Wer schaffen will, muss fröhlich sein
Darüber nachzudenken, was ist, was kommen könnte oder wird, wie man sich im Strudel der Zeit behaupten kann, das ist ein ganz normales Alltagsverhalten. Gleiten diese Überlegungen aber in permanente Grübeleien ab, dann gilt es gegenzusteuern. Nichts destabilisiert einen Menschen und – was gern vergessen wird – auch dessen Umgebung mehr als permanenter innerer Groll und anhaltende Schwarzseherei.
Keine Frage, Grund, sich aufzuregen und zu ärgern gibt es genug. Wer, wie der Autor, sich von seinem Finanzamt mit Stempel und Unterschrift bescheinigen lassen muss, dass er seine Einnahmen auch ordnungsgemäß versteuert bevor er von seinem Südtiroler Geschäftspartner seine Rechnungen bezahlt bekommt, dem kommen schon schwarze Gedanken; der fragt sich ob solcher (überwachungsstaatlicher) bürokratischer Kapriolen nicht unbedingtoptimistisch, was wohl auf den schon übergroßen Haufen an bürokratischerBevormundung noch getürmt werden mag. Von seinem eigenen Staat und dem Bevormundungsmonster EU.
Self-fulfilling Prophecy
Gleichwohl, allem Verdruss zum Trotz, es gilt zu bedenken: Der solchermaßen und durchaus auch zu Recht pessimistische Unternehmer riskiert, zum Opfer der eigenen schwarzen Gedanken zu werden. Psychologen nennen das eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Am Ende blockiert ihn sein eigener schwarz gefärbter Blick in die Welt mehr als alle Bürokratie, ruiniert er sich selber und sein Unternehmen mit seinem düsteren Tunnelblick.
Um Missverständnissen vorzubeugen, hier geht es nicht um positives Denken, um die Bereitschaft, sich die Welt an der Realität vorbei schön zu sehen. Hier geht es ganz nüchtern darum, die Welt so zu sehen und zu nehmen wie sie nun mal ist, bizarr, irrational, unberechenbar, voller größerer und kleinerer Stolpersteine…und sich davon nicht ins Bockshorn jagen zu lassen, sondern in diesem ewigen Hindernisparcours hellwach und beherzt den eigenen Weg zu suchen und zu gehen. Und sich dabei des Rats und der Unterstützung der Belegschaft zu versichern. Das verborgene Wissen und die „Weisheit“ der Firma richtig zu nutzen, kompensiert so manche bürokratische Kapriole. Zumal es meist größer ist als vermutet.
Ruhig Blut!
Es kommt also darauf an, sich selbst und dadurch auch seine Umgebung nicht irre zu machen und auch nicht irre machen zu lassen. Wer selber mutlos ist, scharrt mutlose Geister um sich. In seiner Gedichtsammlung ‚Lieder und Sprüche‘ gibt Theodor Fontane diesbezüglich einen beherzigenswerten Rat:
Du wirst es nie zu Tücht‘gem bringen
Bei Deines Grames Träumereien,
Die Tränen lassen nichts gelingen:
Wer schaffen will, muss fröhlich sein.
Wer sich bei allem und jedem unverzüglich aufregt oder aufregen lässt, den Kopf und die Contenance verliert, handelt, bevor er richtig überlegt und sich auch besprochen hat, tut sich keinen Gefallen. Alles verändert sich gleichzeitig und gleichzeitig immer schneller. Der Druck, mit der sich täglich wandelnden Welt unter Wettbewerbsbedingungen Schritt zu halten, lastet schwer auf Unternehmern, Arbeitnehmern, auf jedem von uns. Verständlich, dass das umtreibt. Doch wer sich gar zu sehr davon in Bann schlagen lässt, wird irre an den Umständen und sich selber. Die ständigen Grübeleien und Zukunftssorgen sind die großen Kräftefresser und Mürbemacher unserer Zeit. Wenn in dieser Situation etwas wirklich weiterführt, dann im Sinne Fontanes des heitere Gemüt. Sicher Dale Carnegies berühmter Satz „Sorge Dich nicht, lebe!“ mag abgegriffen sein, falsch ist er deshalb nicht. Ruft Carnegie doch zu nichts anderem auf als Fontane: beherzt auf das zuzugehen, was der Tag bringt und fordert und sich nicht von allen möglichen Bedenken und Befürchtungen und Vorschriften den Schneid abkaufen zu lassen.
Im Inneren liegt die Kraft
Nichts setzt mehr Kräfte frei als diese innere Einstellung und die sich daraus ergebende Haltung dem Leben gegenüber. Und nichts klärt und schärft den Blick fürs Wesentliche mehr als das. Und nichts ermutigt die Belegschaft und diesonstige persönliche Umgebung mehr als das.
Und die Quintessenz aus all dem? Ein wenig mentale Arbeit sollte für jeden – Unternehmer wie Arbeitnehmer – zur entlastenden Selbstverständlichkeit werden. Nachgewiesener Maßen stabiler in einer instabilen Welt steht, wer vor allem auf seine Selbstgespräche und seine Vorstellungen achtet.
Selbstgespräche und Handeln gehören zusammen. Je größer die Beanspruchung wird, desto intensiver unterhalten wir uns mit uns selber. Die entscheidende Frage ist nur, wie? Weniger Erfolgreiche thematisieren in ihren Selbstgesprächen überwiegend Selbstzweifel. Anders die Erfolgreichen. Sie bauen sich mit zuversichtlichen Gedanken auf. Erfolgreiche fokussieren sich in ihren Selbstgesprächen auf ihre Aufgabe. Weniger Erfolgreiche sind mehr von Ängsten und der Beschäftigung mit sich selbst und den Konsequenzen ihres Handelns eingenommen. Dadurch verunsichern sie sich selbst immer mehr und nehmen sich jede Möglichkeit zu gelasseneren, besonneneren und damit besseren Reaktionen.
Wer kann der kann
Nicht anders die Wirkung unserer Vorstellungen. Sie bestimmen und steuern unser Können, (richtig gelesen, jawohl, unser Können!) und entsprechend unser Handeln und Auftreten. Sie beeinflussen, was wir erleben und erfahren. Und wie wir auf andere wirken. Vorstellungen sind deshalb wichtige Prüf- und Führungsgrößen für unser Tun und Lassen. Ängstliche Vorstellungen oder ganz und gar das sich immer mehr ausbreitende Katastrophendenken machen befangen, unsicher und verengen das Blickfeld. Beherzte Vorstellungen bahnen Handeln vor und mobilisieren die geistig-seelischen Kräfte. Und auf nichts mehr kommt es doch wohl heute an. Für Unternehmer wie Mitarbeiter. Für jeden von uns.
Dipl.-Betriebswirt Hartmut Volk
Freier Wirtschaftspublizist
Redaktionsbüro Wirtschaft & Wissenschaft, Bad Harzburg
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