzustellen, um unserem Kunden Erkenntnisse zu liefern?
Die Voraussetzungen sind da. Wir haben beispielsweise unser Datennetzwerk in der Maschine vom Kontrollnetzwerk entkoppelt, so dass wir unseren Kunden Zugang zu den Informationen gewähren können, die ihnen gehören – ohne dabei die Parameter der Maschine zu verändern, die für die Sicherheit wichtig sind.
George Taylor: Um das Jahr 2000 herum begannen wir, die ersten Datenboxen in Baumaschinen einzubauen. Bis heute haben wir etwa 400.000 Maschinen weltweit am Netz. Unser Ziel ist, in den nächsten zwei Jahren insgesamt zwei Millionen Maschinen zu verbinden. Je mehr Baumaschinen wir ans Netz kriegen, umso besser können wir unsere Kunden mit nützlichen Informationen versorgen.
George Taylor: Wir versuchen genauso, ältere Maschinen aufzunehmen. In Abhängigkeit der verfügbaren Elektronik gibt es sicherlich die eine oder Beschränkung. Wir werden nicht alle Daten von jeder Maschine abrufen können. Aber wir sehen durchaus einen Kundennutzen darin, auch ältere Maschinen aufzunehmen.
George Taylor: Betriebsdaten gehören den Kunden, keine Frage. Aber es gibt kaum Diskussionen darüber, ob wir die Daten nutzen dürfen, da wir unseren Kunden mit der Auswertung einen beträchtlichen Mehrwert bieten können. Wir können durch Verbrauchsvergleiche mit anderen baugleichen Maschinen Hinweise auf mögliche Einsparungen liefern, oder die Maschine liefert Service-Informationen, die Stillstandzeiten vermeiden.
Wenn wir alle relevanten Daten an einen Experten geben, kann der in 50 % der Fälle ein mögliches Problem erkennen. Mit unserer Auswertung der digitalen Daten erzielen wir Trefferquote von über 80 %. Das sind starke Argumente, denen gegenüber sich die Kunden nicht verschließen.
George Taylor: Grundsätzlich adaptiert unsere Industrie technologische Entwicklungen nicht ganz so schnell wie andere Industrien. Aber die Einsicht wächst. Früher war eine bessere Baumaschine die Lösung des Problems, inzwischen ist sie ein Teil der Lösung. Nur die Baumaschine zu verbessern reicht nicht mehr aus.
Sie müssen die Produktivität verbessern. Dazu braucht es leistungsstarke, verbrauchsoptimierte Baumaschinen, Assistenz-Systeme, Vernetzung, Kontrolle und Überblick darüber, was die Maschinen gerade machen, um die Effizienz zu erhöhen, ein breites, gut funktionierendes Service- und Händlernetz.
Nehmen Sie beispielsweise Zeppelin: Die Unternehmen des Zeppelin-Konzerns zählen zu unseren innovativsten Händlern weltweit. Wir brauchen solche Händler. Die Anschaffung der neuen Technik ist ja nicht immer ganz billig, aber preiswert. Doch mit der Anschaffung an sich hat der Kunde seine Produktivität nicht erhöht. Damit sich das für den Kunden lohnt, muss man die Systeme erläutern und schulen. Das erledigt Zeppelin mit Bravour.
George Taylor: Auf der Produktseite zählen Dauerhaftigkeit, Langlebigkeit und die Fähigkeit, ältere Maschinen über unser Rebuild-Programm wiederherzustellen, zu den typischen Cat Marken-Merkmalen. Und nun ergeben sich kürzere Kreisläufe bei Elektronik und Technologie. Und typischerweise wird nach 18 Monaten keine neue Maschine gekauft. Also haben wir unser Konzept etwas umgestellt. Wir konstruieren die Maschinen konzeptionell jetzt so, dass sich Elektronikkomponenten aktualisieren lassen. Ich kann also auf einen neuen Technikstand aktualisieren, ohne gleich eine neue Maschine kaufen zu müssen. Diese Design-Veränderung ist ein Riesenvorteil für den Besitzer – von der höheren Nutzungsdauer über bessere Servicemöglichkeiten bis zum höheren Wiederverkaufswert.
George Taylor: Eine Baumaschine ist kein Auto, und oft wird unterschätzt, wie viel Energie in einem Liter Kraftstoff steckt. Natürlich forschen wir permanent, aber die Batterie-Technologie ist noch nicht soweit, dass sich große, schwere Maschinen zuverlässig und produktiv betreiben lassen. Und wenn wir die Produktivität für den Kunden nicht verbessern können, macht ein Elektro-Hybrid keinen Sinn.
Anders sieht es mit Hydraulik-Hybrids aus. Da lässt sich – je nach Einsatzgebiet – kräftig sparen, etwa bei einem Bagger, der viele Drehbewegungen ausführt. Macht er das nicht, lohnt sich der Hybrid nicht. Der Kunde entscheidet.
George Taylor: Wir werden in einigen Bereichen nicht so weit kommen wie erhofft, in anderen aber weiter als erwartet.