Sehen, Testen, Informieren

Mercedes-Benz präsentiert Lkw-Lösungen zum Anfassen

Mercedes-Benz hat mit dem Branchen-Informations-Centrum, kurz BIC, eine Möglichkeit geschaffen, verschiedene Komplett-Lkw kennenzulernen und zur Probe zu fahren. Für diejenigen, denen das BIC in Wörth zu weit ist, lud Mercedes-Benz im April zu einem eigenen Event in Hannover ein.

Jede Transportaufgabe, jedes Bauunternehmen, ja jeder Fahrer hat seine eigenen Anforderungen an einen Bau-Lkw. Viele Aspekte müssen abgewogen werden, bevor man sich für den Kauf eines Fahrzeugs entscheidet. Besuche auf Messen und beim Händler vor Ort sind obligatorisch – doch kann man hier nur eine begrenzte Zahl an (Aufbau-)Varianten eines Lkw sehen und vergleichen. Mercedes-Benz bietet daher mit dem BIC (Branchen-Informations-Centrum) vor den Toren des Lkw-Werks in Wörth bei Karlsruhe seit acht Jahren die Möglichkeit, sich „konzentriert“ aus einer Hand über Fahrgestelle und Aufbauten zu informieren. Der Lkw-Hersteller präsentiert hier ständig rund 150 Komplettfahrzeuge mit verschiedenen Aufbauten von 73 Herstellern zum Vergleichen und Testfahren an. Natürlich handelt es sich dabei nicht nur um Baufahrzeuge, aber dennoch findet sich hier vom Transportbetonmischer über diverse Kipper bis hin zu Spezialfahrzeugen eine ganze Bandbreite an Lösungen für die Baubranche. Der Kunde erhält hier nicht nur eine Beratung zu Fahrgestellen und Aufbau­ten, sondern kann sich branchenspezifische Komplett­fahrzeuge vorführen lassen sowie Lkw zur Probe fahren.

 

Vor Ort in Hannover

Für alle, denen der Weg nach Wörth zu weit ist, hat Mercedes-Benz jetzt zum zweiten Mal eine vergleichbare Präsentation in Hannover organisiert: Das BIC-Event Truck Pur. Rund 150 Lastkraftwagen mit Auf- und Anbauten aller Art wurden hier Ende April präsentiert. So zeigte Dautel zum Beispiel verschiedene Dreiseitenkipper, montiert auf Sprinter, Actros und Axor. Meiller konzentrierte sich auf Kipperlösungen für den Actros, Carnehl zeigte Sattelauflieger aus Hardox und Aluminium für den Fernverkehr. Hiab, Gergen und VDL präsentierten Abroll- bzw. Absetzkipper auf verschiedenen Fahrgestellen. Fahrmischer von Liebherr und Stetter, Pritschen mit Ladekran von Hiab, HMF, Palfinger  oder Fassi rundeten die gezeigte Lösungen für die Baubranche ab. Ein echter Hingucker war zudem die Autobetonpumpe S 52 SX von Schwing, deren
52 m hoher Ausleger die gesamte Ausstellung überragte. An jedem Exponat standen Experten für kompetente Fachgespräche bereit.

 

Lkw selbst „erfahren“

Doch wesentliches Element der BIC-Veranstaltung ist seit jeher auch das wortwörtliche „Erfahren“ der Lkw-Lösungen. So konnten die neuen Actros Baufahrzeuge auf einem Offroad- und einem StraßenParcours – zum Testen des automatisierten Schaltgetriebes Powershift – gefahren werden. Besonders spannend war das Mitfahren in Fernverkehrs-Lkw, die mit den aktuellen Sicherheits-Technologien von Mercedes-Benz ausgestattet waren. So konnte man in einem Sattelzug mit Telligent-Stabilitätsregelung mitfahren. Der Mercedes-Fahrer simulierte auf der Teststrecke, was passiert, wenn der Lkw zu schnell in eine Kurve fährt, z.B. bei einer Autobahnausfahrt. Viel zu schnell fuhr er bergab in die Kurve, riss „erschrocken“ viel zu stark das Lenkrad herum – und es passierte, was passieren muss: Der Lkw kippte – glücklicherweise wurde er von den am Auflieger montierten „Stützrädern“ aufgefangen.

Dennoch bleib ein mulmiges Gefühl bei den Passagieren in der Fahrerkabine. Dann das Gleiche noch einmal, jetzt aber mit
eingeschalteter Telligent-Stabilitätsregelung: Bevor der Sattelzug überhaupt die physikalische Grenze erreichte, registrierte ein Sensor das drohende Übersteuern. Die
Stabilitätsregelung reduzierte daraufhin
zunächst die Motorleistung und bremste in einer zweiten Stufe gezielt einzelne Räder ab, greift außerdem in die Bremsanlage
des Sattelaufliegers ein.

Ergebnis: Der Zug blieb in der Spur, die Stützräder wurden nicht benötigt. Noch eindrucksvoller war die Demonstration des Active Brake Assist (Notbrems-Assistent). Er basiert auf dem Radarsystem der Telligent-Abstandsregelung, mit dem automatisch der notwendige Abstand bei Fahrten auf Autobahnen und Fernstraßen eingehalten werden kann.

Im Notfall automatisch

Bremsen

Im Unterschied zur Abstandsregelung leitet der Active Brake Assist bei der akuten Gefahr eines Auffahrunfalls, z.B. auf ein langsam vorausfahrendes Fahrzeug, eine Vollbremsung ein. Er nutzt die drei Radarsensoren der Abstandsregelung, die innerhalb eines Bereichs von 7 bis 150 m in der Fahrspur vor dem Lkw fahrende Hindernisse in einem Bereich von drei Grad erkennen und dabei fortlaufend die Differenz-Geschwindigkeit zum vorausfahrenden Fahrzeug ermitteln.

Ist bei unverändert beibehaltener Verkehrssituation ein Unfall unvermeidlich, wird der Fahrer zunächst optisch durch ein rotes Dreieck sowie akustisch gewarnt, bei einer Verschärfung der Kollisionsgefahr zusätzlich mit einer Teilbremsung (Bremsleistung 30 Prozent). Reagiert der Fahrer nicht, leitet das System danach selbstständig eine Vollbremsung ein. Das System beeindruckt schon bei der Mitfahrt in der Lkw-Kabine – richtig Eindruck hinterließ es aber bei der Mitfahrt in vorausfahrenden Viano, der als „Hindernis“ diente: Hier hatte Mercedes eine Rückbank mit Blick nach hinten eingebaut. So konnte man wunderbar beobachten, wie der Axor von hinten heranrauschte und plötzlich – man wurde schon nervös – mit qualmenden Reifen voll in die Bremsen ging, begleitet von Hupe, Lichthupe und Warnblinklicht.

In der Demonstration waren die Geschwindigkeiten der beiden Fahrzeuge –
logischerweise – so abgestimmt, dass der Axor rechtzeitig hinter dem Viano zum Stehen kam. Dies wird in der Realität sicher nicht immer funktionieren, aber zumindest kann der Active Brake Assist die Kollisionsgeschwindigkeit erheblich herabsetzen und so die Folgen eines Auffahrunfalls deutlich reduzieren.

 

Web-Tipp

Unter www.mercedes-benz.de/bic kann man sich über die im BIC aktuell bereitstehenden Bau-Fahrzeuge informieren.

 

Veranstaltungs-Tipp

Am 09.10. und am 30.10.2009 veranstaltet das BIC in Ötigheim eine spezielle Kipperschau. Hier können Lkw nahezu jeder Radformel selbst gefahren werden – vom Atego 4x4 über den Actros 6x4 mit PowershiftGetriebe bis hin zum schweren 8x8 Actros. Die 18 gezeigten Lkw sind mit Kipperaufbauten der unterschiedlichsten – und wichtigsten – Hersteller ausgerüstet. Die Anmeldung erfolgt über den lokalen Mercedes-Händler.

Dipl.-Ing. Olaf Meier,

Mönchengladbach

... wesentliches Element ist
das wortwörtliche „Erfahren“
der Lkw-Lösungen!

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