Kurzstudie zum Anteil der Ziegelgebäude über die Baualtersklassen des deutschen Gebäudebestands

Die Diskussionen um die lebenszyklusbasierte Ökobilanz von Gebäuden haben in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Eine zentrale Frage dabei ist die angemessene Betrachtungsdauer, insbesondere im Hinblick auf langlebige Baustoffe wie den Ziegel. Um dieser Thematik fundiert zu begegnen, beauftragte der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie (BVZi) das Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. in München (FIW) mit einer statistischen Analyse des aktuellen deutschen Gebäudebestands. 

Studie belegt: Deutsche Wohngebäude überwiegend aus Ziegel gebaut

Ziel der Studie war es, durch die Auswertung statistischer Daten herauszuarbeiten, aus welchen Baustoffen sich der deutsche Gebäudebestand des letzten Jahrhunderts zusammensetzt. Die Studie basiert auf der statistischen Erhebung und Auswertung von Daten zu den Materialien der tragenden Außenwandkonstruktionen von Wohngebäuden über einen möglichst weit in der Vergangenheit liegenden Zeitraum.

Dem FIW ist es mit dieser Studie erstmals gelungen, statistische Daten bezüglich der verbauten Materialien in Außenwänden über einen mehr als 100-jährigen Zeitraum zu erheben, auszuwerten und einem Gebäudealter zuzuordnen.
© Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V.

Dem FIW ist es mit dieser Studie erstmals gelungen, statistische Daten bezüglich der verbauten Materialien in Außenwänden über einen mehr als 100-jährigen Zeitraum zu erheben, auszuwerten und einem Gebäudealter zuzuordnen.
© Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V.

Durch die Studie konnte erstmalig ein umfassendes Bild über die Bauweise deutscher Wohnbauten gewonnen werden. Es zeigt sich, dass über zwei Drittel des deutschen Wohngebäudebestands, der älter als 50 Jahre ist, in Ziegelbauweise errichtet wurde. Je älter die Gebäude sind, desto höher fällt der Anteil an Ziegelgebäuden im Vergleich zu anderen Bauweisen aus.

Ziegel in der Lebenszyklusanalyse

Trotz der grundlegenden Kenntnis über die Beständigkeit und Langlebigkeit von Ziegeln wird der gebrannte Baustoff in der aktuellen Betrachtung, v.a. hinsichtlich der Ökobilanz, über den vollständigen Gebäudelebenszyklus häufig unterschätzt. Dies belegt die aktuelle Tabelle des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), welche Nutzungsdauern von Bauteilen zur Lebenszyklusanalyse nach BNB (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen) mit max. >50 Jahren für massive Außenwände ausweist. Die daraus hervorgehenden Daten stellen die Basis zur Ökobilanzierung der verschiedenen Nachhaltigkeitszertifizierungssysteme sowie des Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude (QNG) dar.

Jedoch zeigen zahlreiche historische Gebäude aus vergangenen Jahrhunderten, dass massive Bauweisen eine deutlich längere Lebensdauer aufweisen können, sofern sie entsprechend instandgehalten werden. Die vorliegende FIW-Untersuchung untermauert diesen empirischen Befund und attestiert, dass etwa ein Viertel der deutschen Wohngebäude mit einem Alter von mehr als 70 Jahren zu einem Großteil aus Mauerziegeln besteht. Ebenso beträgt der Anteil der Wohngebäude im Alter von über 50, aber weniger als 70 Jahren rund 25 Prozent, wobei fast die Hälfte davon aus Ziegelmauerwerk besteht. Auf den Punkt gebracht bedeutet dies, dass über zwei Drittel aller deutschen Wohngebäude vor mehr als 50 Jahren errichtet und größtenteils Ziegel verbaut wurden.

Daten als Grundlage für Kreislaufwirtschaft

Die Daten liefern wichtige Anhaltspunkte in der Debatte um nachhaltige Baumaterialien. Je länger ein Gebäude genutzt werden kann, desto ressourcenschonender ist es. Daher erscheint es sinnvoll, die Erfassung von Baufertigstellungen und Baugenehmigungen nach verwendetem Baustoff durch das Statistische Bundesamt weiterhin auszuwerten, insbesondere, da die Bedeutung von Gebäuden als Rohstofflager im Kontext der Kreislaufwirtschaft wächst. Die Einführung von flächendeckenden Gebäuderessourcenpässen ist für die Verifizierung der Daten für Bestandsgebäude ein weiteres, wichtiges Instrument und kann die richtigen Impulse für nachhaltiges und kreislauffähiges Bauen setzen.

Angesichts der belegten Langlebigkeit ist es folgerichtig, die Bedeutung von Ziegelprodukten als Baumaterial für Wohngebäude hervorzuheben und dies in ökologischen Lebenszyklusanalysen angemessen zu berücksichtigen. So kann auch weiterhin ein wichtiger Beitrag zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum geleistet werden.

Für Attila Gerhäuser, Hauptgeschäftsführer des BVZi, ergibt sich Folgendes aus der Studie: „Ein Blick auf die Zusammensetzung der deutschen Bausubstanz zeigt, dass es millionenfache Beispiele für die Langlebigkeit von Ziegelgebäuden gibt. Diesem Umstand muss auch politisch Rechnung getragen werden, indem die überdurchschnittlich lange Nutzungsdauer – wie bei Ziegelprodukten 150 Jahren und mehr – bei der Weiterentwicklung im Bereich der ökologischen Bewertung berücksichtigt wird.“

Die Studie steht unter www.ziegel.de zum Download bereit.


Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V.

www.ziegel.de


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