Medienbrücke München

Lofts in luftiger Lage

Das in unmittelbarer Nähe zum Münchner Ostbahnhof gelegene Gewerbeareal um den einstigen Kunstpark Ost wird derzeit umgewidmet, umstrukturiert und teilweise neu bebaut. Nach den Vorstellungen der IVG Development GmbH, München, soll hier ein Zentrum für kreative Berufe der Medienindustrie entstehen. Spektakulärer Eyecatcher ist zweifelsohne die Medienbrücke, die nach einem Entwurf des Münchner Büros Steidle Architekten realisiert wird.

Der Name „Medienbrücke“ kommt nicht von ungefähr: zum einen wird das Medienkommunikationsunternehmen Group M der Hauptmieter sein. Zum anderen soll das Gebäude das bestehende Gewerbeareal mit dem auf dem legendären Kunstpark Ost entstehenden Neubauten verbinden. Die Medienbrücke München ist ein „Hochhaus“ der besonderen Art: Der Bürotrakt aus Stahl und Glas ruht in 30 m Höhe auf zwei mächtigen Türmen, die als Erschließung fungieren. Das dreigeschossige Bürohaus, an den oben und unten zwei kleinere Etagen „angedockt“ sind, ist 90 m lang und 23 m tief. Die ungewöhnliche Gebäudetiefe sowie Teilbereiche mit einer Innenraumhöhe von 3,80 m bilden große zusammenhängende Flächen, die – zusammen mit den Fachwerkträgern aus Stahl – eine loftartige Atmosphäre entstehen lassen sollen.

 

Gründung auf Bohrpfählen

Die beiden Erschließungstürme gründen auf jeweils zehn Bohrpfählen von 120 Zentimeter Durchmesser, welche 35 m tief in den Boden reichen. Diese tiefe Gründung war erforderlich, um die Last unterhalb des Niveaus der hier verlaufenden U-Bahntrasse abzutragen. Die Bodenplatten der beiden Erschließungstürme ruhen auf den im Durchmesser 260 cm großen Pfahlfußaufweitungen. Während Turm A mit zwei Untergeschossen versehen ist, die Technik- und Lagerräume beherbergen, fußt Turm B auf einer drei Meter starken Betonplatte von 7,50 x 23 m Grundfläche. Betoniert wurde diese in sechs jeweils 50 Zentimeter dicken Schichten der Betongüte C35/45 HOZ, die für geringe Wärmeentwicklung beim Abbinden steht. Um das Temperaturgefälle zu regulieren – teilweise wurden bis zu 50 °C gemessen – wurde der Beton während der im Sommer 2009 stattfindenden Betonierarbeiten stets gut „eingepackt“.

 

Maßarbeit in Millimeter

Richtig spannend wurde es ab dem 6. OG auch noch aus einem anderen Grund: hier mussten Aufzugs- und Versorgungsschacht zu einer Ebene zusammengeführt werden. Für die zu überbrückende Distanz von 4 m waren maximal 15 Millimeter Toleranz zulässig. Das Ganze in luftiger Höhe von 25 m. Drei auf seitliche Einbauteile aufgelegte HEB-Träger, von denen jeder einzelne 600 kg wiegt und eine freitragende Filigrandecke, die anschließend ausbetoniert wurde, stellen die verbindende Ebene her. Im 6. OG kragt die Ebene seitlich 2,50 m über die Fassade der Treppentürme hinaus. Weitere 2,50 m kragen das 7., 8. und 9. OG aus, sodass sich für die Büroetagen eine Grundfläche von ca. 23 x 90 m ergibt. Im 10. OG sind die Technikzentrale und Besprechungsräume angeordnet. Das tragende Stahlfachwerk für die beiden Längsfassaden wurde im Werk der Göttler GmbH, Saale an der Donau, in acht Segmenten à 22 m vorgefertigt und zur Baustelle verbracht.

 

Stufenweises Ausbetonieren der Lisenen

Die Ausbildung der Lisenen war – im wahrsten Sinne des Wortes – ein anspruchsvolles Unterfangen: Aus statischen Gründen musste der obere Teil der über vier Etagen reichenden Lisene vor dem Einbringen des Stahlfachwerks, der untere Teil jedoch erst danach ausbetoniert werden. Folglich musste man beim Betonieren des oberen Teils ohne direktes Auflager auskommen. Stattdessen wurden Anschweißplatten in die darunter liegenden Wände einbetoniert und darauf T-Träger geschweißt. Auf diese Auskragung wurde ein Boden geschalt, der wiederum die Schalung für den oberen Teil der Lisene aufnahm. Gleichzeitig wurde der untere Teil der Lisene vollständig durchbewehrt, vor dem Ausbetonieren des oberen Teils jedoch wurde zwischen den Eisen horizontal abgesperrt. Erst nach dem Versetzen der Stahlfachwerkelemente konnte auch der untere Teil mit hochfließfähigem Beton der Güte C50/60 ausbetoniert werden.

 

Noetop löst anspruchsvolle Aufgabe

Um die Treppentürme mit ihrer komplexen inneren Struktur hochzuziehen, verwendete Grossmann-Bau die vielseitig einsetzbare Noetop Rahmenschalung. Aus dem firmeneigenen Bauhof wurden etwa 600 Elemente in den unterschiedlichsten Abmessungen auf der Baustelle vorgehalten. Der differenzierte Grundriss mit den vielen Anschlüssen ließ sich sehr gut mit Bauteilen aus dem Noetop Schalsystem erstellen, denn die Noetop Rahmenschalung ist standardmäßig in Schaltafel-Breiten von 1325, 1250, 1000, 750, 615, 550, 500, 450, 400 und 250 mm sowie in Schaltafel-Höhen von 3310, 2650, 1325 und 660 mm erhältlich. Die Tafeln können sowohl vertikal als auch horizontal versetzt werden – was in diesem Fall erforderlich war, um die Stockwerkshöhe von knapp 4 m herzustellen. „Viele Ecken, wenig Beton“, so könnte man die Arbeiten auf einen schalungstechnischen Nenner bringen: ganze 96 Ecken zählte ein Mitarbeiter der Grossmann-Bau GmbH auf einer „ganz normalen“ Etage. Zweifelsohne ist die Medienbrücke München nicht nur in schalungstechnischer Hinsicht ein anspruchsvolles Projekt – der Aufsehen erregende Entwurf kommt der Jahrhunderte alten Vision von einem „Hochhaus im Himmel“ sehr nahe.

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