Wirtschaftskrise zieht auch
Bauinvestitionen in den Keller
Die Konjunkturkrise hat 2009 auch die Bauwirtschaft erreicht. Insgesamt ist im letzten Jahr die Bauproduktion in den 15 großen westeuropäischen Märkten um nahezu 9 % eingebrochen, auch für das laufende Jahr wird mit einem Rückgang von fast 3 % keine Besserung erwartet.
Nachdem von 2005 bis 2007 die Bauinvestitionen in Westeuropa preisbereinigt noch um gut 2 % pro Jahr zugelegt hatten, hat sich das Bild danach deutlich gewandelt. Für die Jahre 2008 bis 2010 wird addiert ein Rückgang der Bautätigkeit von nahezu 15 % erwartet. Dieser überaus deutliche Einbruch beruht allerdings auf unterschiedlichen Entwicklungen in den einzelnen Bausparten.
Am schnellsten und am deutlichsten sind die Bauinvestitionen im Wohnungsbau eingebrochen. Von 2008 bis 2010 wird hier sogar ein realer Rückgang von 21 % erwartet. Im Gegensatz zu den anderen Bausparten war hier bereits 2008 ein deutlicher Rück-gang zu verzeichnen, hervorgerufen durch das Platzen von Immobilienpreisblasen und die internationale Kapitalmarktkrise.
Die Investitionen im Nichtwohnungshochbau (öffentliche wie private Investoren) sollen von 2008 bis 2010 um insgesamt 13 % zurückgehen und sich damit nur etwas besser entwickeln als der Gesamtmarkt. Während allerdings die Zurückhaltung bei privaten Investoren – vor allem in der Industrie – deutlich ausgeprägter ist, sorgen im öffentlichen Hochbau die vielfältigen staatlichen Konjunkturprogramme noch für eine gewisse Stabilisierung.
Noch deutlicher wird dies im Bereich des Tiefbaus, wo die Konjunkturprogramme europaweit dafür sorgen, dass dieser im Dreijahreszeitraum nur minimal um 2 % zurückgehen soll. Der Rückgang im privaten Tiefbau wird hier durch die zusätzlichen Anstrengungen der öffentlichen Auftraggeber nahezu kompensiert.
Im Gegensatz zum westeuropäischen Durchschnitt soll Deutschland nach Einschätzung der Wirtschaftsforschungsinstitute zumindest auf dem Baumarkt deutlich besser abschneiden. Für den Zeitraum 2008 bis 2010 wird sogar ein Wachstum von 2 % erwartet. Ohne diese stabilisierende Funktion würde der Rückgang in Westeuropa erheblich höher ausfallen.
Noch deutlicher wird der drastische Absturz im europäischen Wohnungsbau, wenn man die stabilisierenden (und vom Volumen her überwiegenden) Bestandsmaßnahmen außer Acht lässt. Der Wohnungsneubau soll von 2008 bis 2010 real sogar um mehr als ein Drittel zurückgehen. Diese negative Entwicklung konzentriert sich auf die nach Deutschland vier größten westeuropäischen Baumärkte.
Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien verzeichneten 2007 gut 57 % der westeuropäischen Bauproduktionen sowie 60 % des Wohnungsneubaus. Diese vier Länder waren vom Absturz des Wohnungsneubaus besondern negativ betroffen. Innerhalb von nur drei Jahren sollen bis 2010 in diesen Ländern die realen Bauinvestitionen im Wohnungsneubau sogar um 54 % zurückgehen, davon allein in Spanien um 75 %. Der vorhergehende Neubauboom fand damit ein ebenso abruptes wie drastisches Ende. Dies gilt auch für die Zahl der fertig gestellten Neubauwohnungen, die im gleichen Zeitraum von gut 1,7 Mio. auf 750.000 zurückgehen soll. Negativer Spitzenreiter ist auch hier Spanien, wo viele Wohnungen am Markt vorbei aus spekulativen Gründen errichtet wurden. Waren 2007 noch 800.000 Wohnungen fertig gestellt worden, sollen es 2010 nur noch 120.000 sein.
Durch diesen deutlichen Rückgang wurde in den vier Ländern der gesamte Baumarkt stark in Mitleidenschaft gezogen. Auch hier fällt der Rückgang der realen Bauinvestitionen mit über 20 % deutlich höher aus als im gesamten westeuropäischen Markt. Im Zuge dieser Entwicklung verringerte sich der Marktanteil des Wohnungsneubaus in den betrachteten vier Ländern ebenfalls innerhalb von nur drei Jahren von 26 % auf 18 %.
Im Dezember 2009 rechneten die in der Euroconstruct-Gruppe zusammengeschlossenen Wirtschaftsforschungsinstitute für das Jahr 2011 mit einer realen Zunahme der westeuropäischen Bauinvestitionen von einem Prozent. Auch der Wohnungsneubau soll sich dann nach dem drastischen Einbruch der vorangegangenen vier Jahre wieder erholen und auf niedrigem Niveau sogar um 3 % zulegen.
Dipl.-Oec. Heinrich Weitz
E-Mail: heinrich.weitz@bauindustrie.de