Europa ist ein Wachstumsmarkt für WDVS
Das „1st International ETICS Forum“ des Europäischen Verbandes für Wärmedämm-Verbundsysteme (EAE) am 29.9.2010 in Brüssel war ein großer Erfolg. Mehr als 250 Teilnehmer aus allen Mitgliedsländern erlebten interessante Vorträge und Statements zu den politischen Rahmenbedingungen in Europa, zur Regulierungssituation, zu Innovationen und Technik sowie zu den unterschiedlichen Situationen in den Märkten der Mitgliedsländer. Gemeinsames Fazit: WDVS stehen in der europäischen Bauwirtschaft für höhere Energieeffizienz, mehr Klimaschutz und ökonomisches Wachstum. Bevor es in die einzelnen Schwerpunktbereiche ging, stellte EAE-Vize-Präsident Dr. Clemens von Trott den Verband in seiner derzeitigen Organisationsstruktur vor. Michaela Holl (EU-Kommission) und Richard Seeber als Vertreter des EU-Parlaments skizzierten anschließend den aktuellen Stand rund um die Directive on Energy Performance of Buildings (EPBD). Damit erreiche man künftig alle Gebäude in Europa, so Holl, bislang seien nur 27% durch die bestehenden Regelungen erfasst. Inhaltlich schreibt die Rahmenrichtlinie u.a. vor, Neubauten künftig als „Fast-Null-Energie-Haus“ zu errichten. Richard Seeber unterstrich die Bemühungen des EU-Parlaments, „Unverbindlichkeiten“ in den Regulierungen zur Energieeffizienz zu konkretisieren. Notwendig sei auch Vernetzung des Themas mit der Agrarpolitik auf EU-Ebene, etwa bei ökologischen Dämmstoffen.
Einen umfassenden Überblick über die Marktsituation für WDVS in Europa gab EAE-Präsident Lothar Bombös: „Energieeffizienz und Klimaschutz, Ökologie und Nachhaltigkeit fördern in Europa ebenso die Nachfrage nach WDV-Systemen wie der wachsende Modernisierungsmarkt und der Trend zu Rahmenbaukonstruktionen im Fertigbau, bei dem ebenfalls WDV-Systeme zum Einsatz kommen.“
Gerard Fleury schilderte als beratender Ingenieur die verglichen mit anderen Ländern recht bescheidene Ausgangssituation für WDVS in Frankreich: „WDVS haben hier keine richtige Tradition.“ Ab 2012 wird durch neue Gesetze eine Senkung des durchschnittlichen Primärenergiebedarfs bei Gebäuden von bisher 120 kWh/a auf maximal 50 kWh/a. angestrebt.
Die globalen Trends – wie von Lothar Bombös beschrieben – sind auch nach Meinung von Prof. Dr. Klaus Sedlbauer, Direktor des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik, „Innovationsbeschleuniger für die Baubranche.“ Energieeffizienz weiter zu verbessern sei für ihn vorrangig vor dem Ausbau erneuerbarer Energien. Bezogen auf WDVS blieben Dämmstoffdicken ebenso im Fokus der Innovationsentwicklung wie die Optimierung der Wärmeleitfähigkeitswerte.
Yves Grégoire (Entwicklungschef des Belgian Building Research Institute) und Chris Zijderveld (Präsident der Stiftung Passivhaus in Holland) gaben anschließend den Forums-Teilnehmer detaillierte Einblicke in die Marktsituation und die technischen Standards beim Einsatz von WDVS in Belgien und den Niederlanden. Die aktuellen Regulierungen für die ökologische Bewertung von Gebäuden in Form von Environmental Product Declarations (EPD) und Environmental System Declarations (ESD) erläuterten Prof. Dr. Horst Bossenmayer, Präsident des Instituts Bauen und Umwelt, und Johannes Kreissig (PE International). Erstmalig in Europa wurden die ESD für WDVS vorgestellt, damit werden Qualität und Systemtreue nachhaltig im Markt verankert.
Zum Abschluss lieferte der britische Star-Architekt Maxwell Hutchinson ein Bekenntnis zu energiesparendem Bauen mit WDVS: „WDVS ist für alle Architekten in Europa eine sehr gute Gelegenheit, Gestaltungsvielfalt, Ökologie und Ökonomie harmonisch miteinander zu verbinden.“