Barrierefreier Zu- und Ausstieg mit System
Rampen-System aus GFK für HaltestellenumbauMit dem Ziel, den Öffentlichen Personennahverkehrs zukunftsfähig zu gestalten, setzt Jena eine neue Generation an Straßenbahnen – die sogenannte Lichtbahn – ein. Die Fahrzeuge erfordern eine Anpassung der Haltestelleninfrastruktur.
Mit modularen Rampensystemen lassen sich Höhendifferenzen zwischen Bahnsteig und Straßenbahn von 30 mm und 50 mm ausgleichen.
© Fisco GmbH
Jena verzeichnet und prognostiziert eine kontinuierlich steigende Fahrgastzahl im Öffentlichen Personennahverkehr. Um die ÖPVN-Nutzung zukünftig noch attraktiver und leistungsfähiger zu gestalten, hat die Stadt 2021 die sogenannte Lichtbahn bestellt, die im gesamten Schienennetz eingesetzt werden soll. Viel Wert gelegt wurde bei den Fahrzeugen des Herstellers Stadler (Valencia) auf Platz im Innenraum und Multifunktionsbereiche für verschiedenste Nutzergruppen, etwa Familien mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrer und Senioren mit Gehhilfe. Dadurch sind die neuen Straßenbahnen bei gleichbleibender Spurweite von 1.000 mm deutlich länger und auch um wenige Zentimeter breiter als die bisher eingesetzten. Somit wurde eine Anpassung der Haltestelleninfrastruktur notwendig. Wichtiger Bestandteil des Projekts sind beispielsweise partielle Bahnsteigerhöhungen. Mithilfe der Rampen können Fahrgäste mit eingeschränkter Mobilität einfach, schnell und sicher in die Jenaer Straßenbahnen ein- und aussteigen. Die passende Systemlösung hierfür bietet die Fisco GmbH (Zusmarshausen).
So entwickelte der Hersteller von Faserverbund-Lösungen im Baubereich ein Rampensystem, das genau auf die Anforderungen des Projektes und Auftraggebers sowie die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt ist. „Zwei verschiedene Höhenunterschiede zwischen Bahnsteig und Straßenbahn von 30 mm und 50 mm lassen sich dabei dank des modularen Aufbaus ausgleichen“, nennt Markus Cihlars, Projektleiter der Fisco GmbH, einen Vorteil des Systems. „Weitere Herausforderungen bestehen darin, stark unebene Haltestellen sowie Bahnsteige mit konvexen und konkaven Radien mit passenden Rampen auszustatten. Hierfür bieten wir maßgeschneiderte Sonderlösungen.“
Verdecktes Schienensystem beschleunigt Montage
Die Systemlösungen für barrierefreie Zu- und Ausstiege sind robust, beständig gegen Umwelteinflüsse und Chemikalien sowie nichtbrennbar und elektrisch nichtleitend.
Fisco GmbH
Das Projekt in Jena umfasst 67 Rampen, welche die unterschiedlichen Anforderungen der jeweiligen Bahnsteige erfüllen und zu den Bausituationen vor Ort passen. Zur Befestigung der 9,5 m langen Systeme kommt ein verdecktes Schienensystem zum Einsatz. Bei dieser Befestigungsmethode wird zuerst eine U-Schiene am Boden verankert. Anschließend werden hierauf die einzelnen Rampenelemente aufgesteckt. Diese Lösung erfordert nur wenige Befestigungspunkte im Verankerungsgrund und die Bohrungen lassen sich frei positionieren, um Bewehrungstreffer zu vermeiden. Dadurch beschleunigt und vereinfacht diese Methode die sichere Montage der Befestigungsschienen. Zusätzlich setzen die Bauausführenden zum Ausgleich der unebenen Untergründe an den Jenaer Straßenbahn-Haltestellen einen schnellaushärtendes 2K-PU-System mit hoher Druckstabilität ein.
Zur Verankerung der Schienen im Boden kommen rund 3.000 fischer Betonschrauben UltraCut FBS II in der Größe 8x60 aus nichtrostendem Stahl (R) zum Einsatz. Die Fisco GmbH greift hierbei auf den Wissens- und Erfahrungsschatz ihrer Muttergesellschaft zurück. So ist der Spezialist für Faserverbund-Lösungen ein Gemeinschaftsunternehmen der Unternehmensgruppe fischer (Waldachtal), welche die technologische Marktführerschaft in wichtigen Feldern der Befestigungstechnik besitzt, und der Sortimo International GmbH (Zusmarshausen), die Fahrzeugeinrichtungen und Services rund um das Nutzfahrzeug anbietet. Neben Beton liegt in Jena teilweise Kopfsteinpflaster als Verankerungsgrund vor. Da dieser Baustoff nicht mit der Europäisch Technischen Bewertung (ETA) der UltraCut FBS II abgedeckt ist, wurde die Eignung der Betonschrauben für diese Anwendung im Speziellen nachgewiesen, indem die Mitarbeiter der Fisco GmbH Zugversuche vor Ort mit Betonschrauben durchführten. „Die richtige Befestigungslösung ist ein wesentlicher Teil des Gesamtsystems“, sagt Günther Hirt, Geschäftsführer der Fisco GmbH. „So war unsere Zugehörigkeit zur Unternehmensgruppe gegenüber unseren Auftraggebern ein wichtiges Argument.“
Modularer Aufbau ermöglicht individuelle Anpassungen
Um die Rampen der Straßenbahn zu befestigen, kommt ein verdecktes Schienensystem zum Einsatz. Bei dieser Methode wird zuerst eine U-Schiene am Boden verankert. Anschließend werden hierauf die einzelnen Rampenelemente aufgesteckt.
Fisco GmbH
Weitere Vorteile liegen in der hohen Funktionalität des Rampensystems. Die geschlossene, rutschhemmende Oberfläche ohne hervorstehende Verschraubungen sorgt für eine hochwertige Optik, vermindert Schmutzablagerungen und reduziert Stolperfallen für Rollstuhlfahrer und Fußgänger. Das geringe Gewicht der einzelnen Rampenelemente von unter 11 kg beschleunigt und vereinfacht zusätzlich die Montage ganz ohne Transport-Hilfsmittel. Zudem ist das eingesetzte Material sehr belastbar, elektrisch nichtleitend und dauerhaft beständig gegen Korrosion und Chemikalien.
Neben den 67 Bahnsteigerhöhungen für die Jenaer Straßenbahn aus GFK realisierte Fisco bereits 108 Bahnsteigerhöhungen der Münchner U-Bahn aus einem speziellen, nicht brennbaren Faserverbundmaterial. Verschiedenste, in einem eigenen automatisierten Fertigungsverfahren hergestellte Fisco Rampenlösungen als Baukastensysteme sind serienmäßig lieferbar. Dank des modularen Aufbaus bieten sie unterschiedlichste Möglichkeiten zur individuellen Anpassung der Höhe, Breite, Länge und optischen Gestaltung. Zusätzlich entwickelt und liefert Fisco Sonderlösungen, die optimal auf die individuellen Gegebenheiten vor Ort, Anforderungen der Kunden und Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt sind.