Deutsche Zementindustrie in 2011 wieder mit Wachstum

Die deutsche Zementindustrie rechnet für das laufende Jahr mit einem klaren Anstieg des inländischen Zementverbrauchs. Getragen von einem positiven Verlauf der Gesamtkonjunktur wird sich das bauwirtschaftliche Umfeld, insbesondere die Nachfrage nach Bauleistungen, in 2011 deutlich günstiger als zuvor entwickeln. Nach dem krisenbedingten Abwärtstrend der letzten zwei Jahre geht der Bundesverband der Deutschen Zementindustrie (BDZ) deshalb von einem Nachfrageplus um knapp 6 % im Vergleich zu 2010 aus. In absoluten Zahlen bedeutet dies eine Steigerung des Zementverbrauchs auf rund 26 Mio. Tonnen – nach 24,6 Mio. Tonnen im Vorjahr. „Die Branche kann zusätzlich von witterungsbedingten Nachholeffekten aus 2010 profitieren“, so Andreas Kern, Präsident des BDZ. Der inländische Zementversand hat sich bereits in den ersten 4 Monaten 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 28 % erhöht und liegt um gut 1,5 Mio. Tonnen über dem Vorjahresniveau.

Dieser generelle Trend verläuft allerdings nach Baubereichen höchst differenziert. So lässt die Zunahme der Baugenehmigungen in 2011 deutliche Zuwächse für den Wohnungsbau erwarten - hierbei muss jedoch das historisch niedrige Ausgangsniveau berücksichtigt werden. Schätzungen belaufen sich aktuell auf rund 180.000 neue Wohnungen (nach 169.400 in 2010). In diesem Segment, auf das mehr als die Hälfte der Bauinvestitionen in Deutschland entfallen, sieht die Branche sowohl im Eigenheimbau als auch im Geschosswohnungsbau eine vermehrte Zementnachfrage von 8 bzw. 12 %.

Ausgehend ebenfalls von einem niedrigen Basisniveau in 2010 zeichnet sich auch im Nicht-Wohnbau eine Erholung ab. Beim Industriebau kann mit konjunkturbedingten Zuwächsen von etwa 9 % gerechnet werden, nachdem eine Trendwende bereits im Vorjahr geschafft wurde. Demgegenüber muss man sich bei den Büro- und Verwaltungsgebäuden auf Rückgänge von rund 8 % einstellen. Die Entwicklung im Tiefbau muss ebenfalls eher kritisch eingeschätzt werden. Risiken liegen vor allem bei der Finanzierung des öffentlichen Tiefbaus in der Zeit nach 2010. Insgesamt ist von einem Rückgang der Zementnachfrage im Tiefbau um gut 2 % auszugehen. Auch der Öffentliche Bau ist ein Problembereich: Der Umfang öffentlicher Bauinvestitionen ist beeinträchtigt durch rückläufige Haushaltsmittel, die „Schuldenbremse“ wirkt zunehmend und engt die finanziellen Spielräume ein. Ein problematisches Umschwenken in Richtung Investitionszurückhaltung ist nach Auslaufen der Konjunkturprogramme auch auf Ebene der Städte und Gemeinden zu beobachten.

Es ist hierbei als besorgniserregend anzusehen, dass die Investitionsquote des Bundes kontinuierlich sinkt: Im Jahr 1998 betrug diese Quote im Bundeshaushalt noch 13 %, 2010 lag sie nur noch bei mageren 8 %. Die Realisierung von Infrastrukturprojekten ist aber zur Zukunftssicherung des Standortes Deutschland unabdingbar. Alle Potenziale in der Investitionssteuerung und von ÖPP sind daher zu nutzen, um beispielsweise den gewaltigen Ausbau- und Erhaltungsstau bei Fernstraßen zu verringern. Die chronische Unterfinanzierung der Infrastruktur und deren schleichender Verfall ist nichts anderes als Ressourcenverschleiß auf Kosten der Standortqualität.

Zugleich ist klar: Ohne massive Investitionen in die Energieinfrastruktur lassen sich weder die energie- noch die klimapolitischen Ziele erreichen, die sich die Bundesregierung auf die Fahnen geschrieben hat. Nur so ist sichergestellt, dass die Zukunft der Energieerzeugung und die des Industriestandortes Deutschland nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die deutsche Zementindustrie setzt darauf, dass Bemühungen zu einem forcierten Ausstieg aus der Kernenergienutzung mit den Standorterfordernissen sowie der Sicherung der Leistungsfähigkeit des industriellen Kerns in Deutschland in Einklang gebracht werden. Weitere detaillierte Daten und Positionen der Zementbranche finden Sie im aktuell veröffentlichten Jahresbericht auf der BDZ-Website: http://www.bdzement.de/763.html

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