Großes Gebäude fürs Gesetz
Strafjustizzentrum zeichnet sich durch riesige Dimensionen ausDer Neubau des Münchner Strafjustizzentrums ist das größte Hochbauprojekt des Freistaats Bayern. Seine Fassade wurde mit Polycon-Elementen verkleidet, die eine schöne Sichtbetonoptik bieten und vergleichsweise leicht sind.
Das neue Strafjustizzentrum ist aktuell das größte Hochbauvorhaben in ganz Bayern. Es umfasst eine Nutzfläche von 5,5 Fußballfeldern.
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Derzeit entsteht am Münchner Leonrodplatz ein neues Strafjustizzentrum. Es umfasst eine Fläche von 39.000 Quadratmetern – was der von 5,5 Fußballfeldern gleichkommt. Und es hat ein Volumen von 450.000 Kubikmeter – was dem von 675 Reihenhäusern entspricht. In dem Gebäude sollen künftig 1.300 Mitarbeiter von sieben Justizbehörden arbeiten. Hierfür umfasst es 840 Büros, eine Tiefgarage mit 400 Stellplätzen sowie 54 Sitzungssäle, deren größter auf eine Besucherzahl von 200 Personen ausgerichtet ist. Angesichts dieser Daten wird schnell klar: Das Objekt gehört zu den größten Hochbaustellen des Freistaates Bayern.
Die Fassade des Gebäudes umfasst eine Fläche von 21.000 m².
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Der Haupteingang des Gebäudes befindet sich am Leonrodplatz.
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Architektur
Entworfen wurde es von dem Architekturbüro Frick Krüger Nusser Plan2 GmbH aus München, das in einem nicht offenen Wettbewerb den ersten Preis gewann. Die Planer sahen für das Gebäude eine kompakte Blockrandbebauung mit drei begrünten Innenhöfen vor. Das Objekt ist überwiegend fünf- bis sechsgeschossig. Der Haupteingang jedoch hebt sich mit seinen sieben Stockwerken und einem verglasten Fassadenrücksprung vom Rest des Gebäudes ab. Insgesamt zeichnet sich die Fassade durch ihre Transparenz und feine Gliederung aus. Gleichmäßig über die gesamte Fläche sind circa 9 Quadratmeter große Fenster angebracht, die von hellgrauen Polycon-Elementen umrahmt werden.
Glasfaserverstärkter Beton
Diese bestehen aus einem feuerfesten (A1) Verbundbaustoff, der das Erscheinungsbild von Sichtbeton hat – aber im Vergleich zu herkömmlich erzeugten Betonfertigteilen einen wichtigen Vorteil bietet: Die Fassadenelemente aus Glasfaserbeton sind mit einer durchschnittlichen Wandstärke von 16 Millimeter um einiges dünner. Deshalb wird bei ihrer Herstellung nur ein Bruchteil der sonst üblichen Zementmenge verbraucht. Dadurch fällt wesentlich weniger CO2 an und die Umwelt wird geschont. Die Polycon-Herstellung ist darauf ausgerichtet dreidimensionale Elemente zu fertigen. Ein Aspekt, der beim Strafjustizzentrum extrem wichtig war. Denn sowohl seine stehenden als auch die liegenden Fassadenelemente sind in unterschiedliche Richtungen räumlich ausgeformt. Zudem musste ein Teil von ihnen die Führungstechnik der Außenverschattung aufnehmen und die Fassadenverkleidung dementsprechend ausgebildet sein.
Beim neuen Strafjustizzentrum handelt es sich um eine kompakte Blockrandbebauung mit drei begrünten Innenhöfen.
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Die Fassadenelemente bestehen aus Glasfaserbeton.
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Ein Teil der Fassadenplatten musste die Führungstechnik der Außenverschattung aufnehmen.
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Die Fassadenelemente sind dank ihrer durchschnittlichen Wandstärke von nur 16 mm sehr dünn und dementsprechend leicht. Das Material eignet sich hervorragend für dreidimensionale Formen.
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Planung und Lieferung
Koordiniert und ausgeführt wurde sie von der Firma Conae, dem Polycon-Vertragspartner im deutschsprachigen Raum. Ihre Mitarbeiter berieten auch die Ingenieure des Büros Drees & Sommer aus München, das die Planung der Gebäudehülle übernahm. Wichtige Aspekte waren hierbei unter anderem die Frage, welche maximalen Spannweiten mit dem Material möglich sind, und welche Farbe gewünscht ist. Zum Service von Conae gehörte auch, dass die Mitarbeiter die statische Berechnung der glasfaserverstärkten 3D-Elemente durchführten. Dabei legten sie besonderes Augenmerk darauf, dass diese einfach zu montieren sind: Sie müssen lediglich an vier Punkten in das Befestigungssystem eingehängt werden. Zusammen mit ihrem vergleichsweise geringen Gewicht haben die Polycon-Elemente für den Fassadenbauer den Vorteil, dass er die Gebäudehülle schnell und problemlos montieren kann.
Größe und Logistik
Insgesamt waren für dieses riesige Objekt mehr als 5.000 Fassadenelemente (entspricht etwa 16.500 Quadratmeter abgewickelter Betonfläche) erforderlich. Conae hat bereits bei vielen anderen Gebäuden bewiesen, dass es in der Lage ist, solch große Projekte zuverlässig und partnerschaftlich zu bewältigen. Eine nicht ganz einfache Aufgabe, wenn man bedenkt, was alles berücksichtigt werden muss. Hier nur drei Beispiele: Erstens: Wer schon einmal mit pigmentiertem Beton gearbeitet hat, weiß, dass es nicht immer ganz einfach ist, stets eine gleichmäßige Farbe zu gewährleisten. Der Lieferant hat dies mithilfe von eingefärbtem Weißzement gelöst. Zweitens: Es war vereinbart, dass der Hersteller die Führungsschienen der Außenjalousien in das Fassadensystem integriert. Diese sind mit einem Motor ausgestattet, der möglichst keinen Staubbelastungen ausgesetzt werden sollte – bei der Betonherstellung geht es aber in der Regel staubig zu. Um dem gerecht zu werden, hat der Hersteller eine zusätzliche Halle angemietet, die einzig dafür genutzt wurde, die Schienen und Aussteifungselemente zu montieren. Drittens: Auch bei einer so großen Stückzahl achtet der Hersteller äußerst genau darauf, dass die dreidimensionalen Elemente sehr geringe Bautoleranzen haben. Sollte es aber dennoch ausnahmsweise einmal erforderlich sein, lassen sie sich ganz einfach vor Ort kürzen. All diese Aspekte waren sicherlich ein Grund dafür, warum sich die Verantwortlichen für Conae entschieden. Die Fertigstellung des gesamten Gebäudes ist für 2024 geplant.