Geschichte in Klinker
Fassade des neuen Mediencampus AachenDer neu erbaute Aachener Mediencampus sticht aus seiner industriellen Umgebung heraus. Durch den Einsatz des Fassadenklinkers Weimar HS vom Klinkerwerk Hagemeister wurde dabei eine fein texturierte, lebendige Gebäudehülle realisiert.
Im Osten der Stadt, zwischen Autobahn und Bahnstrecke, befindet sich im Industriegebiet Rotter Bruch der Mediencampus Aachen. Täglich werden hier Nachrichten produziert und hunderttausende Zeitungen gedruckt. Doch der Platz wurde in den vergangenen Jahren immer knapper. Längst hatte sich der Zeitungsverlag zu einem breit aufgestellten Medienhaus entwickelt. Um den geänderten Anforderungen gerecht zu werden, entschied sich die Aachener Verlagsgesellschaft für einen Umbau und zog als Planungsbüro die SSP AG hinzu. Das Team um Architekt Tilo Pfeiffer entwickelte verschiedene Varianten, die Bestandsgebäude zu restrukturieren – und schlug zusätzlich einen Neubau vor. Die Argumente überzeugten und so entwickelten die Planerinnen und Planer Gestaltungsansätze für das zukünftige Bürogebäude mit 240 Arbeitsplätzen.
Lange Fensterbänder, die an die endlosen Papierbahnen im Zeitungsdruck erinnern: Die Historie des Standorts spiegelt sich in der Fassade des neuen Aachener Mediencampus wider
© Jörg Hempel
Druckhistorie als Leitmotiv für Fassadengestaltung
Inspirieren ließ sich Pfeiffer für die Fassadengestaltung von der Historie des Standorts. Seit Jahrzehnten entsteht dort die Aachener Zeitung – das sollte sich auch in der Hülle des neuen Bürogebäudes widerspiegeln. Kilometerlange Papierbahnen, die in hoher Geschwindigkeit über die rotierenden Walzen der Druckmaschine laufen. Redakteurinnen und Redakteure, die Nachrichten „am laufenden Band“ produzieren. Diese Dynamik findet ihren Ausdruck in den langgezogenen Fensterbändern, die sich wie endlose Papierbahnen über die Fassade ziehen. Sogar so weit, dass sie über die Gebäudeecken hinaus reichen und aus bestimmten Perspektiven heraus tatsächlich endlos scheinen.
Mit dem Fassadenklinker Weimar HS im Dünnformat realisierte das Architekturbüro SSP AG eine zurückgenommene Gestaltung der Außenhaut
© Jörg Hempel
Im Kleinen findet sich dieser Ansatz auch in der Materialität der Fassade wieder: Klinker an Klinker, im versetzten Läuferverband angeordnet, mit linearer Grundstruktur im schmalen Dünnformat von 240 x 115 x 52 Millimeter. „Der zeitlose Werkstoff Klinker überzeugt in der Nah- und Fernwirkung. Aus der Ferne wirkt er ruhig und homogen, aus der Nähe wiederum sind Struktur und Textur erkennbar“, erklärt Pfeiffer. Für Besucherinnen und Besucher, die nah herantreten, hält der charakterstarke Fassadenklinker Weimar HS vom Klinkerwerk Hagemeister einige Besonderheiten parat: beige brennender Ton mit weißer Patinierung, dazwischen rötliche Akzent-Klinker sowie Steine mit Kohlestaub-Anhaftungen. Aus der Entfernung ergeben diese Merkmale eine lebendige Fassadenoptik.
Heller Farbton akzentuiert Feinheiten des Mauerwerks
„Klinker haben etwas Handwerkliches, Robustes, Bodenständiges. Das passt nicht nur zum Zeitungswesen, sondern auch zum Unternehmen, der Aachener Verlagsgesellschaft“, erklärt Pfeiffer seine Wahl des Rohstoffes. Für ein homogenes Erscheinungsbild fertigte Hagemeister die verschiedenen Klinker alle aus einem Brand. An der Fassade kamen Klinker mit klassischer Lochung zum Einsatz, am jeweils oberen und unteren Ende der Fassadenbänder jedoch Vollsteine. Damit soll Feuchtigkeitsproblemen vorgebeugt werden. Hagemeister Ansprechpartner Lorenz Lübbers ergänzt: „Die Entscheidung für Klinker zeigt sich nicht nur in der Ästhetik, sondern auch in der praktischen Langlebigkeit des Materials. Sie sind darauf ausgelegt, den Herausforderungen des Wetters und der Zeit nachhaltig standzuhalten.“
Der Mediencampus Aachen überzeugt mit seiner charakterstarken Gestaltung zahlreiche Fachjurys, unter anderem die des BDA Architekturpreises Aachen 2023 und des IDA Design Awards
© Jörg Hempel
Dass es ein heller Farbton werden sollte, stand laut Pfeiffer von Beginn an fest. Ein klassisches Rot entsprach nicht den Vorstellungen des Architektenteams, auch ein dunkler Farbton würde nicht die gewünschte Wirkung erzeugen. Der helle Ton jedoch steht bewusst in spannendem Kontrast zu den Fensterbändern, die je nach Perspektive und Lichtverhältnissen häufig dunkel wirken. Dieser Gegensatz verstärkt die moderne Ästhetik der Fassade und lässt das Gebäude aus unterschiedlichen Blickwinkeln immer wieder neu erscheinen. Zudem trägt der helle Farbton zur Aufhellung des Gesamtbildes bei, hebt die strukturellen Details und Feinheiten des Mauerwerks besonders hervor und bringt ein positives Rückstrahlverhalten (Albedo-Effekt) im Sinne des SSP-Nachhaltigkeitslabels GreytoGreen mit sich.