Fachkräfte durch Social Recruiting
Mitarbeiter in Zeiten des Fachkräftemangels gewinnenBei Social Recruiting handelt es sich um die Personalbeschaffung über Social Media. Welche Plattform sich am besten dafür eignet, ist abhängig von der zu besetzenden Stelle.
„Menschen folgen Menschen - nicht Marken!“
Dustin Wittkowski, Social Media & Content Marketing Manager
© Dustin Wittkowski
Die bekannten sozialen Netzwerke wie Instagram, LinkedIn und Co. haben zwar viele Gemeinsamkeiten, unterscheiden sich jedoch stark hinsichtlich ihrer Nutzer. Hier zwei Beispiele: Ist ein Unternehmen aktuell auf der Suche nach Azubis oder Studenten, so ist TikTok die optimale Plattform. Knapp 52 % aller TikTok-Nutzer sind nämlich zwischen 13 und 24 Jahre alt (Quelle: Statista, Stand: 2022). Benötigt ein Unternehmen hingegen ausgelernte Talente oder Nachwuchskräfte, so bietet LinkedIn eine geeignete Anlaufstelle. Denn 59 % aller LinkedIn-Nutzer sind zwischen 25 und 34 Jahre alt (Quelle: Statista, Stand: 2022). In diesem Artikel beleuchte ich nun drei Wege, wie Unternehmer die Möglichkeiten des Social Recruitings für sich und ihr Unternehmen nutzen können.
Employer Branding
Contenterstellung in der Praxis
© Dustin Wittkowski
Der Schwerpunkt einer Marketingausrichtung sollte nicht mehr allein auf dem eigenen Produkt oder der angebotenen Dienstleistung liegen – viel mehr rückt die Stärkung der Arbeitgebermarke (engl. Employer Branding) zunehmend in den Fokus. Doch wo und vor allem wie präsentieren sich Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber?
Heutzutage informieren sich Jobsuchende überwiegend online. Social Media ist eine der wichtigsten Anlaufstellen, um sich einen ersten Eindruck von einem Unternehmen zu verschaffen. Wenn noch nicht geschehen, sollten Unternehmen ihre Unternehmens-profile auf allen relevanten Social-Media-Plattformen erstellen.
Mit der Profilerstellung allein ist es allerdings nicht getan. Regelmäßig geplanter und produzierter Content (dt. Inhalte) lässt sich plattformübergreifend posten. So arbeiten Unternehmen besonders zeit- und kosteneffizient. Viele Formate, wie zum Beispiel vertikale Kurzvideos, finden sich auf fast allen gängigen Social-Media-Plattformen wieder. Einmal produziert, können Inhalte also gleich auf mehreren Kanälen veröffentlicht werden.
Experimentierfreude und unternehmensnaher Content bilden die Grundlage: z.B. die Menschen vorstellen, die für das Unternehmen arbeiten, oder Einblicke in die Unternehmenskultur gewähren. Mögliche Vorurteile lassen sich entkräften, die gegen einen Job in einer Branche sprechen – auf diese Weise schenken Unternehmen den potenziellen Bewerbern einen aufklärenden Blick hinter die Kulissen der Firma. Auch wenn ein Unternehmen besondere Mitarbeiter-Benefits oder Weiterbildungsmöglichkeiten anbietet, ergibt dies Content für Social-Media-Beiträge. Denn alles, was positive Gefühle auslöst und für ein Unternehmen spricht, ist ausgezeichneter Content. Ja, auch die jährliche Weihnachtsfeier.
Eine weitere Möglichkeit ist die Einführung eines sogenannten Corporate-Influencer-Programms. Hier motivieren die Unternehmen ihre Angestellten dazu, auf Social Media aktiv über ihr Unternehmen zu berichten. Passende Workshops bieten Mitarbeitern einen tollen Anreiz und das Unternehmen profitiert langfristig von der digitalen Form der Mund-zu-Mund-Propaganda. Es gibt kaum einen authentischeren Weg im Social-Recruiting.
Active Sourcing
Menschen auf Jobmessen gezielt ansprechen? Genau das ist Active Sourcing – nur eben online. Vor allem Business-Netzwerke wie LinkedIn und Xing bieten sich hierfür an. Wobei letzteres mit einem enormen Nutzerrückgang zu kämpfen hat und durch LinkedIn allmählich abgelöst wird.
Eine hervorragende Voraussetzung für Active Sourcing ist die eigene Präsenz auf der entsprechenden Plattform – nicht als Unternehmen, sondern als Personalverantwortlicher der Firma. Bestenfalls haben sich Personalverantwortliche bereits ein eigenes Netzwerk mit zahlreichen Kontakten aufgebaut. Wenn nicht, ist das aber auch kein Hindernis.
Auf LinkedIn lassen sich alle Nutzer nach Qualifizierung und Berufserfahrung selektieren, da jeder bei der Profilerstellung seinen beruflichen Werdegang angibt. Dank der Suchfunktion können Personalverantwortliche Menschen mit dem gewünschten Jobprofil ausfindig machen und proaktiv auf interessante Kandidaten zugehen. Hierbei gilt jedoch, nicht zu aufdringlich zu sein und sich eine gut durchdachte Kommunikationsstrategie zu überlegen. Zu offensiv sein, das könnte im schlimmsten Fall dem Image schaden. Aus diesem Grund greifen Unternehmen auch gerne auf externe Headhunter zurück. Denn eines sollte man sich klar machen: Bei Active Sourcing handelt es sich um eine Rekrutierungsmethode, um Kandidaten aufzuspüren, die sich oft noch in einem Angestelltenverhältnis befinden. Kurz und knapp: Mitarbeiter von anderen Unternehmen abwerben – das erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl.
Paid Ads
Beispiel für eine Paid Ad, dargestellt in einem Handy-Template
© Dustin Wittkowski
Ein Inserat in der Zeitung lohnt sich heutzutage nicht mehr. Erfolgsversprechender sind bezahlte Werbeanzeigen auf den gängigen Social-Media-Plattformen: sogenannte Paid Ads. Durch die zur Verfügung stehenden Tools können die Wunschkandidaten gezielt angesteuert werden. Je nach Alter, Interessen und Qualifikation erreichen diese Anzeigen genau die Menschen, die für die offenen Stellen wirklich relevant sind. Immerhin geht es nicht darum, Werbeanzeigen für die breite Masse zu schalten, sondern geeignete Bewerber für Vakanzen zu finden. Bei einer Paid-Ad-Strategie besteht allerdings ein ständiger Optimierungs- und Anpassungsbedarf. Für Unerfahrene ist es also durchaus sinnvoll, eine externe Agentur zur Hilfe zu ziehen.
Fazit
In den kommenden Jahren erwartet uns in Deutschland ein erheblicher Fachkräftemangel. Unternehmen haben zwar volle Auftragsbücher, jedoch fehlt es ihnen an Personal, das diese Aufträge entgegennimmt und ausführt. Eine Neujustierung der Marketingstrategie wird erforderlich. Worauf warten? Unternehmen müssen bereits heute aktiv werden und die vielseitigen Chancen des Social Recruitings ergreifen.