Aus einem Guss

Detaillierte Planung und praktische Umsetzung einer Wendeltreppe

Der Bau einer einzigartigen Wendeltreppe mit hohen Sichtbetonanforderungen in Stuttgart wurde detailliert geplant und praktisch umgesetzt. Die Sonderkonstruktion von Meva besteht aus einzelnen Volumenkörpern.

Die Wendeltreppe schlängelt sich schräg versetzt von Geschoss zu Geschoss empor. Die Wendeltreppe schlängelt sich schräg versetzt von Geschoss zu Geschoss empor.
© DHBW Stuttgart, Marko Scheerschmidt, flash iFFect

Die Wendeltreppe schlängelt sich schräg versetzt von Geschoss zu Geschoss empor.
© DHBW Stuttgart, Marko Scheerschmidt, flash iFFect
Mit der Entwicklung moderner Betonrezepturen und Schalungen aus unterschiedlichen Materialien ist die Betonage hoher, filigraner und eng bewehrter Bauteile mit hoher Qualität möglich geworden. Beim Thema Sichtbeton spielt, neben der Wahl geeigneter Werkstoffe und Arbeitsmaterialien, nicht zuletzt die Abstimmung eine wichtige Rolle. Um bei Architekten, Auftraggebern, Planern und Bauunternehmen eine einheitliche Vorstellung zu schaffen, sind gestalterische Merkmale wie Form, Textur, Farbe, Fugen usw. vorab so genau wie möglich zu definieren.

 

Planbar? Aber sicher!

Mit dem Ziel, das spätere Erscheinungsbild klar zu definieren und einheitliche Verfahren zur Planung zu schaffen, haben internationale Verbände und Organisationen eigene Richtlinien erarbeitet. Der deutsche Beton­ und Bautechnik Verein e. V. (DBV) liefert dazu mit einem Merkblatt wichtige Informationen. Ähnliche Richtlinien anderer Länder verfolgen dasselbe Ziel. Die Einteilung des DBV in vier Sichtbetonklassen, von SB1 bis zur höchsten Klasse SB4, bietet eine Übersicht zu Anforderungen von niedrig bis hoch sowie zu den zugehörigen Merkmalen. Bei besonderen gestalterischen Anforderungen, etwa im Fassadenbau oder an repräsentativen Bauteilen, empfiehlt der DBV, das gewünschte Sichtbetonergebnis anhand einer Erprobungsfläche festzulegen. So kann die herstellbare Qualität unter den tatsächlichen Rahmenbedingen der Baustelle ermittelt werden.

 

Betonschlange in Szene gesetzt

Bei der Planung neuer Bauprojekte setzen Architekten oftmals Sichtbeton als gestalterisches Element gekonnt ein. Die Umsetzung der erhöhten Anforderungen seitens der Bauunternehmer erfordert Erfahrung und viel Fingerspitzengefühl. So wie beim Neubau der technischen Fakultät der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Stuttgart. Das durch eine gewölbte Glaskuppel einströmende Licht setzt das attraktive Atrium spektakulär in Szene. Ein wahrer Blickfang ist die einzigartige Wendeltreppe, die sich von Geschoss zu Geschoss schräg versetzt emporschlängelt. Sie verbindet die sechs Etagen und wurde in Sichtbeton der höchsten Klasse SB4 ausgeführt. Zur anspruchsvollen Geometrie kamen somit außergewöhnliche Anforderungen an die Betonergebnisse hinzu. Diese sollten besonders eben sein und einen gleichmäßigen Farbton sowie nur minimale Arbeitsfugen aufweisen.

 

Visionen verwirklichen

Die Betonergebnisse sollten besonders eben sein und einen gleichmäßigen Farbton sowie minimale Arbeitsfugen aufweisen. Die Betonergebnisse sollten besonders eben sein und einen gleichmäßigen Farbton sowie minimale Arbeitsfugen aufweisen.
© DHBW Stuttgart, Marko Scheerschmidt, flash iFFect

Die Betonergebnisse sollten besonders eben sein und einen gleichmäßigen Farbton sowie minimale Arbeitsfugen aufweisen.
© DHBW Stuttgart, Marko Scheerschmidt, flash iFFect
Für die Schalungsplanung zeichnete die Sonderkonstruktion von Meva verantwortlich. Hier arbeitet das Team um Jochen Moosmann, der die Detailplanung so erklärt: „Die Schalung besteht aus einzelnen Volumenkörpern, die wir zuerst dreidimensional entwerfen müssen und dann wieder zerteilen, damit jede Biegung und jeder Winkel exakt zusammenpassen.“ Zur Herstellung war es hier notwendig, eine Fuge zwischen Rampe und Brüstung zu integrieren, die sich gut in das Gesamtbild der Treppe einfügt.

Ausgeführt mit Weißbeton und nach den Vorgaben der Sichtbetonklasse SB4, sieht die edle Treppe aus wie aus einem Guss. Um gerade bei dieser hellen Färbung einen gleichmäßigen Farbton zu erzielen, empfiehlt der DBV, die Bauteilgeometrie so zu planen, dass eine einfache und zügige Betonage möglich ist. Komplizierte Geometrien sollten vermieden werden, um Schalungsanker gleichmäßig anziehen zu können. Bei einer geschwungenen Form ist dies entsprechend kompliziert.

„Wir setzen die Visionen der Architekten um“, sagt Jochen Moosmann. „Dabei sind wir an die vorgegebene Form gebunden und überlegen, wie sich diese in Einzelteilen am besten betonieren lässt, wie wir sie unterstützen, ankern und wieder ausschalen.“ Rampe und Brüstung der Treppe wurden daher separat geschalt. Auf die flache Schalung der Rampe wirkte nur ein geringer Frischbetondruck, sodass die Maßhaltigkeit auch ohne Anker gewährleistet war. Durch Ankerungen oberhalb und unterhalb der Brüstung blieb diese ebenfalls frei von Ankerlöchern.

 

Die Form wahren

Da die einzelnen Treppenläufe über die Etagen hinausragen und zueinander versetzt sind, war ein ganzheitliches Konzept zur Unterstützung der einzelnen Bauteile nötig. Das Team des Bauunternehmens Ed. Züblin AG erstellte mit dem Traggerüstsystem MT 60 von Meva einige Podeste, um die Sonderschalung passgenau abzustützen. Diese ließ sich dank detaillierter Planung der einzelnen Teile dann fast ebenso einfach aufbauen wie das Traggerüst selbst.

„Da hat Meva wirklich ganze Arbeit geleistet“, lautete eine Rückmeldung der Bauleitung. Die Bestandteile der Sonderschalung wurden millimetergenau geplant und anhand eines Bauplans beschriftet, um den Aufbau zu erleichtern. Das Traggerüst MT 60 überzeugte wiederum durch einfache Montage – ohne Werkzeug, liegend oder stehend, und mit leichten Einzelteilen von maximal 15 Kilogramm Gewicht.

Meva Schalungs-Systeme GmbH

www.meva.net

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