Mit Superlativen wird nicht gespart

Testfahrt mit dem neuen Fiat Doblo Cargo

Ende Februar diesen Jahres hat Fiat den neuen Doblo Cargo präsentiert. Mit der höchsten Nutzlast und dem größten Innenraum seiner Klasse soll er Maßstäbe setzen. Die Bauhandwerk-Redaktion hatte Gelegenheit, den neuen Kompakttransporter auf einer Fahrt durch Köln zu testen.

An der Vulkanhalle in Köln-Ehrenfeld übernehmen wir unser Testfahrzeug – einen Doblo Cargo Kastenwagen SX mit 1.6 Multijet Motor. Der Turbo-Diesel leistet 74 kW und verfügt über ein Drehmoment von maximal 290 Nm. Damit haben wir die mittlere Motorisierung gewählt – der sparsamste Motor ist der 1.3-l-Multijet mit 66 kW, der je nach Karosserievariante nur 4,8 l verbrauchen soll, der stärkste Diesel ist eine 2-l-Maschine mit 99 kW und 320 Nm Drehmoment. Alternativ steht noch ein 1,4-l-Ben-
ziner mit 70 kW zur Wahl, der vor allem für den Kurzstreckenverkehr konzipiert ist.

 

Euro 5 als Option

Neu ist, dass für alle Motoren ein „Euro 5-Paket“ erhältlich ist – nur der 2-l-Turbodiesel ist serienmäßig mit Dieselpartikelfilter, Oxidationskatalysator und Start&Stopp-Automatik ausgerüstet und erfüllt damit die ab 2012 verbindliche Euro 5 Abgasnorm. Bei unserem Testfahrzeug kostet das Paket 750,- Euro extra (zzgl. MwSt) – eine Inves-
tition, die sich sicher lohnt, wenn man an den Widerverkaufswert denkt. So viel zur Theorie – jetzt wollen wir sehen, was das Triebwerk in der Praxis leisten kann. Wir nehmen also in dem im Vergleich zum „alten“ Doblo deutlich komfortabler anmutenden Cockpit Platz. In unserer SX-Variante gehören die höhenverstellbaren Sitze zum Serienumfang, genauso wie Beifahrer-Airbag, Nebelscheinwerfer und die elektrisch verstellbaren und beheizbaren Außenspiegel. Die Ausstattungsqualität und Materialien bieten einen limou-
sinen-artigen Komfort – einzig die Bedieneinheit für die Außenspiegel gibt Anlass zur Kritik: Sie ist direkt in Höhe der Spiegel angebracht. So muss man sich vorlehnen, will man den Spiegel einstellen und kann nicht aus der Fahrposition heraus die passenden Einstellungen vornehmen. Etwas umständlich…

 

Rundum Einzelradaufhängung

Jetzt aber auf die Straße: Der mit einem gut abgestimmten Sechsgang-Getriebe verbundene Turbodiesel lässt uns im Stadtverkehr gut mitfließen, auch wenn sich der Motor im unteren Drehzahlbereich etwas schwer tut mit den zwei Passagieren und der Testlast von 450 kg. Die Gangwechselanzeige gibt dezente Hinweise, wenn wir in den nächsten Gang schalten sollen. So fährt man deutlich „niedertouriger“ – das spart Sprit und ist dank des starken Drehmoments auch nicht unangenehm. An der ersten roten Ampel bleiben wir stehen – und der Motor geht aus. Kein Fahrfehler, sondern die Start&Stopp-Automatik greift ein und spart noch einmal Sprit. Da muss man sich allerdings erst einmal dran gewöhnen. Es wird grün, wir treten die Kupplung, der Motor springt an und weiter geht es Richtung Autobahn A 57. Hier wollen wir testen, wie sich der Doblo bei höheren Geschwindigkeiten verhält – immerhin erreicht er eine Höchstgeschwindigkeit von über 160 km/h. Dabei hat er auch in den höheren Gängen genug Leistung, um einen Zwischenspurt beim Überholen einzulegen. Schön sind die niedrigen Fahrgeräusche, sehr angenehm ist das Fahrverhalten, dass auf dem Niveau eines Pkw ist. Dies ermöglicht die neu entwickelte Mehrlenker-Hinterachse mit Einzelradaufhängung. Sie sorgt aber nicht nur für Fahrkomfort, sondern ermöglicht dank ihrer raumsparenden Konstruktion auch eine verbesserte Laderaumhöhe.

 

Viel Stauraum

So bietet der neue Doblo bis zu 4,6 m³ Ladevolumen – laut Fiat bester Wert in dieser Klasse. Den Doblo Cargo Kastenwagen gibt es mit zwei Radständen und mit Flach- oder Hochdach. Unser Testfahrzeug mit Flachdach und kurzem Radstand bietet bei einer Gesamtlänge von 4,39 m eine Laderaumlänge von 1,82 m. Dank der Mehrlenkerachse ist die Ladekante nur 545 mm hoch und zwischen den Radkästen mehr Platz (1,23 m). Zudem kann durch das Hinzufügen eines Kurvenstabilisators die Nutzlast von 750 kg auf 1.000 kg erhöht werden. Auch das sind Bestwerte in diesem Marktsegment. Zugang zum Laderaum erhält man über die serienmäßigen asymmetrisch geteilten Heckflügeltüren. Auffallend hierbei der Griff – eher ein Bügel – mit dem sich die Türen auch problemlos öffnen lassen, wenn man Arbeitshandschuhe trägt. Standard in der SX-Variante ist auch die 700 mm breite Schiebetür (auch dies wieder Bestwert) auf der Beifahrerseite, zusätzlich ist auch eine Schiebetür für die Fahrerseite erhältlich. Bei unserem Fahrzeug wird der Laderaum durch eine Stahltrennwand mit Fenster vom Cockpit getrennt, Standard ist in der SX-Ausstattung eine einfache Stahltrennwand (mit Schalldämmung!). Wer es flexibler haben will, kann sich auch für ein geteilt drehbares Trenngitter entscheiden und die Laderaumlänge so auf knapp über 3 m erweitern.

 

ESP nicht serienmäßig

Wir verlassen die Autobahn und nehmen zügig die Ausfahrt – auch mit Last für den Doblo kein Problem, das Kurvenverhalten ist nicht anders wie bei einem Pkw. Wobei erwähnt werden muss, dass auch bei diesem Transporter ESP nur als Zusatzausstattung erhältlich ist. Für 490,- Euro bekommt man aber neben dem Fahrstabilitätsprogramm auch gleich einen hydraulischen Bremsassistenten sowie eine Berganfahrhilfe hinzu. Durch diesen „Hill Holder“ wird die Bremse beim Anfahren am Hang erst zwei Sekunden nach dem Loslassen des Bremspedals gelöst – so hat man genug Zeit, um vom Brems- auf das Gaspedal zu wechseln. Besonders angenehm ist das, wenn das Fahrzeug wie unser Testwagen schwer beladen ist oder einen Anhänger zieht.

Zurück in Ehrenfeld können wir beim Einparken noch schnell die Einparkhilfe hinten testen – auch wenn die Hecktüren bei unserem Fahrzeug verglast, eine sinnvolle Zusatzausstattung. Unser Fazit nach der Rundtour mit dem neuen Doblo Cargo: Das Fahrzeug verbindet angenehmen Komfort mit modernen, effizienten Antrieben und hohem Nutzen. Das hat allerdings auch seinen Preis: Zwar wird der Cargo in der Basisausstattung und mit Benzin-Motor schon ab 12.700 Euro (exkl. MwSt.) angeboten – unser Testfahrzeug kostet aber schon 19.920 Euro.

Dipl.-Ing. Olaf Meier,

Mönchengladbach

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