Ein Bauteil rein aus Holz und Erde
Entwicklung einer Lehm-Holz-MassivdeckeLeipfinger-Bader baut sein Angebot an energieeffizienten und nachhaltigen Systemlösungen am Bau weiter aus – zum Beispiel mit der Entwicklung einer Lehm-Holz-Massivdecke als Alternative zu herkömmlichen Stahlbeton-Konstruktionen.
Die Herstellung von Baustoffen ist für etwa ein Zehntel der globalen Treibgasemissionen verantwortlich. Im Sinne einer technologieoffenen Herangehensweise – mit dem Ziel der Dekarbonisierung – bringt Leipfinger-Bader derzeit die Entwicklung der Lehm-Holz-Massivdecke voran – unter der Feder von Julian Trummer, der das Konzept als Student an der TU München entwickelt hat und bei Leipfinger-Bader als Forschungs- und Entwicklungsingenieur tätig ist.
Gießen statt stampfen
In Anlehnung an die historische Stakendecke bildet bei dem Bausystem Holz eine feingliedrige Tragstruktur. In diese wird Lehm mit einer Rohdichte von 2.200 Kilogramm pro Kubikmeter gefüllt, um Raumabschluss, Brandschutz, Schallschutz und thermische Masse zu erzeugen. Der Gießprozess wird durch aus der Lebensmittelindustrie bekannte Fließmittel ermöglicht und ersetzt das zeit- und kostenintensive Stampfen. Damit können ähnliche Materialeigenschaften wie von Stampflehm zu einem Bruchteil der Kosten erreicht werden – ohne den CO2-Fußabbdruck, die Möglichkeit zum erneuten Verflüssigen oder die toxikologische Unbedenklichkeit des Materials zu beeinträchtigen. „Kern unserer Entwicklungen ist der Grundgedanke, dass ökologisches Bauen nicht auf Leuchtturmprojekte beschränkt bleiben darf. Erst wenn sie auch ökonomisch vertretbar sind, können ökologische Lösungen als wirksames Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel fungieren“, erklärt Julian Trummer.
Beton- und Ziegelbruch als Rohstoff
Da Lehm unter Wasserzugabe wieder formbar wird, können alle Komponenten der Massivdecke im Sinne des Kreislaufgedankens wieder problemlos voneinander getrennt und wiederverwendet beziehungsweise weiterverwertet werden. Auch einen möglichst hohen Rezyklatanteil strebt Leipfinger-Bader an. Während bereits heute Filterschlämme, die in Kieswerken als Abfallprodukt anfallen, die Basis des Lehmgemisches bilden, sollen die Sand- und Kiesanteile in Zukunft durch Beton- und Ziegelbruch ersetzt werden.
Auf dem Weg zur Industrialisierung
Die Entwicklung der Decke mit einer Spannweite von bis zu mehr als 6,50 Metern wird bei Leipfinger-Bader schrittweise weiter vorangetrieben. Der Schallschutz richtet sich dabei nach dem Flächengewicht von mindestens 250 Kilogramm pro Quadratmeter. Erklärtes Entwicklungsziel ist eine Feuerwiderstandsdauer von mindestens 90 Minuten. Manuell gefertigt, kommt die Lehm-Holz-Massivdecke in diesem Sommer bereits beim Neubau eines Bürogebäudes des Verbands für Ländliche Entwicklung Oberpfalz in Tirschenreuth zum Einsatz. Weitere Projekte befinden sich in der Pipeline. Langfristiges Entwicklungsziel ist eine voll automatisierte Produktion, um das Produkt wirtschaftlich herzustellen und für die breite Masse am Bau zugänglich zu machen – vom Designhaus bis hin zum sozialen Wohnungsbau.