Wohnraum durch Nachverdichtung

Wohnungsknappheit mithilfe ungenutzter Verkehrsflächen bekämpfen

In Köln entsteht derzeit eines der außergewöhnlichsten Wohnungsbauprojekte Deutschlands: Über eine Länge von 160 Metern überbauen die Projektentwickler Friedrich Wassermann und WvM Immobilien erstmals einen Schienenweg.

Der Clarenbachplatz im Kölner Stadtteil Braunsfeld, auf dem die Neubauten gerade gebaut werden, galt bislang als ungeeignet als Baugrund. Denn eine eingleisige, vom Güterverkehr befahrene Gleisstrecke teilt die Fläche. Auf der Brachfläche parkten überwiegend Autos. Ab 2020 soll die Bahnstrecke durch eine Art Tunnel unter den drei Häusern hindurch laufen.

Bebauung der Bahntrasse verbessert Wohnqualität

Damit Anwohner und die neuen Bewohner den Bahnverkehr kaum spüren, werden die Wand- und Deckenflächen im überbauten Gleisbereich mit Dämmstoffen belegt. Eine schallabsorbierende, 1,20 Meter hohe Lärmschutzwand, die parallel zum teilüberbauten Gleis verläuft, sorgt zusätzlich für eine geringe Lärmbeeinträchtigung. Um die Erschütterungen des Güterzuges vom Boden und dem Gebäudetrakt bestmöglich zu reduzieren, wurden die Gleise vor Baustart mit einer 50 Zentimeter dicken Betonschicht und mit Gummipolstern unterfüttert. „Gemäß einer Lärmpegeluntersuchung reduziert sich dank der Teil-Überbauung der Bahntrasse sowohl die Lärmbelastung durch die Bahnfahrten als auch durch die angrenzende sechsspurige Aachener Straße für die Anwohner deutlich“, erläutert Anton Bausinger, Geschäftsführer von Friedrich Wassermann.

Umfassendes Sicherheitskonzept für innovatives Wohnen

In der Nähe von Gleisen oder gar über Gleisen zu wohnen, birgt auf den ersten Blick Risiken. Genau diese Gefahren zu minimieren, war den Bauherren von Anfang an ein wesentliches Ziel. „Wir wollten sicherstellen, dass nicht nur unsere Bewohner über den Gleisen sicher schlafen können, sondern auch die Anwohner besser geschützt sind als zuvor“, betont Pierre Seidt, Projektleiter der WvM Immobilien.

So sichern, für den Fall einer Zugentgleisung, bis zu einem Meter starke massive Betonwände als Poller an den Wandenden der Neubauten Gebäude und Nachbarschaft. Diese beziehen sich auf Züge, die bis zu 120 Kilometer pro Stunde fahren dürfen. In Braunsfeld fahren die Züge jedoch höchstens 25 Kilometer pro Stunde. Bei der Erstellung des Brandschutz- und Sicherheitskonzeptes orientierten sich die Bauträger an den Vorgaben des Eisenbahnbundesamtes für geschlossene Tunnel.

Mit seinem innovativen Baukonzept ermöglicht das Projekt am Clarenbachplatz etwas, was vorher undenkbar war: Bundesweit lassen sich Brachflächen im Gleisbereich in eine qualitative Wohnbebauung verwandeln. Diese Chance erkannte auch das Land NRW und gründete gemeinsam mit der Deutschen Bahn den Bahnflächenpool NRW, um brachliegende Bahnflächen in die Stadtentwicklung zu integrieren. Dieser umfasst rund 23,7 Millionen Quadratmeter entwicklungsfähige Bahnflächen.

WvM Immobilien + Projektentwicklung GmbH

www.clarenbachplatz.koeln

Hintergrund

Jahrelang fuhr Anton Bausinger an den Bahngleisen des Clarenbachplatzes vorbei und wunderte sich über die ungenutzte Fläche. Er erkannte das städtebauliche Potenzial und startete 2010 das Bauprojekt. 2012 erwarb er dann das Gelände von der Häfen und Güterverkehr Köln AG. Ein Jahr später setzte sich in einem Bürgerbeteiligungsprozess der Entwurf des Architekten Matthias Dittmann durch. Die WvM Immobilien stieg 2016 in das Projekt ein. Seit August 2017 liegt eine Baugenehmigung der Stadt Köln vor. Im August 2018 erteilte dann auch die Bezirksregierung die Genehmigung zur Überbauung der Bahngleise. Der Umbau des Gleisbetts startete Anfang September 2018. Seit Dezember laufen die Arbeiten am Rohbau. Auf dem Gelände entstehen Wohnungen, Tiefgaragenstellplätze sowie Kinderspielflächen. Die Fertigstellung der Neubauten ist für Februar 2021 geplant.

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